Praxisnah fortbilden in Zahnerhaltung und Ästhetik
Top-Referenten, alles Wissenswerte aus einem Fachgebiet – komprimiert und praxisnah, vermittelt an nur einem Tag. dent update – die hochkarätige Fortbildung des Deutschen Ärzte-Verlags – startet mit den Themen Zahnerhaltung und Ästhetik am 9. Mai ins Jahr 2015. Im Juni folgen Implantologie und Parodontologie.

So war dent update in Frankfurt 2014. Foto: Fedra
Welche Herausforderungen bietet die moderne Endodontie? Antworten darauf wird Dr. Josef Diemer, renommierter Endodontologe aus Meckenbeuren, zum Auftakt von dent update Zahnerhaltung und Ästhetik geben. Wichtig sei, alle Wurzelkanäle zu finden – „der häufigste Überweisungsgrund“, weiß Dr. Josef Diemer, der im Laufe seines Vortrags nachweisen möchte, dass es heute darum geht – neben Zugangspräparation und Aufbereitung der Wurzelkanäle – maximal Zahnsubstanz zu erhalten.
„Das ist heute möglich, bedarf allerdings Wissens, Könnens und Erfahrung seitens des Behandlers.“ Und bei der Versorgung dieser Zähne müsse die klassische Krone mit Stiftaufbau immer mehr den adhäsiven Techniken mit maximalem Zahnhartsubstanzerhalt weichen.
Bulk-Fill-Technik als alternative Option zur Schichtung
Zu den Erfolgsgaranten der Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich zählen die Erreichbarkeit aller Kavitätenareale, die Qualität des adhäsiven Verbundes und die Sicherstellung einer suffizienten Polymerisation der Inkremente, nicht aber die Philosophie der Schichttechnik. Das wird Prof. Dr. Claus-Peter Ernst in seinem Vortrag „Adhäsiv und direkt restaurieren im Seitenzahnbereich – was sonst?“ detailliert erläutern. Der Adhäsivspezialist sieht die Bulk-Fill-Technik durchaus als alternative Option zur Schichtung – etwa bei langen, schmalen Slotkavitäten und aufgrund kürzerer Behandlungszeiten als Versorgungsform bei besonders „unruhigen Patienten“. Ernst wird zudem zusätzlich aufgebrachte Flow-Schichten, Vor- und Nachteile sämtlicher gängigen Matrizen- und Teilmatrizensysteme sowie unterschiedliche Spannringe vorstellen und bewerten.
Prof. Dr. Jürgen Manhart, Oberarzt der Poliklinik für Zahn‧erhaltung und Parodontologie der Medizinischen Fakultät der Universität München, konzentriert sich in seinem Vortrag auf die „Moderne Frontzahnfüllung“. Mit Kompositversorgungen ließen sich heute auch in der ästhetischen Zone beste Ergebnisse realisieren, die sich durchaus mit Vollkeramikrestaurationen messen könnten.
Zukunft von ästhetischen Restaurationen aus Keramik
Abschließend wird der Zahnarzt und Zahntechniker Horst Dieterich aus Winnenden die Zukunft von ästhetischen Restaurationen aus Keramik vorstellen. Die Einführung der Adhäsivtechnik in Verbindung mit modernen, verstärkten Keramiken habe den Einsatzbereich dieses „faszinierenden Werkstoffs“ erweitert, meint Dieterich. Für welche Befestigungstechnik – konventionell oder adhäsiv – der Zahnarzt sich entscheidet, sollte sich aus der klinischen Situation ergeben: Sollte zum Beispiel eine adhäsive Befestigungstechnik, die zwingend absolute Trockenlegung erfordert, nicht möglich sein, empfiehlt er die Anwendung von Metallkeramik oder Zirkonkronen, die sich konventionell mit Glasionomer zementieren lassen.
Dent update Implantologie (13. Juni) verweist unter anderem darauf, dass für das Implantieren heute zwar hohe hygienische Standards etabliert sind, subgingival liegende Abutments oftmals aber diesbezüglich nur wenig beachtet werden, obwohl für diese die gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen gelten.
Gefahren bei ungenügender Reinigung der Abutments
Prof. Dr. Jürgen Becker von der Universität Düsseldorf wird das in Berlin unmissverständlich verdeutlichen, weil Abutments Medizinprodukte seien und als semikritisch oder kritisch eingestuft werden könnten. Da eine ungenügende Reinigung der Abutments und eine fehlende Sterilisation nach einer italienischen Studie Faktoren waren, die eine periimplantäre Entzündung und einen Knochenabbau begünstigt hatten, sollte diesem Thema in der Praxis mehr Beachtung geschenkt werden, meint Becker, der zudem Möglichkeiten und Grenzen der computergestützten Navigation aufzeigen wird.
Der amtierende DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut wird detailliertes Know-how zur Weichgewebschirurgie vermitteln. Schnittführung, Nahtmaterial und Technik wird Iglhaut in seinem Vortrag detailliert betrachten und entsprechende Tipps für eine erfolgreiche Versorgung geben. Die Implantatprothetik ist das Thema von Prof. Dr. Axel Zöllner, der sich zum All-on-four-Konzept ebenso äußert wie zur Frage: Zementieren oder Verschrauben?
Wie man der ansteigenden Prävalenz periimplantärer Infektionen gegenübertritt und wie man solche und weitere Komplikationen in der Implantologie in den Griff bekommt, zeigt DGI-Vizepräsident Prof. Dr. Frank Schwarz als abschließender Referent. Neben der Bearbeitung der unterschiedlichen Faktoren einer Periimplantitis – bakteriell, systemisch und lokal – wird Schwarz auch die Sinnhaftigkeit einer chirurgischen Intervention erläutern.
Zum Abschluss der dent update-Reihe im ersten Halbjahr werden Paro-Experten am 27. Juni ebenfalls in Berlin ihr Know-how den Teilnehmern zur Verfügung stellen. Den Auftakt wird Prof. Dr. Ralf Roessler mit einem Update zur biofilmorientierten Parodontitistherapie gestalten. Er skizziert den aktuellen Kenntnisstand und beleuchtet die Praxistauglichkeit unterschiedlicher Verfahren und Strategien. Dabei gelte es, Entzündungszeichen und Sondierungstiefe zu reduzieren, das klinische Attachmentlevel zu verbessern sowie das Parodontium zu stabilisieren. Dies lasse sich mit Hand- oder Schall- und Ultraschallinstrumenten gleichermaßen gut erreichen, wie Roessler meint.
Systemische oder lokale Antibiotika in der Parodontologie
Wann und wie systemische oder lokale Antibiotika in der Parodontologie indiziert sind, wird Prof. Dr. Andrea Mombelli erläutern. Basierend auf neuesten Erkenntnissen, präsentiert er ein praktisches antimikrobielles Behandlungskonzept und illustriert die Anwendung an unterschiedlichen Fallbeispielen. Dabei sei es immer Zweck einer Antibiose, die parodontale Infektion möglichst gründlich zu eliminieren, damit spätere Nachbehandlungen auf ein Minimum reduziert werden können.
Die Erzielung einer parodontalen Regeneration ist derzeit nur möglich mit der gesteuerten Geweberegeneration (GTR) mithilfe von zellokklusiven Membranen und Schmelzmatrix-Proteinen (EMD). Diese Auffassung wird Prof. Dr. Michael Christgau detailliert in Berlin vertreten und begründen.
Tiefe Rezessionen und Verluste von Weichgewebe erschweren die Plaquekontrolle und verursachen so eine Gingivitis oder sogar einen Verlust von bindegewebigem Attachment. Dies wird Prof. Dr. Anton Sculean in seinem abschließenden Vortrag erläutern. Nach Darstellung der biologischen Problematik und Betonung der wichtigen Rolle der Patientenselektion und Risikoanalyse präsentiert er ein Behandlungskonzept zur vorhersagbaren Deckung von singulären und multiplen Rezessionen.