Zahnreport 2015: Unterschiede in der Versorgung

Städter bekommen häufiger Kronen eingesetzt

Wer in Hamburg, Berlin oder Bremen wohnt, erhielt häufiger eine Krone oder Teilkrone implementiert, als eine großflächige Füllung. Bei Patienten aus Sachsen-Anhalt ist das Gegenteil der Fall. Das geht aus dem Zahnreport 2015 hervor.



Es gibt deutliche regionale Unterschiede bei der Zahnbehandlung in Deutschland. So wurden den Patienten in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin vergleichsweise häufig Zahnkronen eingesetzt, sehr große Füllungen dagegen eher selten. Die drei Städte weisen das niedrigste Verhältnis von mehr als dreiflächigen Füllungen zu Kronen auf: Auf eine Krone entfallen hier lediglich ca. 0,7 bis 0,8 sehr große Füllungen. Das geht aus dem Barmer GEK Zahnreport 2015 hervor.

Ein anderes Ästhetikbewusstsein der Städter könnte ein Grund dafür sein, mutmaßen die Autoren: “Die Hypothese, dass für urbane Strukturen typische Aspekte von Lebensstil und subjektivem Ästhetikempfinden prägend sind, könnte sich damit bestätigen.” Allerdings wurde bei der Analyse nur der Einzelaspekt der Füllungstherapie betrachtet.

Niedriges Einkommen, häufiger Füllungstherapie?

Eine weitere Erklärung könnten die Einkommensunterschiede zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung sein. Überkronungen sind zuzahlungspflichtig, während der Patient für Füllungen – je nach Material – meist keinen Eigenanteil zahlen muss.

Deutlich mehr sehr große (mehr als dreiflächige) Füllungen als Kronen wurden in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt angefertigt: Je Zahnkrone wurden in diesen drei Ländern mehr als doppelt so viele sehr große Füllungen angefertigt. “Das scheint die Hypothese einer Beeinflussung der Füllungstherapie durch die Sozial- und Einkommensstruktur tendenziell zu bestätigen”, heißt es im Zahnreport. Es gibt aber auch Bundesländer, auf die das nicht zutrifft – wie Bayern.

Unterschiedliche Lehrmeinungen der Hochschulen

Nicht zuletzt könnten auch Unterschiede in den zahnärztlichen Lehrmeinungen der jeweils ausbildenden Hochschule oder die in regionalen Fortbildungsangeboten vertretenen Auffassungen Grund für die regionalen Unterschiede sein, führen die Studienautoren aus. 

Insgesamt liegen der Analyse rund 100.000 mehr als dreiflächige Füllungen und etwa 72.000 abgerechnete Festzuschüsse zu Kronen zu Grunde, die Auswertung umfasst nur versicherte Patienten zwischen 35 und 44 Jahren.