Prof. Dr. Andreas Schulte erster Lehrstuhlinhaber
Prof. Dr. Andreas Schulte ist erster Lehrstuhlinhaber für Behindertenorientierte Zahnmedizin in Deutschland. Der Lehrstuhl wurde an der Universität Witten/Herdecke eingerichtet.
Möglich machen dieses richtungsweisende Projekt die Software AG-Stiftung, die die Finanzierung des Stiftungslehrstuhls für fünf Jahre übernimmt, sowie die Mahle-Stiftung, die als Co-Förderer zunächst für ein Jahr im Boot ist. Bereits im Jahr 1987 wurde an der ersten privaten Universität Deutschlands die Sektion „Special Care“ ins Leben gerufen, die sich mit der Behandlung von Menschen mit Behinderungen befasst. Seit 2001 bildet die Uni alle angehenden Zahnärzte auch für die Behandlung von Patienten mit Behinderungen aus.
„Die zahnärztliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen ist leider immer noch unzureichend“, erläutert Schulte. Gründe seien mangelnde Behandlungskooperation, Angst vor der Behandlung und eine eingeschränkte Zahn- und Mundhygiene. „Einen angemessenen Umgang mit diesen Patienten lernt man normalerweise nicht im Zahnmedizinstudium. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass sich das ändert.“
Thema erfährt die verdiente Aufmerksamkeit
Obwohl Schulte in verschiedenen Abteilungen tätig war und auch eine Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie erfolgreich abschloss, hat er sich kontinuierlich dem Thema der Behandlung von Menschen mit Behinderungen gewidmet. Das ist einerseits ein Beleg für die Interdisziplinarität des Themas, zeigt aber auch, dass das Fach bisher in Deutschland nicht institutionell vertreten ist. „Über den Ruf aus Witten und die Einrichtung des Lehrstuhls habe ich mich sehr gefreut“, sagt Prof. Schulte. „Die zahnärztliche Behandlung von Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiges Thema, dem bisher auf universitärer Seite nicht genug Augenmerk geschenkt wurde. Durch die Schaffung des neuen Lehrstuhls wird das nun anders und das Thema erfährt die Aufmerksamkeit, die es auch verdient.“
Die UW/H hat die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen schon früh als wichtigen gesellschaftlichen Auftrag begriffen. Durchschnittlich werden hier jährlich rund 1.800 Patienten mit meist schweren Mehrfachbehinderungen behandelt. „Mit der Einrichtung des neuen Lehrstuhls möchten wir nicht nur die Qualität und Quantität der studentischen Lehre weiter verbessern, sondern das Thema vor allem auch beforschen und verbesserte Möglichkeiten zur akademischen Qualifikation, zu Promotionen und Habilitationen bieten“, sagt Prof. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der UW/H. Schwerpunktmäßig sollen dabei zwei Themen behandelt werden: Programme zur Prävention und Therapie der wichtigsten oralen Erkrankungen Karies und Parodontitis sowie die Erarbeitung von Grundlagen für die Einbringung solcher Maßnahmen in den Leistungskatalog der Krankenversicherungen.