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GBO-Kongress 2014: KFO und Schlafmedizin

Thema des Tages beim GBO-Kongress 2014 am 27. März war die Schlafmedizin. Ziel war die Vertiefung des Wissens rund um die biologischen, neurologischen und psychologischen Grundlagen des Schlafes, mögliche Auslöser für Schlafstörungen und die Kenntnis nicht selten erheblicher Konsequenzen chronischer Übermüdung sowie darauf aufbauend ein Überblick über die Chancen, mit denen kieferorthopädisches beziehungsweise kieferchirurgisches Vorgehen die Lebensqualität der Patienten deutlich optimieren kann.


Gestalteten einen spannenden Vorkongress zum GBO-Jahreskongress im März in Bonn: (v.l.) Dr. Bernd Zimmer, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, Dr. Gundi Mindermann, 1. Vorsitzende des GBO, Referent Prof. Dr. Ki Beom Kim aus St. Louis/USA und Dr. Michael Soestmann, Mitglied des GBO-Vorstandes. GBO/Dohlus


Der Referent des Vorkongresses zur Jahrestagung des GBO / German Board of Orthodontics hat einen weiten beruflichen Weg hinter sich: Nach ersten zahnmedizinischen Meriten in seiner Heimat Süd-Korea (Dankook University) lehrt Prof. Dr. Ki Beom Kim heute in St. Louis/USA – und kam anlässlich des GBO-Kongresses am 27. März 2014 in Bonn das erste Mal zu einem Besuch nach Deutschland. Und er hat einen weiten Blick auf das eigene Fach: Viele Bereiche der körperlichen Gesundheit sind, das wurde bei seinem spannenden Vorkongress deutlich, eng verzahnt mit dem Kiefer und profitieren von den sich eindrucksvoll erweiternden Möglichkeiten der Kieferorthopädie.

Dabei räumte Professor Kim anhand einer umfangreichen Literaturübersicht auch mit einer Vielzahl von Vorurteilen auf. Dazu gehörte die Mär von der angeblich „richtigen Schlafdauer“. Diese gäbe es nicht – sie sei individuell festgelegt. Insofern müsse dies berücksichtigt werden, wenn man mit Patienten über ihren gestörten Schlaf rede. Die Dauer erholsamen Schlafes habe allerdings gesundheitlich große Relevanz: Sowohl ein anhaltendes Zuwenig als auch ein Zuviel zeigten bereits nach einer Woche deutlich sinkende Abwehrkräfte des Körpers gegenüber Entzündungen. Studien hatten gezeigt, dass bereits die Anpassung von zu niedriger Schlafdauer an einen Mittelwert zu einer deutlichen Verbesserung des Gesundheitszustandes bei chronischen Infekten oder anhaltenden Kopfschmerzen führte. Viele weitere Beispiele untermauerten, weshalb die Wiederherstellung eines gesunden Schlafes bzw. die Verbesserung der Schlafquantität die Lebensqualität der Patienten verbessert und, je nach Situation, auch das Sterberisiko senkt: Eine schwere Schlafapnoe ist beispielsweise assoziiert mit Herz- und Hirninfarkten. Übermüdung, die auch schon bei weniger gravierenden, aber anhaltenden Schlafstörungen auftrete und sich beispielsweise durch Sekundenschlaf zeige, sei Ursache von Autounfällen und auch mancher großer Katastrophen wie dem Schiffsunglück 1989 vor Alaska, als der Öltanker Exxon Valdez auf Grund lief und eine Ölpest größten Ausmaßes auslöste.

Ärztliche Möglichkeiten besser nutzen

Die eindringliche Darstellung der essentiellen Notwendigkeit gesunden Schlafes machte deutlich, warum die Kieferorthopäden ihre ärztlichen Möglichkeiten besser kennen und auch nutzen sollten. Sie sähen, so Professor Kim, einen großen Teil der Menschen weit öfter als die Hausärzte, und sie hätten Einblick in eine Körper-Region, der in der hausärztlichen Praxis nicht unbedingt die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werde: den Rachen. Er legte seinen Kollegen ans Herz, im Hinblick auf die Vielzahl unerkannter riskanter Schlafapnoen ein einfaches Screening in den Praxen durchzuführen – und zwar bei allen Altersklassen. Dazu gehörten unter anderem Fragen nach Schnarchen und Tagesmüdigkeit, die auch auf dem Anamnesebogen erhoben werden könnten. Manche Ursache für Atemstörungen zeige sich bereits beim Blick in den Gaumen: Übergroße Tonsillen beispielsweise könnten den Luftweg einengen. Bei Kindern seien eher vergrößerte Rachenmandeln zu beachten. Ein zu schmaler Oberkiefer ermögliche nach Gaumennahterweiterung auch einen erheblich verbesserten Luftfluss in die Atemorgane. Auch ungünstig zurückstehende Kiefer beengten den Luftkanal. Eine chirurgische bimaxilläre Kiefervorverlagerung erweitert, das zeigte Professor Kim an einer ganzen Reihe unterschiedlichster Beispiele, das Volumen der Luftröhre erheblich und führe zu einem eindrucksvoll entspannten Gesicht. Für die Diagnostik seien aufwändige bildgebende Verfahren nicht zwingend notwendig – meist biete ein Ceph dem, der darauf achte, bereits die notwendigen Informationen.

Nicht zuletzt zähle auch nächtliches Bruxen zu den Faktoren, die den Schlaf beeinträchtigen können. Bei stressinduzierter Parafunktion sei der Kieferorthopäde zwar nicht der „Arzt für die Ursachen“ – dennoch könne er per Zahnschutz-Schiene zumindest die Zähne vor weiterem Abrieb und sich daraus entwickelnden Okklusionsstörungen bewahren.
 
Allein die eindrucksvolle Menge an Studien, die Professor Kim zu allen Aspekten präsentierte, vermittelte praxisgerecht das Wissen eines kompakten Lehrbuchs, das beim GBO-Vorkongress in ungemein sympathischer Art, auf den Punkt gebracht, vermittelt wurde.