Implant 2015: Forum des Komittees Nexte Generation

Ungenügende Datenlage verhindert die Evidenz

Neben den praktischen Humanpräparate- und Mikrochirurgie-Kursen stellte das DGI Komitee Nexte Generation am Kongressfreitag der Gemeinschaftstagung der Implantologen in Wien auch ein eigenes Kongressprogramm zusammen. Alle Vorträge hatten dabei die evidenzbasierte Implantologie im Fokus.



In einem Frage-und-Antwort-Spiel näherten sich Dr. Kathrin Becker, Düsseldorf, und Dr. Lucia Zaugg, Basel, der aktuellen Evidenz zur Therapie von Periimplantitis und Mukositis. „Viele Wege führen nach Rom“ lautete ihr Fazit, denn eine Standardtherapie gebe es nicht. Bei der Mukositis scheint die mechanische Reinigung mit Küretten ausreichend. Für Periimplantitis empfehlen die Referentinnen die adjunktive perioperative Gabe von Antibiotika und sehen für die Plaque-Entfernung Vorteile durch Pulverstrahlgeräte, Laser und Titanbürste. Die beste Therapie, betonten beide, sei aber immer noch die Prävention.

Dr. Robert Stigler, Innsbruck, beklagte die für evidenzbasierte Aussagen zu Knochenaugmentationen ungenügende Datenlage. Der Beckenkamm als Entnahmegebiet bei autologer Knochenaugmentation sei zwar weiterhin interessant, sorge aber für großen Volumenverlust. Weniger Knochenverlust hingegen gebe es bei Mandibulagrafts.

Knochenaugmentation bei Risikopatienten

Sein Kollege, Dr. Ferenc Fabian, Graz, betrachtete die Knochenaugmentation bei Risikopatienten. Gerade diese könnten durch eine Implantation profitieren. „Allerdings muss immer die Nutzen-Risiko-Analyse vorab die Entscheidung zum Implantat befürworten“, sagte Fabian.

Dr. Khaled Mukaddam, Basel, gab einen Überblick über die Sinusliftaugmentation. Ein DVT sei hier absolut empfehlenswert, ebenso eine Evaluation der Schneider’schen Membran. Denn ab einer Dicke der Membran von fünf Zentimetern, erhöhe sich das Risiko für eine Sinusitis.

Piezo-Chirurgie: Keine signifikanten Vorteile

Mukaddam konnte in seiner Literaturrecherche auch keine signifikanten Vorteile durch den Einsatz der Piezo-Chirurgie entdecken. Bei der Frage, ob man ein- oder zweizeitig Vorgehen sollte, konnte er keine Nachteile bei einer sofortigen Implantation entdecken. Vorausgesetzt, die Resthöhe beträgt fünf Zentimeter.

Über die möglichen Komplikationen des Sinuslifts berichtete Dr. Christoph Arnhart, Wien. Dazu zählt er neben auftretender Blutung natürlich auch die Perforation der Schneider’schen Membran, „die wir aber mittlerweile chirurgisch wieder in den Griff bekommen können“. Seine Frage zum Ende des Vortrag lautete eher: Wie lange müssen wir uns mit Komplikationen des Sinuslifts überhaupt noch beschäftigen? „Nach derzeitigem Wissen bieten kurze Implantate eine mögliche Alternative für den Sinuslift, der langfristig abgelöst werden könnte.“