Fortbildungskongress der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein eröffnet

Kritischer Auftakt der 57. Sylter Woche

Viel Kritik gab es am Eröffnungstag der Sylter Woche im Westerländer Congress Centrum. Im Zentrum standen dabei besonders verschärfte Hygieneanforderungen, e-Health- und Antikorruptionsgesetz.



Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, kritisierte die verschärften Anforderungen in der Praxishygiene als zum Teil überzogen, abwegig und dabei sehr kostenintensiv. Die zahnärztliche Profession nehme die Hygiene schon aus eigenem Interesse sehr ernst, monierte Brandt. Unverständlich sei hingegen der bürokratische Aufwand, der den Praxen abverlangt werde. „Die mögliche Folge in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein: Der Tod vieler kleiner Landpraxen.”

Auch zum e-Health-Gesetz des Bundesgesundheitsministers fand er konkrete Worte: „Ärzte und Zahnärzte für Verzögerungen in der Umsetzung des Datenaustausches zahlen zu lassen, wäre ebenso dreist wie eine zusätzliche Passagierabgabe für die Fertigstellung des Berliner Flughafens – geben Sie dies gerne an den Gesundheitsminister weiter“, ergänzte Brandt an den Bundestagsabgeordneten Thomas Stritzl gewandt.

Neuregelung: Bestrafung von bestechlichen Zahnärzten

Stritzl, Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages, ging in seinem Grußwort auf die umstrittenen neuen Regelungen zur Bestrafung von bestechlichen Ärzten, Apothekern und anderen Heilberuflern ein. Der neue Paragraph 299a sei nicht etwa eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Rechtsanwälte, sondern schließe lediglich eine Gesetzeslücke. „Natürlich werden wir den Rat der Bundeszahnärztekammer dazu hören“, betonte Stritzl.

Zugleich betonte er: „Das deutsche Gesundheitssystem ist bei allen Klagen im Vergleich zum Ausland spitze. Dazu tragen die Leistungen der Zahnärzte in erheblichem Maße bei. Und da gute Arbeit angemessen honoriert werden muss, wird sich die CDU für die Beibehaltung des dualen Systems der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung mit Nachdruck einsetzen.“

Antikorruptionsgesetz in der Kritik

Dr. Peter Kriett, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein ergänzte: „Mit dem Antikorruptionsgesetz soll das selbstständige Handeln in Misskredit gezogen werden.“

Auch Dr. Peter Engel legte die Finger in eine Wunde: „Die Freiberuflichkeit wird durch die EU-Deregulierung immer stärker angetastet. Unser Heilberuf droht, von Fremdbestimmungen unterwandert zu werden. Dies lassen wir nicht zu.“ Eine gemeinsame Erklärung zum Freihandelsabkommen haben die Präsidenten und Vorsitzenden der Heilberufe kürzlich veröffentlicht.

1300 Besucher kamen zur Sylter Woche

Rund 1300 Fachbesucher zog es zu Beginn der 57. Sylter Woche auf das Eiland. Sie kommen aus dem gesamten Bundesgebiet,  aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Spanien, um das Programm aus Vorträgen und Kursen rund um das Thema „Zahnersatz – Innovation und Tradition“ zu erleben. Kooperationspartner der „57. Sylter Woche“ ist die Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien.