Gemeinnützige Studienförderung des Vereins für Zahnhygiene e.V.

Zahnärztliche Verantwortung bei der Früherkennung von Mundhöhlentumoren



Das zahnärztliche Team spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung potenziell tödlicher Tumoren der Mundhöhle. Eine vom Verein für Zahnhygiene e.V. geförderte Studie der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und dem Pathologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) fokussiert das Beispiel der Früherkennung des adenoidzystischen Karzinoms (ACC).

Dieser seltene und in fortgeschrittenen Stadien aggressive Tumor der kleinen Speicheldrüsen besitzt bei früher Diagnose eine sehr gute Prognose. Im Bild (v.l.) Dr. Lukas Greber und Prof. Dr.  Stephan Ihrler.

Früherkennung: Der Schlüssel zu besseren Überlebenschancen
Tumoren der Speicheldrüsen machen etwa 4 % aller Kopf-Hals-Tumoren aus, wobei davon circa 20 % in den kleinen Speicheldrüsen auftreten. Zahnärzte sind oft die Ersten, die Frühindikatoren solcher Tumoren in Form von Schwellungen in der Mundhöhle erkennen können. Besonders das ACC stellt aufgrund seiner langsamen, aber stetigen Progression und hohen Neigung zu Rezidiven und Metastasierung ein erhebliches Risiko dar. Eine frühzeitige Überweisung an Spezialisten ist daher von größter Bedeutung. „Der entscheidende Faktor liegt im frühzeitigen Erkennen, der korrekten Interpretation und geeigneten diagnostischen Maßnahmen, um eine gute Prognose zu gewährleisten, betont Dr. Lukas Greber von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es ist notwendig, die gesamte Mundhöhle gründlich zu inspizieren und nicht nur die Zähne in den Fokus zu nehmen. Nur durch eine umfassende Untersuchung auch der Schleimhäute können potenzielle Tumoren frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt werden.

Diagnostische Herausforderungen und der potenziell lebensrettende Einfluss von Zahnärzten
Die histopathologische Diagnostik von Speicheldrüsentumoren ist aufgrund ihrer enormen Vielfalt und Seltenheit komplex. Bei Verdacht auf ein ACC ist eine präzise histologische Untersuchung unerlässlich, um die beste Therapie zu planen. Die Studie von Dr. Greber und Prof. Ihrler zeigt, dass das zahnärztliche Praxisteam im Alltag die Gelegenheit haben kann, durch rechtzeitiges Handeln das Leben von Patienten zu retten. Statistisch gesehen hat jeder Zahnarzt etwa zweimal in der beruflichen Laufbahn die Möglichkeit, durch die Früherkennung eines Tumors der kleinen Speicheldrüsen lebensrettend einzugreifen – eine Aufgabe, die mit der eines Piloten verglichen werden kann, der in einer Notsituation ein Flugzeug sicher landen muss.

Empfehlungen für Zahnärzte
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass Zahnärzte bei auffälligen Veränderungen der Mundschleimhaut, die innerhalb von zwei Wochen trotz Therapie keine Besserung zeigen, eine histologische Begutachtung veranlassen sollten. Hierbei ist die Weitergabe von Lokalisation, Größe, klinischem Befund und Verdachtsdiagnose (idealerweise auch mit prä- und postoperativen Lichtbildern) für eine optimale histopathologische Diagnostik essenziell, unterstreicht Prof. Dr. Ihrler aus dem Pathologischen Institut der LMU. Im Rahmen der Studie wurde ein Begutachtungsbogen erstellt, der es ermöglicht, alle relevanten Informationen schnell und unkompliziert zu erfassen. Beim Verdacht auf Tumoren der kleinen Speicheldrüsen wird eine sofortige Überweisung zum Spezialisten empfohlen.

Fazit
Die jährliche, gründliche Untersuchung der gesamten Mundhöhle sollte fester Bestandteil jeder zahnärztlichen Routineuntersuchung sein. Ein enger Austausch mit Pathologen hilft, die Früherkennung und damit die Überlebenschancen von Patienten mit Mundhöhlentumoren zu optimieren.

Quelle: Verein für Zahnhygiene e.V.