News

Zahnarztpraxis soll barrierefrei werden

Noch immer sind zu wenige Arztpraxen in Deutschland barrierefrei für Rollstuhlfahrer zugänglich. Der "Abbau von Barrieren ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen", sagt KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer mit einem Appell an die Bundesregierung. Gleichzeitig gibt es bereits eine Reihe von Aktivitäten seitens der Zahnärzteschaft, um die Zahnärzte bei der barrierefreien Ausstattung ihrer Praxis zu unterstützen.


Gerade mal 15 Prozent der Praxisräume sind für Rollstuhlfahrer geeignet, damit schneiden die Zahnärzte und Kieferchirurgen von allen ärztlichen Berufsgruppen am schlechtesten ab. Foto: proDente e.V.


Ein stufenfreier Zugang, Aufzug, Behindertenparkplätze und behindertengerechte Toiletten –  in Zahnarztpraxen ist das heute noch eine Seltenheit. Gerade mal 15 Prozent der Praxisräume sind für Rollstuhlfahrer geeignet, damit schneiden die Zahnärzte und Kieferchirurgen von allen ärztlichen Berufsgruppen am schlechtesten ab. Etwas besser ist die Ausstattung der Arztpraxen für Allgemeinmedizin, hier verfügen 22 Prozent über einen ebenerdigen oder für Rollstühle geeigneten Zugang oder einen Aufzug. Dies geht laut “Süddeutscher Zeitung” aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor.

Das Problem ist der Zahnärzteschaft bewusst, sie bekräftigt ihr Ziel, allen Menschen einen barrierearmen Zugang zu einer bedarfsgerechten Versorgung zu ermöglichen: “Allerdings erfordert das erhebliche Investitionen, an denen auch die Krankenkassen angemessen beteiligt werden müssen. Entsprechende Belastungen können nicht den Zahnärzten allein auferlegt werden, denn der Abbau von Barrieren ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen”, nimmt der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Wolfgang Eßer zu dem Bericht Stellung. Er appelliert erneut an die Bundesregierung, ein Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau aufzulegen, um zusätzlichen Spielraum für die barrierearme Ausgestaltung von Praxen zu schaffen.

KVZB kündigt virtuellen Rundgang durch barrierearme Zahnarztpraxis an

Gleichzeitig  gibt es bereits eine Reihe Aktivitäten seitens der Zahnärzteschaft, um die Zahnärzte bei der barrierefreien Ausstattung ihrer Praxis zu unterstützen: Die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen bieten umfangreiche Beratungsdienstleistungen zu dem Thema an. Auf ihrer Website hat die KZBV einen Kriterienkatalog für eine barrierearme Praxis veröffentlicht. Neue Zahnarztpraxen würden nach derzeit gültigen Bauvorschriften zudem in der Regel barrierearm errichtet.

Anfang August soll unter www.kzbv.de ein virtueller Rundgang durch eine barrierearme Zahnarztpraxis online gehen. “Die multimediale Anwendung informiert Zahnärzte aus der Perspektive eines Patienten mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung, einer Hörbeeinträchtigung oder einer Sehbeeinträchtigung, welche Barrieren in einer Praxis auftreten und wie diese beseitigt werden können“, kündigte Eßer an.

BZÄK: Fortbildungen für Zahnärzte zum Thema barrierefreie Arztpraxen

Aber nicht nur die baulichen Hürden können im Weg stehen. Deshalb greift die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) mit Fort-und Weiterbildungen das Thema auf. „Barrierefreiheit ist viel umfassender zu interpretieren: Für uns (Zahn-)Mediziner ist es das Inkludieren Aller, um gesundheitliche Chancengleichheit zu bewirken“, sagte der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Professor Dr. Dietmar Oesterreich. 

Unter Schirmherrschaft der BZÄK findet Anfang Oktober der Weltkongress der International Association for Disability and Oral Health in Berlin statt. Im Fokus steht der wissenschaftliche Austausch zwischen Zahnmedizinern aus der ganzen Welt, die sich der zahnmedizinischen Betreuung und Forschung von Patienten mit „Special needs“ widmen. Für betroffene Patienten gibt die BZÄK zudem Praxisführer mit Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten heraus.