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Was schief gehen kann, geht auch schief

Um Fehlerkultur und systematisches Komplikationsmanagement ging es beim 21. Sommersymposium des Mitteldeutschen Landesverbandes für Zahnärztliche Implantologie/MVZI im DGI e.V. Mitte Juni in Erfurt.


Hatte ein mutiges Thema für das Sommersymposium gewählt – und für die Praxen ein großes Bündel nützlicher Informationen und Erfahrungen schnüren können: Dr. med. Thomas Barth, Präsident des MVZI im DGI e.V. Foto: MVZI


Einen interessanten Aspekt gab Dr. Gotthard Knoll, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und Klinik-Chefarzt/Leipzig mit in die Komplikations-Debatte: Seit Einführung individualisierter orthopädischer Implantate seien die ohnehin geringen Misserfolge noch weiter deutlich zurückgegangen. Auch ein anderer Aspekt war im Sinne der Komplikationsprophylaxe übertragbar auf die Zahnärzteschaft: „Lassen Sie sich nicht im Ausland behandeln…“

Beim Sommersymposium in Erfurt wurde mehr als deutlich, welche enorme Rolle die Planungsphase bei der Vermeidung von Komplikationen spielt – und auch die ausführliche Diagnostik im Vorfeld. Dazu gehört die Suche nach den Ursachen des Zahnverlustes (insbesondere bei vollständiger Zahnlosigkeit), darunter Punkte wie genetische Disposition, bestehende Medikation, Qualität des Biofilms und Widerstandskraft des Parodonts. Ein zweiter Kernaspekt: die richtige Positionierung der Implantate.

Fehlpositionierung auch bei Guided Surgery

Fehlpositionierung kann, das zeigte einer der Vorträge eindrucksvoll, auch bei Guided Surgery vorkommen. Hinsichtlich der Implantatauswahl geht, so die Referenten in einem dritten Themenkomplex, die umfangreiche Erfahrung mit einem System vor Vielfalt in den Praxisschränken – wer neue Systeme testet, muss sich intensiv mit ihnen auseinandersetzen, um Insertionsfehler zu vermeiden.

Bei Augmentationen, dem vierten Themenschwerpunkt, sollten laut der Experten zusätzliche Risiken durch aufwändige Eingriffe gut auf sinnvolle Alternativen hin geprüft werden. Ein spannender Unterpunkt: Septen in der Kieferhöhle. Sie sind, wurde deutlich, für eine Sinusbodenelevation kein zwingender Hinderungsgrund – man kann an ihnen vorbei augmentieren.

Komplikationen nach Sinusbodenelevantionen selten

Zu den großen Feldern für Komplikationen scheinen die Sinusbodenelevationen nicht zu gehören: Die HNO-Abteilung des Erfurter Klinikums, berichtete Dr. Ulrich Kunze aus seiner Abteilung, hat sehr selten Komplikationen nach Sinusbodenelevantionen zu beheben, wird aber häufiger im Vorfeld zu Beseitigung störender Strukturen wie Zysten involviert.

Neben weiteren Aspekten wurden auch mechanische Gründe als mögliche Ursachen für einen Misserfolg präsentiert, hier nicht zuletzt die Folgen der Belastungsunterschiede: Die Tastschwelle und die Kaukräfte auf einem Implantat sind acht bis zehnmal höher als auf natürlichen Zähnen.

Komplikationen: Was sagt das Bauchgefühl?

Was unter der Überschrift „Was schief gehen kann, geht auch schief“ präsentiert wurde, zog sich wie ein roter Faden durch die beiden Kongresstage: Wenn das Bauchgefühl sagt, dass – beispielsweise – eine prothetische Versorgung eines etwas fehlpositionierten Implantates zu Komplikationen führen könnte, solle man die Versorgung lassen und in ehrlicher Kommunikation mit dem Patienten eine sichere Lösung entwickeln. Zentrale Botschaft: Um Risiken gering zu halten, sollten nicht Zähne durch Implantate ersetzt werden – sondern fehlende Zähne.

 Das 22. Sommersymposium findet 2015 in Halle/Saale statt.