Endodontie meets Traumatologie

Wenn Zahnerhaltung auf Kinderzahnheilkunde trifft

Die Gemeinschaftstagung der DGZ, DGPZM, DGR2Z, DGKiZ und der AG ZMB drehte sich in diesem Jahr um das interdisziplinäre Zusammenspiel Endodontie und Traumatologie. Prof. Dr. Matthias Hannig, Präsident der DGZ, betonte, dass es eine großartige Leistung sei, dass die Gesellschaften DGKiZ und DGZ nun wieder auf einem Kongress zusammengefunden haben und gemeinsame Themen bearbeiten können.


Kinderzahnheilkunde DGKiZ DGZ Richard Steffen Stefan Zimmer Matthias Hannig Norbert Krämer

Prof. Matthias Hannig, Prof. Norbert Krämer, Prof. Stefan Zimmer, Dr. Richard Steffen (v.l.n.r.) © Jürgen Appelhans


Die Gemeinschaftstagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Verbund mit der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) und der Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnheilkunde (DGR2Z), der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und der Arbeitsgemeinschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (AG ZMB) hatte das Motto „Kinderzahnheilkunde meets Zahnerhaltung – Endodontie und Traumatologie interdisziplinär“ und fand vom 27. bis 29. September 2018 in Dortmund statt. Professor Dr. Matthias Hannig, Präsident der DGZ betonte in seiner Eröffnungsrede, dass es eine großartige Leistung sei, dass die Gesellschaften DGKiZ und DGZ, die zusammengehörten, sich nun wieder in einem gemeinsamen Kongress zusammengefunden haben und gemeinsame Themen abarbeiten könnten.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz der DGZ, DGKiZ und der DGPZM am 27. September 2018 wurde die Forderung nach einer höheren Fluorid-Dosierung in Kinderzahnpasten gestellt. Zudem lautete der Appell, bei Unfällen von Kindern und Jugendlichen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich sehr rasch zu handeln. Darüber hinaus sollte man präventiv für eine flächendeckende Bereitstellung von Zahnrettungsboxen sorgen.

Höhere Fluoridkonzentration in Zahnpasten

Auf neue Empfehlungen für fluoridhaltige Kinderzahnpasten haben sich zwölf Experten mehrerer Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden geeinigt. Danach sollen Kinder vom zweiten bis sechsten Geburtstag zweimal täglich ihre Zähne mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid putzen, wie Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präsident der DGPZM ausführte. In den beteiligten Ländern wurden für Kinder bis zum sechsten Geburtstag bislang Zahnpasten mit reduzierter Fluoridkonzentration (500 ppm) empfohlen. Anlass für die Empfehlung war die Tatsache, dass der Kariesrückgang im Milchgebiss im Vergleich zu den bleibenden Zähnen deutlich geringer ausfällt. „Dies ist eine Krankheitslast, die wir in einem wohlhabenden Staat nicht akzeptieren sollten,“ betonte Zimmer.

Außerdem hatten neuere Analysen klinischer Studien gezeigt, dass ein überzeugender Nachweis für die Wirksamkeit von Zahnpasten mit dieser Fluoridkonzentration fehlt. Bereits ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes sollen Kinder bis zum zweiten Geburtstag entweder zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 500 ppm oder mit einer reiskorngroßen Menge einer Zahnpasta mit 1.000 ppm putzen. Die Expertenrunde rief die Industrie dazu auf, die Tuben der Kinderzahnpasten mit kleineren Öffnungen zu versehen und die Viskosität der Produkte so einzustellen, dass eine einfache Portionierung möglich ist.

Zahnrettungsboxen verbessern Rettung ausgeschlagener Zähne

Bei Sport-, Freizeit- oder Verkehrsunfällen von Kindern und Jugendlichen sollte die Versorgung von verletzten Zähnen und zahntragenden Knochenteilen Priorität vor beispielsweise Knochenbrüchen an Armen und Beinen erhalten. Dies sollte bei Kopfverletzungen direkt nach der Abklärung geschehen, ob ein Schädel-Hirntrauma vorliegt, erklärte Dr. Richard Steffen, Vorstandsmitglied der europäischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (EAPD). Außerdem forderte er die flächendeckende Versorgung an Schulen und Sportanlagen mit der sog. Zahnrettungsbox. Diese helfe, Folgeschäden zu mindern oder ganz zu verhindern.

Steffen wies darauf hin, dass gleiche Traumata im Zahn- und Kieferbereich je nach Alter eine unterschiedliche Behandlung benötigen, außerdem spiele der Zeitfaktor hier eine entscheidende Rolle. Je schneller eine traumatische Verletzung der Zähne und des Kiefers nach einem Unfall von kompetenten Zahnmedizinern versorgt werden könne, desto besser seien die Heilungsaussichten, so Steffen. Unabdingbar sei die flächendeckende Versorgung von Schul- und Sportanlagen mit Zahnrettungsboxen. Werde ein ausgeschlagener Zahn innerhalb von Minuten fachgerecht in einer Zahnrettungsbox gelagert, sei die Überlebens- und Heilchance eines solchen Zahnes dramatisch besser. Allein in Nordrhein-Westfalen kam es laut Auskunft der Unfallkasse NRW in den vergangenen beiden Jahren zu jeweils mehr als 10.000 solcher Unfälle. Hier sah Steffen Schulen und Gemeinden aber auch die gesundheitspolitisch Verantwortlichen sowie Versicherer in der Pflicht. Insgesamt 40.000 Einrichtungen und 40 Städte sind in Deutschland bereits in das Zahnrettungskonzept integriert und verfügen über solche Rettungsboxen, so die für die Verteilung zuständige Organisation (s.a. www.zahnrettungskonzept.info).