40. Internationalen Dental-Schau 2023 

Wettbewerb der Ideen

Die Vorbereitungen zur Internationalen Dental-Schau (IDS) 2023 vom 14. bis zum 18. März 2023 gehen in die heiße Phase. Wie sie laufen und was die Besucher in den Kölner Messehallen erwartet, erläutert Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI).


IDS 2021 Anmeldung

© Koelnmesse GmbH


Herr Pace, Sie sind als Vorstandsvorsitzender des VDDI so nahe dran an den Vorbereitungen rund um die IDS 2023 wie kaum ein anderer. Es ist nicht mehr so lange hin bis März 2022. Wie aufgeregt sind Sie?
Pace: Wenn Sie an dem Top-Ereignis der Branche federführend beteiligt sind, sind Sie in gewisser Weise auch aufgeregt, aber keinesfalls nervös. Denn wir, damit meine ich das gesamte IDS-Team, agieren auch mit einer gewissen Coolness. Sie rührt daher, dass wir sehr erfahrene Messeprofis sind und diesmal mit hoher Sicherheit wieder auf einen Erfolg zusteuern. Allein die Anmeldungszahlen mit derzeit schon deutlich über 1.000 Ausstellern sowie weiteren 400 Ausstellern auf den zahlreichen internationalen Gemeinschaftsständen geben uns großen Aufwind.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf den Wettbewerb der Ideen, auf Neuentwicklungen von Produkten und Systemlösungen. Die Besucher der IDS vergleichen auf der Messe viele Lösungsvorschläge für die Herausforderungen in Zahnmedizin und Zahntechnik, und dann entscheiden sie sich: „Dieses Konzept passt genau in meine Praxis, jenes Produkt ist die richtige Ergänzung für mein Labor, und über ein drittes spreche ich noch einmal im Detail mit meinem Dentaldepot.“ Durch ihren Informationsvorsprung aus dem IDS-Besuch sichern sich Zahnärzte, Zahntechniker und ihre Teams einen Wettbewerbsvorteil. Und auch die ausstellenden Unternehmen sehen, wo sie stehen und in welche Richtung sie ihre Konzepte und Produktsortimente bis zur nächsten IDS idealerweise weiterentwickeln könnten.

Die IDS 2021 liegt erst anderthalb Jahre zurück. Normalerweise ist der Abstand zwei Jahre. Außerdem bewegen wir uns global im Multikrisenmodus. Wie innovativ kann unter diesen Rahmenbedingungen die Dentalindustrie überhaupt sein?
Die erste IDS fand im Jahr 1923 statt. Das dürfte sogar ein noch schlimmeres Krisenjahr gewesen sein. Dennoch haben die Besucher damals das „Schaufenster der dentalen Innovation“ mit großer Neugierde und professionellem Blick in Augenschein genommen. Das hat seinen Grund: Die Dentalbranche existiert zwar nicht völlig unabhängig vom ökonomischen und geopolitischen Umfeld, aber der Bedarf nach zahnmedizinischen und zahntechnischen Leistungen ist immer vorhanden. Ich habe sogar das Gefühl, dass zurzeit erstens ein gewisser Nachholbedarf besteht und zweitens die Menschen allgemein für Gesundheitsthemen stärker sensibilisiert sind als noch vor zwei, drei Jahren.
Und was den Zeithorizont angeht: Anderthalb Jahre Abstand zwischen der IDS 2021 und der IDS 2023 – das ist heutzutage viel. Denn das Innovationstempo hat in diesem Jahrtausend noch einmal scharf angezogen. Die meisten Unternehmen haben die zurückliegende Zeit genutzt, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Wir können es uns nicht leisten, hier eine Pause zu machen, dafür ist der Wissenszuwachs zu rasant.

Bei genauem Hinsehen hat die Dentalindustrie über die letzten Monate eine ganze Reihe von Innovationen im Detail an den Markt gebracht. Zur IDS 2023 erwarten wir noch mehr. Was davon ist nach Ihrer Einschätzung für den Generalisten besonders wichtig?
In vielen Praxen nimmt die klassische Füllungstherapie einen breiten Raum ein. Hier haben wir in jüngster Zeit eine starke Differenzierung von bewährten und innovativen Materialien erlebt.
Kompomer ist seit Jahrzehnten eine verlässliche Größe und hat vor einigen Jahren seine Indikation in Richtung Seitenzahnversorgung noch ausweiten können. Glasionomerzement gilt als top-bioverträglich und gewinnt in puncto Langzeitbeständigkeit dank einem Überzug mit Schutzlack.

Lichthärtende Komposite ermöglichen eine hohe Ästhetik, wobei sich der Zahnarzt zwischen Sortimenten mit vielen Farbtönen und kompakten Systemen von zum Beispiel nur fünf Farben entscheiden kann. Die kleinere Zahl der einzelnen Farbtöne lässt sich durch ausgeprägte Chamäleoneffekte kompensieren. Und wo es auf Schnelligkeit ankommt, greift der Zahnarzt zum Bulkfill-Komposit und braucht dann keine Inkrementtechnik.
Noch rascher zum Ziel können Komposit-Adhäsiv-Systeme führen, die ohne Lichthärtung auskommen – oder Komposithybride, die kein separates Adhäsiv benötigen.

Damit sprechen Sie ein Beispiel aus der klassisch-analogen Zahnmedizin an. Wo werden digitale Systeme für den Generalisten neuerlich interessant?
Die digitale Zahnmedizin ist heute omnipräsent und bietet Praxen und Laboren gleichermaßen große Chancen. Ich könnte mir vorstellen, dass die aktuellen Fortschritte bei der Eingangsuntersuchung besonders greifbar werden. Denn hier erweisen sich nun auch Intraoralscanner als ausgesprochen hilfreich. So werden sie den Zahnarzt bei der Eingangsuntersuchung „01“ in Zukunft öfter unterstützen, insbesondere bei der Erkennung von Karies.

Damit rücken digitale Systeme in ihrer Indikation noch ein Stück weit voran. Ist die Zukunft der Zahnheilkunde digital?
Ja, die Zahnheilkunde stellt sich seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Einführung und Anwendung digitaler Technologien dar. Ja, sie ist digital, aber genauso analog. Sie sehen das an den Beispielen, über die wir eben gesprochen haben.
Sie sehen es sogar bei der Abformung. Der Intraoralscanner ermöglicht hier ein digitales Vorgehen ohne den Einsatz von Elastomeren. Dennoch werden auch klassische Abformmaterialien immer weiterentwickelt, werden noch reißfester, dimensionstreuer und hydrophiler. Je nach den klinischen Verhältnissen wird man zum Beispiel einen unbezahnten Kiefer mit multiplen Implantaten oder eine Sammel-/Überabformung in der Teleskoptechnik eher analog mit einem modernen Elastomer vornehmen.

Herr Pace, Sie erwähnten eben die allererste IDS im Jahr 1923. Da können wir also nächstes Jahr feiern?
Das stimmt! Ich freue mich schon auf die einzigartige Atmosphäre zum Jubiläum ,100 Jahre IDS’. Einen solch runden Geburtstag gibt es nur einmal im Leben, und wir dürfen zurecht das Gefühl haben, von etwas ganz Großem umgeben und ein Teil des Ganzen zu sein. Wir stehen auf einem sehr soliden Fundament, das unsere Vorgänger sehr vorausschauend gelegt haben und auf dem wir aufbauen dürfen. Das ist für uns ein besonderes Glück.
Herzlichen Dank für das informative Gespräch.

Mark Stephen Pace
Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI)
Foto: Dentaurum/Andreas Fabry