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Vorreiter in der Prävention von Pflegebedürftigen

Auf einem guten Weg sehen sich BZÄK, KZBV und DGZMK mit den von ihnen gesetzten Schwerpunkten ihrer Arbeit. Das unterstrichen Dr. Peter Engel, Dr. Wolfgang Eßer und Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke auf dem Deutschen Zahnärztetag in Frankfurt.


Prof. Bärbel Kahl-Nieke, Dr. Peter Engel und Dr. Wolfgang Eßer präsentierten in Frankfurt beim Deutschen Zahnärztetag die Schwerpunkte der Arbeit von DGZMK, BZÄK und KZBV. sk


Die Präventionsstrategie der Zahnärzte mit dem Fokus auf Pflegebedürftige und Menschen mit Handicap sieht BZÄK-Präsident Engel bestätigt durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz im Bereich Prävention. Dazu sei die Zahnmedizin mit ihren Präventionsstrategien ein Vorbild, sagte Engel. Er verwies zudem auf eine gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelte Initiative zur Information von Krebspatienten über Auswirkungen der Therapie auf die Mundgesundheit. 
Ein besonderes Thema der zahnärztlichen Standesorganisationen ist die Perspektive für den zahnmedizinischen Nachwuchs. „Die nachfolgenden Generationen ticken anders“, sagte Engel. Und so müsse die Selbstverwaltung diese jungen Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Interessenlagen begleiten. Deutliche Worte fand Engel in der Bewertung der gesteigerten Regelungswut des Gesetzgebers. Der geplante Straftatbestand Korruption im Gesundheitswesen sei überflüssig, es gebe keine Regelungslücke, die damit geschlossen werde.

Wildwuchs bei Selektivverträgen befürchtet

Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, ergänzte dazu, dass die im Berufsrecht vorgesehenen Maßnahmen, die solche „schwarzen Schafe“ treffen, deutlich konsequenter und schmerzhafter seien als Maßnahmen durch eine gesetzliche Regelung. Eine klare Absage erteilte Eßer den Selektivverträgen mit Zahnärzten, zumal jene nicht mehr zur Genehmigung vorgelegt werden müssten: „Wir befürchten hier einen Wildwuchs.“ Dadurch erhielten Krankenkassen einen Wettbewerbsvorteil, den Eßer mit Skepsis sieht.
Zwar räumte Eßer ein, dass es punktuell auch in der zahnmedizinischen Versorgung in ländlichen Regionen teilweise Versorgungsengpässe gebe. Diese seien aber mit Blick auf das ungebremste Interesse des Nachwuchses am Fach weniger besorgniserregend als in der Medizin, insbesondere bei den Hausärzten. Gefordert sei die Selbstverwaltung, um der nachlassenden Bereitschaft zur Niederlassung entgegenzuwirken. „Wir können den Sicherstellungauftrag nur erfüllen, wenn die Niederlassung attraktiver wird“, sagte Eßer. Er forderte für den Nachwuchs mehr Planungssicherheit, weniger Bürokratismus und damit mehr Zeit für die eigentliche Aufgabe, „die des Heilens und Helfens“.

Plädoyer für die Interdisziplinarität

„Individualisierte Zahnmedizin bedeutet interdisziplinäre Prävention“, betonte die DGZMK-Präsidentin Kahl-Nieke. So seien Folgeschäden durch zu späte, nicht abgestimmte oder gar fehlende Therapien zu verhindern. Es sei also die Überschneidung von Zahn- und Humanmedizin zu beachten und zu berücksichtigen. Studien zeigten deutlich, wie eng Ursachen, aber auch Folgen zusammenhängen – etwa bei den wechselseitigen Interaktionen zwischen Parodontitis und Diabetes. Erkenntnisse hieraus müssten durch Leitlinien, wissenschaftliche Mitteilungen und Patienteninformationen in die Praxen, aber auch in die Bevölkerung gelangen. Dies gelte beispielsweise auch für die Erkenntnis, dass die Einnahme bestimmter Medikamente zu Kiefernekrosen führen könne. Gemeint ist die „antiresorptive Therapie“, die einerseits durch die Gabe von Bisphosphonaten und der Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab eine positive Gewebebilanz im Knochen erzeugt, andererseits aber auch mit schwierig zu therapierenden Kiefernekrosen (ONJ) assoziiert sind.

Ersetzt Prävention die Therapie?

Die DGZMK sehe sich in der Verantwortung, dem Gedanken „Prävention von der Geburt bis ins Alter“ mehr Platz im Gesundheitswesen einzuräumen. Dazu fordert sie aus medizinischen wie aus ökonomischen Gründen eine feste Verankerung der Prävention in allen Gesundheitsbereichen  – samt der Einbeziehung der Zahnmedizin in alle präventiven Überlegungen.
Abschließend empfahl Kahl-Nieke, unbedingt an der moderierten Abschlussdiskussion am Samstag teilzunehmen. Dort werde die Frage erörtert, ob Therapie durch Prävention ersetzt werden kann. Kahl-Nieke: „Aus meiner Überzeugung werden die Experten dies angemessen beantworten.“ Gemeint ist wohl: mit einem klaren Ja.