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Parodontitis: Welche Therapie ist wann indiziert?

Prof. Dr. Dr. Anton Sculean, Klinikdirektor an der Universität Bern, spricht im Video-Interview mit DENTAL MAGAZIN online über Parodontitis-Therapien. Sculean erläutert ausführlich die nicht-chirurgische und chirurgische Therapie und geht auf die Behandlung mit Antibiotika ein.


Prof. Dr. Dr. Anton Sculean, Klinikdirektor an der Universität Bern Foto: Video-Screenshot


Parodontitis gilt als Risikofaktor für eine ganze Reihe allgemeinmedizinischer Erkrankungen. Sculean zeigt die  Wechselwirkungen zwischen oralen Infektionen und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und rheumatoider Arthritis auf. Diese Patienten profitieren doppelt von einer Parodontitis-Behandlung: Zum Beispiel könne der Blutzuckerspiegel bei Patienten mit Diabetes mellitus stabilisiert und die Therapierbarkeit der rheumatoiden Arthritis in bestimmten Fällen verbessert werden.

Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Früherkennungstests für die Diagnostik? „In der täglichen Praxis haben sie noch einen relativ begrenzten Stellenwert, weil es viele verschiedene Marker gibt, die auf eine parodontale Entzündung hindeuten“, sagt Scuelan. Einen optimalen Marker, der voraussagt, ob und wo eine parodontale Infektion auftritt, gebe es noch nicht.

Prof. Dr. Dr. Anton Sculean, Klinikdirektor an der Universität Bern, zur Parodontitis-Therapie.

Therapien bei Parodontitis: Geschlossen oder chirurgisch?

Sculean geht im Interview darauf ein, welche Therapie bei chronischer, generalisierter Parodontitis sinnvoll ist. „Rund 80 Prozent der Patienten können mit einer antiinfektiösen, geschlossenen Therapie optimal behandelt werden.“ In schwierigeren Fällen könnten zusätzlich systemische Antibiotika eingesetzt werden, vor allem bei Patienten mit Problemen an den Molaren.

Reagieren Patienten nicht gut auf die geschlossene Therapie oder seien bei Patienten Resttaschen von mehr als 6 mm und tiefe Knochendefekte sowie Furkationsproblematiken vorhanden, komme die chirurgische Therapie infrage. Das heißt aber auch: „Die meisten Patienten können mit einer sorgfältigen Diagnostik und einer sorgfältig durchgeführten geschlossenen Therapie ihre Parodontitis sehr gut in den Griff bekommen.“

Antibiotika-Einsatz in der Parodontistherapie

Eine Antibiotika-Therapie sei während der geschlossenen Parodontaltherapie indiziert, wenn – was sehr selten der Fall ist – Patienten eine aggressive Parodontitis hätten oder wenn bei Patienten mit sehr vielen tiefen Taschen (tiefer als 7mm, Furkationsbeteiligungen) die chronische Parodontitis bereits sehr weit fortgeschritten sei. Dabei unterscheidet Sculean zwischen systemischer und lokaler Gabe von Antibiotika: „Die systemische Gabe ist in der ersten Parodontaltherapie indiziert, die lokale immer in der Erhaltungsphase. Lokale Antibiotika werden nicht am Anfang eingesetzt.“