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Kontaktaufnahme mit medizinischen Nachbardisziplinen

Mehr als 1800 Teilnehmer erlebten in Frankfurt die 27. Jahrestagung der DGI. Die stärkste dentale Fachgesellschaft Europas setzt auf Nachwuchs, wissenschaftliche Initiativen, internationale Kontakte und den Austausch mit der Medizin.



Und es gab Lob für den Frankfurter Kongress von höchster Stelle: „Glückwunsch zu Ihrem Programm-Krimi“, sagte die DGZMK-Präsidentin Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke anlässlich der Eröffnung des Wissenschaftsprogramms. Spannend an der Auswahl, die Kongresspräsident Prof. Dr. Frank Schwarz getroffen hatte, war vor allem der Austausch mit Fächern der Medizin, den Schwarz „nicht mehr fakultativ, sondern notwendig“ nannte.

Dabei ging es nicht nur um „Problempatienten“, deren implantologische Behandlung womöglich durch Allgemeinerkrankungen und deren medikamentöse Therapie beeinträchtigt wird. Es ging vielmehr auch um Schnittstellen bei der Decodierung gemeinsamer Probleme – etwa im Bereich von Implantatentwicklungen (Orthopädie/Unfallchirurgie) oder den Aspekten von Materialunverträglichkeiten (Allergologie).

Zu letzterem Aspekt finanziert die DGI die derzeit laufende Peri-X-Studie über die Verträglichkeit von Titan in Patienten, die sie gemeinsam mit dem Dermatologen und Allergologen Prof. Dr. Peter Thomas aus München durchführt. Thomas fungiert ab sofort auch als Referenz-Allergologe der DGI: „Damit haben wir einen hochqualifizierten Ansprechpartner gewinnen können, der uns in allen Fachfragen berät“, wie DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut konstatierte. Dass dann auch fachübergreifende Themenfelder wie die Qualitätsdiskussion in der Politik oder Fragen der Patientenrechte und –aufklärung beim Austausch mit medizinischen Fachdisziplinen hinzu kamen, war ein deutliches Zeichen für das Aneinanderrücken von Zahnmedizin und Medizin.

Bestens präsent wurde der Blick über den Tellerrand auch durch den Festvortrag von Prof. Dr. Eberhard Wille. Das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen entwickelte auf unterhaltsam-informative Art Szenarien für ein gerechteres und solidarisches Gesundheitssystem, dessen Perspektiven derzeit angesichts demografischer Entwicklungen kaum zukunftssicher scheinen.

Schwarz’ Ziel war zudem, die Stärkung des facheigenen Nachwuchses, der einen eigenen Programmteil gestaltete. Beispielhaft berichteten Implantologen, die sich inzwischen niedergelassen hatten, in der Klinik arbeiten oder in die Industrie gewechselt sind, von ihrem Lebenslauf und stellten sich anschließend den Fragen der Nachwuchs-Implantologen. Zudem kündigte Schwarz bereits an, dass beim Kongress 2014 dieser Weg durch ein Joint venture mit der Nachwuchsgruppe der EAO fortgesetzt werde. Und 2015 will man einen eigenen Kongress mit dem Implantologen- und dem Parodontologen-Nachwuchs in München veranstalten. Damit streckt die DGI auch weiterhin die Hand in Richtung anderer zahnmedizinischer Fächer aus.

Dass eine Internationalisierung sich nicht beschränkt auf den Austausch mit Implantologen anderer Länder – derzeit weilt eine Delegation der Japanese Society of Oral Implantation (JSOI) in Frankfurt –, verdeutlicht Schwarz: „Wir wollen unsere Therapiekonzepte mit denen anderer Länder vergleichen und den Weg hin zu internationalen Standards gehen“, kündigte er an.

Selbstverständlich setzt die DGI auch in der Fortbildung weiterhin Akzente: Weitere 92 Implantologen schlossen in Frankfurt das Curriculum ab – inzwischen sind es mehr als 4000. Und es startete in Frankfurt der 13. Masterstudiengang.

2014 findet die 28. Jahrestagung der DGI in Düsseldorf statt – also ein Heimspiel für den Kongresspräsidenten. Denn der heißt im kommenden Jahr: Frank Schwarz.