Forum Praxis und Wissenschaft: Schnittstellen im Fokus
Das Forum Praxis und Wissenschaft auf dem DGI-Kongress 2013 befasst sich mit Knochen- und Weichgewebe und gibt Tipps für den Praxisalltag. Vor dem Auftakt des Forums P&W hatte Kongresspräsident Prof. Dr. Frank Schwarz einen Blick über den Tellerrand angesetzt.
Diesen lieferten Prof. Dr. Stefan Schultze-Mosgau, Jena, und der Orthopäde und Unfallchirurg Prof. Dr. Markus Jäger, Essen. Schultze-Mosgau zeigte anhand internationaler Daten die Trends in der Gesundheitsversorgung mit dem Fokus auf der oralen Implantologie auf. So ist die Zahl der Implantathersteller zwischen 2011 und 2013 um 29 Prozent auf 236 Hersteller (76 Prozent davon sind in Europa, 16 in Asien) gestiegen. Und: Fünf Hersteller dominieren mit einem Anteil von 75 Prozent den weltweiten Implantat-Markt. Jäger zeigte Parallelen zwischen Implantatinsertionen seines Faches und der oralen Implantologie auf – nicht zuletzt bezogen auf die Implantatwahl, die Problematik der Einheilung sowie die Anforderungen an Forschung und Entwicklung.
Erstaunliche Erfolgsraten
Prof. Dr. Søren Jepsen, Bonn, wies anhand zahlreicher Patientenfälle erstaunliche Erfolgsraten für endodontische Therapien auch bei apikaler Parodontitis, für Implantaterfolge in Bereichen periapikaler Infektionen und für regenerative Therapien von bukkalen Grad II-Furkationen nach. Er verwies auf den Erhalt „hoffnungsloser“ Zähne und einen Knochengewinn durch regenerative Parodontalchirurgie. Dennoch: Jepsens Antwort auf die im Titel seins Vortrags gestellte Frage „Wann kompromittiert ein Zahnerhalt das Implantatlager?“ war klar und deutlich: „Wenn eine Parodontitis nicht behandelt wird.“
Schwarz gab in seinen Vortrag („Physiologischer versus pathologischer Knochenabbau“) Tipps zur Vermeidung von Knochenabbau. Den Platform switch nannte er „State of the art“ und ein „Must have“. Zudem empfahl er dringend, bei Verwendung von Implantaten mit maschiniertem Hals die Rau-/Glattgrenze immer auf die Knochengrenze zu inserieren, da der Hals nicht osseointegriert werde. Und: Bei nicht maschiniertem Hals sei empfohlen, epi- oder suprakrestal zu inserieren.
Risikofaktoren ausschließen
Wichtig sei zudem eine stabile Implantat/Abutment-Verbindung. Eine einzeitige Augmentation und Implantation sei nicht empfehlenswert wegen zu vieler Seiteneffekte, sie sei ein Risikofaktor für pathologische Situationen. Weisen klinische Zeichen auf eine Periimplantitis hin, sei es angeraten, eine Röntgenaufnahme zu veranlassen. Erst dann sei die Diagnose komplett.
Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake, Past-President von DGI und DGZMK, verglich die Ridge Preservation mit der Sofortimplantation. Beide Verfahren führen zu einer Minderung der Schrumpfung des Alveolarfortsatzes. Die vertikale Schrumpfung im vestibulären Bereich ist nach Sofortimplantation deutlich ausgeprägter, kann aber durch gleichzeitige vestibuläre Weichgewebsaugmentation reduziert werden. Schliephake: „Beide Verfahren können zu befriedigenden Ergebnissen führen.“ Allerdings verschaffe die Möglichkeit sekundärer Korrekturen der Auffüllung von Extraktionsalveolen in ästhetisch schwierigen Fällen einen strategischen Vorteil.
Risiken bei Osteoporose-Patienten
Mit Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden stand ebenfalls ein DGI-Past-President als Referent bereit. Terheyden erläuterte die Risiken bei der Therapie von Osteoporose-Patienten. Zu den augenfälligen Hinweisen gehören geschrumpfte Rumpfhöhen, untypische Handformen und ein geringer BMI, RA-Erkrankungen und eine Kortisontherapie sollten ebenfalls zur Vorsicht mahnen, empfohlen sei eine Medikamentenanamnese. Bei Osteoporose müsse u.a. geachtet werden auf das Implantatdesign (Gewindeimplantate), eine erhöhte Implantatzahl und die Vermeidung dimensionsreduzierter Implantate.