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Karies erkennen mit Fluoreszenz

Durch die Fluoreszenzunterstützte Kariesexkavation (Fluorescence Aided Caries Excavation, FACE) kann Karies anhand der bakteriellen Infektion bestimmt und so selektiv und zuverlässig entfernt werden.


Unter fluoreszierendem Licht grenzen sich die kariösen Bereiche farblich eindeutig ab. Foto: Buchalla


Vier von fünf Personen weltweit leiden aktuell an Karies oder waren schon einmal von der Zahnerkrankung betroffen. Konventionell werden die kariösen Bereiche des Zahns mittels einer Sonde oder durch eine spezielle Färbelösung bestimmt. Diese Methoden weisen allerdings einige Ungenauigkeiten auf, die durch die neu entwickelte Technik FACE kompensiert werden können, darauf weist das Universitätsklinikum Regensburg hin.

Mit der Sonde wird der Zahn abgetastet, um die Härte der Zahnsubstanz zu ermitteln. Weiches Dentin galt bislang als kariesinfiziert, hartes als gesund. Den Übergang von weichem zu hartem Dentin zuverlässig zu erkennen, bereitet aber selbst erfahrenen Zahnärzten Mühe.

Die Färbelösung soll Karies anzeigen, indem sie in das bakteriell infizierte, poröse Dentin dringt und dieses anfärbt. Tatsächlich wird dabei aber nicht nur bakteriell infiziertes Dentin angefärbt, sondern darüber hinaus auch demineralisierte, nicht-infizierte Zahnsubstanz.

Wirkungsweise von FACE

Beide konventionellen Methoden haben gemein, dass eine Abgrenzung zwischen infiziertem und nicht-infiziertem Dentin nicht zuverlässig möglich ist, heißt es in der Mitteilung. Im Zweifelsfall werde so zu viel Zahnsubstanz entfernt oder sogar der Zahnnerv, die sogenannte Pulpa, eröffnet, was eine Wurzelkanalbehandlung nötig macht.

Hier setzt FACE an. Durch die neue Methode können bakteriell infizierte Bereiche des Zahns auf einfache Weise genau bestimmt und somit gezielt entfernt werden. Entwickelt wurde die Technik durch Professor Dr. Wolfgang Buchalla, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), und Priv.-Doz. Dr. Áine Lennon, ebenfalls Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR.

„Mit FACE ist es möglich, bakteriell infiziertes Dentin sichtbar zu machen und dieses selektiv und unter Schonung der angrenzenden, nicht-infizierten Bereiche zu entfernen. Insbesondere dieser substanzschonende Ansatz in Verbindung mit der Möglichkeit, in pulpanahen Bereichen bakteriell infiziertes Gewebe gezielt entfernen oder auch kontrolliert belassen zu können, macht FACE sinnvoll“, sagt Buchalla.

In Abgrenzung zu den konventionellen Methoden bildet bei FACE nicht die Beschaffenheit der Zahnsubstanz, sondern erstmals die bakterielle Infektion selbst die Grundlage zur Kariesentfernung.

Kariöses Dentin fluoresziert bei Anregung mit violettem Licht rot

Buchalla und Lennon haben in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass kariöses Dentin bei Anregung mit violettem Licht rot fluoresziert. Ursächlich hierfür sind in kariösem Dentin vorhandene Bakterien, die rote Fluoreszenzfarbstoffe synthetisieren. Nicht von Kariesbakterien befallene Zahnsubstanz hingegen leuchtet grün. Sichtbar gemacht werden kann der Rot-Grün-Kontrast durch eine Betrachtung des Zahns mittels eines Sperrfilters, der das violette Licht nicht hindurch lässt.

Auf Basis ihrer Erkenntnisse entwickelten die Wissenschaftler eine Methode, mit welcher die natürlichen optischen Eigenschaften des Zahns für die Kariesbehandlung nutzbar gemacht werden können. Inzwischen sind daraus zwei Geräte entstanden, die bereits auf dem Markt erhältlich sind.

Uniklinik Regensburg setzt FACE ein

In der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR wird FACE schon mit großem Erfolg eingesetzt. „Unsere Patienten profitieren vor allem von der Schonung der Zahnsubstanz und der Vermeidung einer Verletzung der Zahnpulpa, ganz im Sinne einer minimalinvasiven und substanzschonenden Vorgehensweise“, fasst Buchalla zusammen. Auch die Zahnmedizinstudierenden werden in Regensburg bereits mit der neuen Methode ausgebildet.

Der direkte Vergleich von FACE mit Sonde oder Färbelösung habe gezeigt, dass mit Anwendung von FACE, bei Erhalt der gesunden Zahnsubstanz, kariöses Dentin wesentlich selektiver entfernt werden kann. Die Behandlung zeichne sich zudem durch eine kürzere Dauer aus.

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