Mitgliederversammlung der DGKFO

Prof. Dr. Jörg Lisson ist Präsident Elect

Einstimmiges Wahlergebnis bei der DGKFO-Mitgliederversammlung: Prof. Dr. Jörg Lisson löst die amtierende Präsidentin Prof. Dr. Ursula Hirschfelder am Ende ihrer Legislaturperiode im Herbst 2017 ab.


Die amtierende Präsidentin Prof. Ursula Hirschfelder und Prof. Jörg Lisson © DGKFO / Thomas Ecke


Bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) am 14. September 2016 in Hannover wurde Prof. Dr. Jörg Lisson, Homburg/Saar, einstimmig zum Präsident Elect gewählt. Damit steht fest, dass er die amtierende Präsidentin Prof. Dr. Ursula Hirschfelder, Erlangen, am Ende ihrer Legislaturperiode im Herbst 2017 ablösen wird. Das Amt des Präsident Elect ermöglicht durch feste Verankerung im Führungsteam der DGKFO einen späteren reibungslosen Wechsel.

Lisson, aufgewachsen in Norddeutschland, absolvierte seine zahnärztliche und fachzahnärztliche Ausbildung sowie erste Führungsaufgaben an der Medizinischen Hochschule Hannover/MHH. 2002 nahm er einen Ruf  auf die Professur für Kieferorthopädie an der Universität des Saarlandes in Homburg (Saar) an und engagierte sich dort in vielen Aufgaben der Fortbildung und Lehre sowie in leitenden Funktionen.

Sein professionspolitisches Engagement zeigte er auch als als Präsident der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde/VHZMK. Im Jahr 2013 war Lisson Tagungspräsident der 86. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKFO in Saarbrücken und beeindruckte mit einem herausfordernden Programm. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Funktionskieferorthopädie, interdisziplinäre kieferorthopädisch-chirurgische Behandlungen ausgeprägter dentofazialer Deformitäten, die interdisziplinäre Therapie von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und anderen kraniofazialen Fehlbildungen.

“Reibungsloser Übergang ist wichtig”

„Der reibungslose Übergang ist uns in unseren wissenschaftlichen Zielen wichtig“, sagt Hirschfelder, „aber auch in unseren politischen. Mir liegt an einer gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen der wissenschaftlichen Gesellschaft und dem Berufsverband der Kieferorthopäden in dem Sinne, dass die DGKFO bei politischen Entscheidungen wissenschaftlich beratend zur Seite steht.“

Derzeit arbeitet die DGKFO an Projekten zur Versorgungsforschung und zur Lebensqualität, ist beteiligt an interdisziplinären Leitlinienprojekten der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), in denen sie ihre Fachkompetenz zu verschiedenen Themen einbringt, an der Aktualisierung eigener wissenschaftlicher Stellungnahmen zu spezifisch kieferorthopädischen Themen und in der Erarbeitung von praxisrelevanten kieferorthopädischen Aspekten zu Anfragen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) oder der AWMF sowie anderer Organisationen.

Der zunehmenden Kommerzialisierung der Zahnmedizin widerstehen

Befragt, was er als wichtigste Veränderung der Kieferorthopädie in den letzten Jahren erachtet, meint Lisson: „Dass sich die Kieferorthopädie als interdisziplinär akzeptierter Bestandteil der Zahnheilkunde und der Medizin positioniert hat. Wer heute noch denkt, dass die Kieferorthopädie nur für ein schönes Lächeln zuständig ist, lebt ohne Zweifel im Gestern.“

Verändert haben sich aber auch die Rahmenbedingungen – hier sieht er große Herausforderungen: „Die Kieferorthopäden stehen vor der schweren Aufgabe, der zunehmenden Kommerzialisierung der Zahnmedizin zu widerstehen. Kieferorthopädische Maßnahmen sind ein wichtiger Beitrag zur Wiederherstellung eines beschwerdefreien Kausystems und sollten deshalb nicht unter merkantilen Gesichtspunkten betrieben werden. Der Patient und dessen Probleme sollen im Fokus stehen, nicht die Gewinnoptimierung.“

Es sind einige Hürden zu überwinden

Zu der Frage, welche Rolle die DGKFO für die Kieferorthopädie in der Praxis spielt, setzt er klare Trennlinien: „Die DGKFO spielte seit jeher eine wichtige Rolle als wissenschaftliche Begleiterin der Praxis. Hieran sollte sich nichts ändern. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie Abstimmung zwischen Wissenschaft und Standespolitik ist wichtig – Aufgaben der letzteren sollten aber nicht Teil der Arbeit der DGKFO werden.“

Über die Leitlinienarbeit sei die DGKFO mit den anderen zahnmedizinischen Fachgesellschaften verzahnt, was die Position der Kieferorthopädie im interdisziplinären Kanon der Zahnmedizin untermauere. Dabei seien allerdings noch einige Hürden zu überwinden: „Aus meiner vorangegangenen Tätigkeit als Präsident der VHZMK habe ich erfahren, dass der Kieferorthopädie von anderen zahnmedizinischen Disziplinen teilweise mit unterschiedlichen Vorbehalten begegnet wird. Diese gilt es abzubauen. Dementsprechend sehe ich auch in Zukunft den Dialog mit allen Disziplinen zum Wohl des Patienten als meine vordringliche Aufgabe an.“