Implant 2015 – Auftakt der 7. Gemeinschaftstagung von DGI, ÖGI und SGI

Workshops eröffnen den Implantologenkongress in Wien

Traditionell startete die Gemeinschaftstagung von DGI, ÖGI und SGI in Wien heute mit den Workshops der Goldsponsoren und Founding Goldsponsoren ins das Kongressprogramm. Mit der Augmentation stand dabei ein Thema gleich in mehreren Vorträgen im Fokus.



Um 9 Uhr morgens standen drei Workshops der Goldsponsoren bereit, die ersten Kongressteilnehmer auf den neuesten Stand der implantologischen Behandlungsoptionen zu bringen. Den Workshop von Zimmer Biomet nutzte Krista Strauß, gesamtverantwortlich für die Dentalsparte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, für eine kurze Einordnung der noch recht frischen Fusion des Implantatherstellers. Die „Vereinigung zweier etablierter Marken“ biete viele Möglichkeiten. „Wir wollen bei den Innovationen ganz vorne dabei sein, deshalb freuen wir uns auch auf einen Austausch mit unseren Kunden während des Kongresses“, erklärte Strauß.  Ziel von Zimmer Biomet sei, bis 2020 zu den Top drei Unternehmen im Implantmarkt zu gehören.

Dr. Michael Weinländer, niedergelassen in Wien, stellte dann sein ästhetisches Praxiskonzept vor, dass er „Scan-plan-place-restore“ nennt. Eine direkte, verschraubte Versorgung auf dem Implantat ermöglicht dabei eine „One piece solution“. Er favorisiert eine zementfreie Lösung auch wenn es Fälle gibt, bei denen die 3D-Implantatinklination schwierig ist. „Aber zementfrei macht das Leben einfacher.“

Nachbarzähne unbedingt mit versorgen

Lösungsansätze bei Knochenverlust oder Papillenverlust mittels restaurativer Therapie vermittelte Dr. Daniel Engler-Hamm, niedergelassen in München, im Anschluss. Wie viel restaurative Therapie brauchen wir an den Nachbarzähnen, lautete seine Frage dabei. Engler-Hamm sieht keine Möglichkeit für ein ästhetisches Ergebnis, wenn „wir die Nachbarzähne nicht mit versorgen“. Besonders hohe Priorität für die Entscheidung zu bestimmten Behandlungsoptionen haben für ihn die Patientenerwartungen an das Ergebnis.

PD Dr. Stefan Fickl beschäftigte sich mit kritischen Bereichen in der ästhetischen Zone, darunter der Athrophie nach Zahnextraktion, Gewebsverlust durch Remodeling, vorhersagbare Augmentation und benachbarte Implantate.

Individueller Fall entscheidet über Therapieoption

Dabei schaute Fickl immer auf den Einzelfall. Denn: „Es gibt  Fälle, die sich für allogenes Knochenersatzmaterial eignen, andere eignen sich eher für xenogene Knochenersatzmaterialien.“ Sein Tipp: Für einen Pontic empfiehlt er xenogenes Material, da hier Volumen benötigt wird. Bei der defekten Alveole sieht Fickl das allogenen Material klar vorne. „Bei intakter Alveole können Sie beides machen. Hier scheinen alle Materialien geeignet.”

Die drei Referenten nutzten nach ihren Vorträgen die Zeit, eigene Fälle vorzustellen und Behandlungsoptionen mit den Teilnehmern, teilweise auch kontrovers, zu diskutieren. Im Workshop von Osstem Implant zeigte Dr. Dr. Matthias Kaupe, niedergelassen in Düsseldorf, zudem minimalinvasive Techniken der Sinusbodenaugmentation.

Alternative für die prothetische Versorgung

Für DENTSPLY Implants stellte Dr. Marko Degidi, Bologna, eine Alternative für die prothetische Versorgung vor: das von ihm entwickelte WeldOne-Verfahren. Dadurch lassen sich stabile, spannungsfrei sitzende Gerüstkonstruktionen für provisorische und dauerhafte Versorgungen am Tag der Implantation erstellen. Das WeldOne-Konzept basiert auf dem Prinzip der Widerstands-Punktschweiß-Technologie. Mit einer intraoralen Schweißeinheit und speziellen Schweißkomponenten wird ein Titandraht am Aufbau permanent befestigt, und zwar mit der Energie, die eine optimale Schweißverbindung gewährleistet.

Degidi ging die Technik mit den Teilnehmern Schritt für Schritt an einem Fallbeispiel durch. Es dauert länger das zu erklären, als es anzuwenden, erklärte er augenzwinkernd. Degidi selbst wendet das Verfahren seit zwölf Jahre an. „Wenn die Implantate gut gesetzt sind, funktioniert es einwandfrei.“ Die weiteren Vorteile: die Methode ist kostengünstig und bietet trotzdem eine widerstandsfähige Prothetik. Sie ist zudem für den Oberkiefer und den Unterkiefer geeignet. Auch teilprothetische Fälle sind möglich.

Gute Stabilität ist ausschlaggebend für den Erfolg

Degidi erklärte, dass er üblicherweise für die Implantation der WeldOne-Methode durchmessereduzierte Implantate verwendet. „Das ist kein Problem, denn durch das Gerüst erhalten wir trotzdem eine gute Stabilität.“ Und für den Italiener ist eine gute Stabilität ausschlaggebend für eine gute Ästhetik. Besonders vielversprechend sieht er eine Kombination dieser analogen Methode mit digitalen Techniken, etwa bei der digitalen Planung der richtigen Implantatinsertion.

Nicht vergessen dürfte man zudem die funktionierende Hygiene bei dieser Methode. Der Patient könne die Prothetik zwar nicht selber entfernen, aber in der Praxis sei dies mit einem speziellen Instrument problemlos für die Prothesenreinigung möglich.

Im Anschluss zeigte PD Dr. Christian Mertens, Heidelberg wie digitale Therapiekonzepte zur Implantatversorgung zahnloser Patienten verwendet werden können.

Ein detaillierter Blick auf die Augmentation

Bei Geistlich Biomaterials drehte sich im Workshop alles um die Augmentation. Dr. Beat Wallkamm, Langenthal (Schweiz), beschäftigte sich zunächst mit der Guided Bone Regeneration, bevor Prof. Dr. Frank Schwarz, Düsseldorf, sich die Blockaugmentation genauer anschaute.

Autogene Knochenblöcke stehen für ihn auf einem sehr strengen Prüfstand. Seine nachlassende Begeisterung begründete er vor allem mit der Ersatzresorption und der negativen Bilanz bei der Remodulation. „Auch die Datenlage zu autogenen Knochenblöcken ist sehr schlecht.“ Als Alternative sieht Schwarz equine Blöcke mit Kollagen-Anteil. Besonders bei der lateralen Augmentation könnten diese „Knochenblöcke aus der Blisterverpackung“ überzeugen.

Möglichkeiten und Grenzen digitaler Technik

„Geahnt. Versucht. Misslungen. Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Technik“, lautete das Thema von Dr. Martin Gollner, Bayreuth, und ZTM Stefan Picha aus Fürth. Sie demonstrierten im CAMLOG-Workshop, welche Vorteile „DEDICAM“ Zahnärzten und Zahntechnikern beim Einstieg in den digitalen Workflow bringt. Egal welches System, ob CAMLOG oder CONELOG, bei der Schnittstelle Implantat/Implantatprothetik sei die exakte Planung der Erfolgsgarant, betonte Gollner.

Zusammen mit ZTM Picha zeigte er die Vorteile von DEDICAM-Dienstleistungen für Praxis und Labor, vom Support rund um das Thema CAD/CAM über die Verarbeitung offener STL-Datensätze bis hin zu Konstruktionstipps und Anwendungsempfehlungen für die CAD-Software. Damit habe der Zahnarzt die Gewähr, dass seine Arbeiten dauerhaft ohne Schraubenlockerungen und Brüche funktionieren. PD Dr. Dieter Busenlechner, Wien, lieferte Antworten auf die Frage „Wie universell kann ein Implantat-System sein?“ Erfüllt werden müssten etwa die Grundbedürfnisse, eine raue Implantatoberfläche sollte es sein, die Innenverbindung müsse gut funktionieren und, falls eine Sofortimplantation indiziert sei, müsse eine ausreichende Primärstabilität vorhanden sein.

Erweiterte chirurgische und prothetische Versorgungsoptionen konischer Implantate mittels augmentativer Verfahren standen im Fokus des Straumann-Workshops mit Dr. Jochen Tunkel, Bad Oeynhausen. Er stellte die Vorteile des neuen Bone Level Tapered Implantats vor und betonte, dass er kaum noch die Tissue Level-Implantate verwende.

40 Jahre Sofortimplantation und Sofortversorgung

40 Jahre Sofortimplantation und Sofortversorgung standen im Fokus des Nobel Biocare-Workshops. Die  Referenten Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz, Prof. Dr. Georg Mailath-Pokorny, Wien und Univ. Prof. DDr. Gabor Tepper, Wien, lieferten sich eine spannende Diskussion in Sachen Mikro-Gap, also dem Spalt zwischen Implantat und der Alveolenwand. An dieser sogenannten „Jumping Distance“ scheiden sich bekanntlich die Geister.

Unterschiedliche Ansichten hatten die Referenten auch hinsichtlich der implantologischen Versorgung von PA-Patienten. Während Tepper durchaus auch für die Sofortimplantation und das All-on-4-Konzept plädierte, bevorzugt es Wagner beispielsweise, PA-Patienten vorab ausreichend zu therapieren. In seiner Klinik implantiere er ohne Vorhandensein der bukkalen Lamelle jedoch sofort. Dass dies funktioniere, sei in einer bereits publizierten Studie (21 Patienten) nachgewiesen.