Patientensouveränität soll weiter gestärkt werden
Das aktuell ganz Deutschland bestimmende Thema Flüchtlinge stand auch bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und Deutscher Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) im Mittelpunkt. Aber auch Themen wie Qualitätssicherung, Patientenberatung und die neue Approbationsordnung bestimmten die Tagesordnung.
Laut BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel leisten die deutschen Zahnärzte bereits einen großen Beitrag zur Versorgung der Flüchtlinge, was auch durch die BZÄK unterstützt wird. Sei es durch die Unterstützung des einzelnen Zahnarztes vor Ort oder durch das kürzlich herausgegebene Piktogrammheft für die Behandlung fremdsprachiger Patienten. „Anhand der Grafiken können damit Behandlungsabläufe erklärt werden“, berichtete Engel. „Allerdings benötigen wir für die Zukunft bundeseinheitliche Regelungen vom Gesetzgeber”, so Engel weiter. Momentan führten unterschiedliche Regellungen in den Bundesländern zu ethischen Gewissenskonflikten der Behandler.
Dem stimmte auch der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer zu. Die Hilfe für die Flüchtlinge müsse strukturiert werden. „Wir ersuchen den Gesetzgeber, für eine möglichst bundeseinheitliche, zumindest aber landeseinheitliche Umsetzung eines Leistungskatalogs für Patienten die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt werden sollen, zu sorgen.”
Verbesserung der Mundgesundheit von Flüchtlingen
DGZMK-Präsidentin Prof. Dr. Bärbel Kahl-Niehke erläuterte, wie auch die zahnmedizinische Wissenschaft sich mit der konkreten Gesundheitsversorgung auseinandersetzt. So sei unter Federführung der Gesellschaft für präventive Zahnheilkunde (GPZ) ein interdisziplinärer Workshop geplant, an dem neben Zahnmedizinern auch Psychologen und Soziologen beteiligt werden sollen. Noch nicht ganz spruchreif, da noch Vorstands- und Beiratsbeschlüsse notwendig seien, ist die Idee der DGZMK, eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Mundgesundheit der Flüchtlinge auszuschreiben. Finanziert werden soll das Ganze aus dem Wissenschaftsfonds der DGZMK. „Das Ziel sind zukünftige Ansätze der Behandlung für die Verbesserung der Mundgesundheit bei Flüchtlingen“, erklärte Kahl-Nieke.
CIRS Dent – Jeder Zahn zählt
Ein weiterer Punkt, der angesprochen wurde, war das Thema Qualität. Für die BZÄK ist die Behandlungsqualität das wichtigste Anliegen, betonte Engel. Besonders für das Lernen der Zahnärzte voneinander, stehen die Bemühungen der Kammern, etwa bei den 500 Qualitätszirkeln sowie der kontinuierlichen Verbesserung der Fort- und Weiterbildung. Ab Januar 2016 soll dann das seit 2011 ständig optimierte Berichts- und Lernsystem „CIRS Dent – Jeder Zahn zählt“ aktiviert werden. Zahnarztpraxen können sich hier anonymisiert über unerwünschte Behandlungsereignisse austauschen und so voneinander lernen. Die KZBV wird dafür sorgen, dass jede Praxis zum Start die nötigen Zugangsberechtigungen erhält. Begleitet wird das System vom Vorsitzenden des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach.
Patientenberatung: Unabhängig und glaubwürdig
Die Qualität der Patientenberatung war dem KZBV-Vorsitzenden ein besonderes Anliegen. Eßer betonte die Wichtigkeit einer unabhängigen Patientenberatung, wie sie durch die Beratungsstellen der KZBV und der Kammern erfolge. „Wir verstehen den Patienten als mündigen Bürger, der seine Rechte nur durch eine optimale Aufklärung in Anspruch nehmen kann.“
Die Vergabe der gesetzlichen Patientenberatung durch den GKV-Spitzenverband an die Firma Sanvartis – einen Privatdienstleister für medizinische Kommunikation – kritisierte Eßer erneut. „Die Zeit wird zeigen, ob dies der richtige Partner für die Patientenberatung ist.“
Die Qualität in der Versorgung sieht Kahl-Nieke in der Wissenschaft durch die von der DGZMK gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erstellten Leitlinien als Hilfestellungen für die Behandlung garantiert. Gemeinsam mit der BZÄK werden diese wissenschaftlichen Leitlinien auch in Patienteninformationen übersetzt. Die jüngste zum Thema Parodontitistherapie wurde gerade aktualisiert und steht auf der Homepage der DGZMK zum Download bereit.
5000. APW-Mitglied
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch für die DGZMK die Fort- und Weiterbildung. Beim wissenschaftlichen Teil des Zahnärztetages am 6. und 7. November in Frankfurt am Main kann die Akademie für Praxis und Wissenschaft (APW) ihr 5000. Mitglied begrüßen. „APW-Mitglied wird man nur, wenn man vorab ein Curriculum absolviert hat. Das heißt also auch 5000 Absolventen. Auf diese Zahl sind wir sehr stolz.“
Große Erwartungen hat die DGZMK-Präsidentin für den wissenschaftlichen Kongress in Frankfurt. Alle 30 Fachdisziplinen sind inhaltlich beteiligt. Neu in diesem Jahr ist, dass insbesondere die klinische Relevanz für den Patienten kritisch reflektiert und möglicherweise auch kontrovers diskutiert wird.
Die drei Institutionen stellten zudem ein gemeinsames Leitbild zur Zukunft zahnärztlicher Berufsausübung vor. Es fasst die wesentlichen Charakteristika und Berufspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft der Zahnmedizin zusammen. Das Leitbild steht zum Download bereit unter
www.bzaek.de
www.kzbv.de
www.dgzmk.de