KZBV-Chef: "Wir haben Parodontitis nicht im Griff"
„Wir haben die Parodontitis nicht im Griff, wir können unseren Versorgungsauftrag nicht erfüllen“, sagt Dr. Wolfgang Eßer, neuer Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), in einem Interview mit „Spiegel Online“.
Deshalb prüfe die KZBV nun Modelle mit einer Kombination aus Kassen- und Eigenleistung. „Wir hoffen, dass die Kassen einen größeren Umfang übernehmen, denn ohne bessere Erfolge in der Parodontitisbehandlung gehen viele Zähne verloren. Wenn es um Mehrausgaben geht, entscheiden aber Zahnärzte und Kassen nicht allein, sondern auch die Politik“, so Eßer.
Auch Karies sei noch nicht „besiegt“, stellt er klar. Allerdings sei die Krankheitslast in Deutschland von 1991 bis 2012 um 40 Prozent zurückgegangen. 70 Prozent der Kinder und 50 Prozent der Jugendlichen hätten heute ein kariesfreies Gebiss. Die Aufklärung der Bevölkerung, das geänderte Bewusstsein für Mundgesundheit und die Einführung der Prophylaxe bei Kindern hätten zu einer nachhaltigen Verbesserung geführt.
Kooperation zwischen Zahnärzten und Kinderärzten geplant
Im Januar will die KZBV ein Konzept für eine Kooperation zwischen Zahnärzten und Kinderärzten vorlegen. Ziel sei es, Kinder zwischen null und drei Jahren über die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt eher zum Zahnarzt zu bringen.
Im Interview äußert er auch seine Bedenken angesichts einer wachsenden Ökonomisierung des Gesundheitssystems. Zahnärzte seien zunehmend in eine Unternehmerrolle gedrängt worden, weil das gesamte Gesundheitssystem durch politische Weichenstellungen zunehmend ökonomisiert wurde. „Das sehe ich mit großer Sorge. Wir müssen Wettbewerb neu definieren.“