Studenten inszenieren außergewöhnlichen Fund neu

Uralte Menschenzahnkette gibt Rätsel auf

Studenten haben eine 7000 Jahre alte Menschenzahnkette für ein Würzburger Museum neu in Szene gesetzt. Studentin Stefani Wiatowski berichtet im Interview über das Konzept des Modells und Rätsel des Fundes.



Stefani Wiatowski, angehende Kommunikationsdesignerin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg-­Schweinfurt, hat mit ihrem Team dem Mainfränkischen Museum ein Modell präsentiert, wie die Neuinszenierung der antiken Zähne künftig aussehen könnte. Bislang wird der interessante Fund von den Besuchern oft “gänzlich übersehen”, so Wiatowski.

Um was genau handelt es sich bei der Menschenzahnkette?

Bei dem Objekt handelt es sich um insgesamt 29 durchbohrte menschliche Zähne, die 1976 in Zeuzleben bei Schweinfurt in einer Grube auf einem privaten Acker gefunden wurden. Insgesamt sind es sechs Schneidezähne, neun Eckzähne, fünf Prämolaren und sieben Molaren, zwei sind unbestimmbar. Sie stammen von einer ungewissen Anzahl Erwachsener und Kinder. Neben den Zähnen fanden sich auch Beifunde in der Grube, über die der Fund in die Bandkeramik datiert wird. In Deutschland existierte die Kultur der Bandkeramik von 5500 bis 5000 v. Chr.

Was haben Sie sich zur Präsentation der menschlichen Zähne einfallen lassen?

Wir haben eine rätselhafte, dunkle Raumsituation mit dunklem Boden und dunklen Wänden geschaffen, die den Besucher beim Eintreten in den Raum in etwas Geheimnisvolles eintauchen lässt. Die gesamte Raumgestaltung und Informationsgebung ist konzentrisch auf verschiedenen Ebenen um die Menschenzahnkette angeordnet, die  sich im Zentrum der runden Raumsituation befindet. Zu einzelnen Feldern – Bandkeramik, Beifunde der Menschenzähne, Ethik, Interpretationen, Gebrauch anderer Zähne – kann sich der Besucher interaktiv und je nach persönlichem Interesse zusätzliche Informationen erschließen. Gestalterische Raummerkmale, die immer wieder als verbindende Elemente auftauchen, sind Bandkeramische Muster, die Brücken zwischen verschiedenen Themenpunkten innerhalb des interaktiven Tisches und den einzelnen Informationsebenen schlagen. Die Farbwahl dieser Elemente und der gesamten Raumgestaltung konzentriert sich auf die vier Farben Rot, Ocker, Schwarz und Weiß, die den Menschen auch zur Zeit der Bandkeramik schon zur Verfügung standen.

Es gibt noch viele Rätsel um den Fund. Wie sind Sie mit den Unsicherheiten umgegangen?

Unter dem Punkt „Interpretationen“ erfährt der Besucher, dass der Gebrauch der Zähne nicht sicher zu bestimmen ist und unser Konzept daher in der Vitrine eine möglichst deutungsfreie Anordnung der Zähne gewählt hat – in drei Reihen nebeneinander liegend. Im Folgenden hat der Besucher die Wahl sich sowohl Interpretationsmöglichkeiten, die das Museum vorgeben könnte, anzusehen (z.B. Kette, mehrere Ketten, Saum an Kleidung), Ideen vorheriger Besucher zu durchstöbern oder selbst aktiv zu werden und eine eigene Interpretation abzugeben. Dazu kann er ebenfalls spielerisch eine virtuelle Neuanordnung der Zähne erstellen, die dann auf die Oberseite der Objektvitrine projiziert wird.

Gab es auch neue Rechercheergebnisse?

Das „Neue“ in unserem Konzept besteht unter anderem darin, den Besuchern nicht vorzugeben, es handle sich um ein Objekt, zu dem es gesicherte Informationen gäbe und dessen Gebrauch sicher eine Kette war. Stattdessen offenbaren wir, dass es sich bei diesem außergewöhnlichen Fund um ein großes Rätsel handelt. Neue Rechercheergebnisse blieben während der doch kurzen Semesterdauer leider zum Großteil aus. Zudem wären neue Informationen nur dann möglich, wenn ein oder zwei der Zähne zum Zwecke von Analysen zerstört würden.