Sind Antibiotikaresistenzen die Folge von Chlorhexidin?
Wie sich durch den Einsatz von oralen Desinfektionsmitteln wie Chlorhexidin Resistenzen entwickeln, erforschen aktuell Wissenschaftler der Universitäten Freiburg und Regensburg.
Antibiotikaresistenzen sind seit rund 20 Jahren vielfach Gegenstand von Untersuchungen oder öffentlichen Diskussionen. Weitaus seltener beachtet: Die Resistenzen gegenüber Antiseptika, also lokal wirkenden Desinfektionsmitteln.
Ein Team von Wissenschaftlern der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg und der Universität Regensburg möchte nun herausfinden, wie solche Resistenzen unter anderem beim Karieserreger Streptococcus mutans entstehen. Auch die Frage, warum sich dabei Antibiotikaresistenzen bilden können, möchten die Forscher beantworten. Dazu untersuchen sie an ausgewählten Bakterienarten und Patientenproben, wie sich Mikroorganismen der Mundflora durch eine Behandlung mit Chlorhexidin verändern.
Resistenzentwicklung gegen Chlorhexidin verstehen lernen
„Unser Ziel ist es, die Resistenzentwicklung oraler Bakterien gegen Chlorhexidin zu verstehen, sowohl auf Erbgut-Ebene wie auch in Bezug auf Veränderungen im Bakterienstoffwechsel“, erklärt Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, Leiter des Bereichs „Orale Mikrobiologie“ an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg. Gemeinsam mit PD Dr. Fabian Cieplik, Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Regensburg, leitet er das Forschungsprojekt. Eine der Fragen der wissenschaftlichen Untersuchung sei auch, ob frei verkäufliche Mundspülungen auf Basis von Chlorhexidin zur Resistenzentwicklung beitragen könnten, wie Cieplik ausführte.
Antibiotikaresistenzen als Folge von häufigem Chlorhexidin-Gebrauch?
Mit unterschiedlichen Verfahren möchten die beiden Forschergruppen herausfinden, ob Resistenzen gegen Chlorhexidin mit Antibiotikaresistenzen einhergehen – also zu sogenannten Kreuzresistenzen führen. Zukünftig könne man so gezielt entscheiden, wann ein Breitband-Antiseptikum Anwendung finden sollte und wann Alternativpräparate ausreichen, legte Al-Ahmad dar.
Langfristige Auswirkungen auf die Mundflora im Fokus
Außerdem prüfen die Forscher mithilfe einer speziellen Erbgutuntersuchung, ob sich die Zusammensetzung der bakteriellen Mundflora gegenüber Chlorhexidin bei Patienten verändert, wenn diese das Antiseptikum etwa nach oralchirurgischen Eingriffen über einen längeren Zeitraum einsetzen müssen.
Das Projekt wird für die nächsten drei Jahre mit rund 660.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Quelle: Universitätsklinikum Freiburg