Fit für die Zukunft durch Förderung des Nachwuchses
Am vergangenen Wochenende fand in Leipzig die 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) statt. Die Förderung und auch die Auszeichnung des wissenschaftlichen Nachwuchses zeichneten den Jubiläumskongress aus.
Erstmals fand im Vorfeld der Jahrestagung mit dem „DGZ-Tag der Wissenschaft/Universitäten” eine Art Pre-Congress statt. “Neben den Vorträgen nationaler und internationaler Experten im Hauptprogramm soll damit verstärkt die Möglichkeit eröffnet werden, wissenschaftlichen Projekten unserer Universitäten ein Forum zur Präsentation und intensiven, offenen Diskussion in Deutschland zu bieten”, so Kongresspräsident Prof. Dr. Rainer Haak.
Schwerpunktthemen des Hauptprogramms waren in diesem Jahr Biofilme, Adhäsive und die Kariesexkavation. Auch die Vortragsthemen waren dementsprechend gegliedert: Am Freitagvormittag bestimmten Präsentationen über Biofilme das Programm. Prof. Dr, José Siqueira aus Brasilien sprach über die Rolle des Biofilms bei endodontischen Erkrankungen, Prof. Dr. Diana Wolf analysierte die Zusammenhänge zwischen Biofilm und Karies. Im zweiten Vortragsblock ging es um adhäsive Restaurationen. Prof. Dr. Bart van Meerbeek aus Belgien versuchte, die Potenziale von Self-Etch- und Etch-And-Rinse-Systemen herauszustellen. Darüber hinaus analysierte er die momentane Studienlage, um herauszufinden, welche Verbindungen ein besonders stabiles Adhäsiv ausmachen.
“Kofferdam und Komposite – zwei, die sich verstehen”
Darauf aufbauend hielt Dr. Anne-Kathrin Lührs ihren Vortrag zum Thema „Adhäsive Befestigung von Keramikrestaurationen”. Dabei kritisierte sie die Einstellung vieler Kollegen, die solche Behandlungen „mal eben“ erledigten und betonte, dass ein gutes Ergebnis eine gewisse Zeit beanspruche. Sie sprach sich ebenfalls deutlich für die Verwendung von Kofferdam aus und belegte dessen Nutzen anhand vieler aktueller Studien.
Im dgzm-Symposium ging es derweil um die biologischen Effekte zahnärztlicher Werk- und Wirkstoffe. Prof. Dr. Gottfried Schmalz ging auf die Wirkung von Amalgam und Kompositen ein, Prof. Dr. Ulrich Schiffner beschäftigte sich mit der Toxizität von Fluorid. Im Symposium von Oral-B stellte Prof. Dr. Christof Dörfer die Effektivität von elektrischen Zahnbürsten und Handzahnbürsten gegenüber. Dörfer kam zu dem Schluss, dass elektrische Zahnbürsten in der Regel besser reinigen und auch nicht schädigender für die Zahnweich- und Zahnhartgewebe sind und stellte heraus: „Gleichgültig ob nun eine Handzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste verwendet wird, es ist nie das Instrument, das schädigt sondern die Art und Weise, wie dieses verwendet wird.“
Karies am Samstag im Fokus
Am Samstag widmeten sich die Referenten schwerpunktmäßig der Karies. Den Anfang machte hier Prof. Dr. Elmar Hellwig, der dem Podium die aktuelle Fassung der “Grundlegenden Empfehlungen zur Kariesprophylaxe im bleibenden Gebiss“ vorstellte und dabei auch viele Erkenntnisse aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie in seinen Beitrag miteinfließen ließ. Kongresspräsident Prof. Dr. Rainer Haak widmete sich in seinem Vortrag, genauso wie sein Kollege Prof. Dr. Karl-Heinz Kunzelmann, den Grenzen der modernen Kariesexkavation. Wurde noch vor einigen Jahren soweit exkaviert, bis die „Sonde klirrte“, müsse man sich angesichts aktueller Studien fragen, ob dies noch sinnvoll ist.
Denn zum einen ist für das Überleben des Zahns primär die Vitalität der Pulpa von Bedeutung, zum anderen gebe es wenig Evidenz dafür, dass das gesamte Entfernen von infektiösem Dentin den Erhalt der Zahnes garantiert. Auch Kunzelmann nahm sich der Fragestellung an, welche der beiden Extreme der Exkavation, zum einen das Exkavieren bis zum „Sondenklirren“, zum anderen das Versiegeln, in welchen Situationen angebrachter erscheinen.
Zahlreiche Preise für engagierte Forscher
Während der Jahrestagung wurden neben den wissenschaftlichen Vorträgen zahlreiche Preise an den Nachwuchs, aber auch an langjährige Forscher vergeben. Zum Auftakt der Veranstaltung verlieh die Firma Wrigley bereits zum 22. Mal ihren Prophylaxe Preis. Der mit 3000 Euro prämierte erste Platz im Bereich Wissenschaft ging an das Würzburger/Hohenheimer Autorenteam um Dr. Yvonne Jockel-Schneider für eine klinische Studie, die den hemmenden Einfluss von Nahrungsnitrat auf Gingivitis belegt. Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf nahm den Preis stellvertretend für das Autorenteam entgegen.
Darüber hinaus prämierte auch die DGZ einige Wissenschaftler für ihre herausragenden Leistungen in der Forschung. Prof. Dr. Georg Conrads wurde für seine Originalarbeit „Comparing the cariogenic species Streptococcus sobrinus and S. mutans on whole genome level” mit dem mit 3000 Euro dotierten Walkhoff-Preis ausgezeichnet. Den DGZ-Preis “Aus der Praxis für die Praxis” erhielt Dr. Sebastian Soliman. Weitere Preisträger waren Dr. Annett Boeckler, Christoph Schoppmeier und Dr. Thomas Connert. Am Freitagnachmittag ehrte Oral-B besondere Nachwuchsforscher. Den ersten Platz bei den Kurzvorträgen bekam PD Dr. Lamprini Karygianni aus Freiburg, bei den Postern gewann Sandra Pötschke (Dresden) mit ihrem Poster zum Thema „Eine In situ/in vitro Studie zur erosionspräventiven Wirkung von Tannin auf Zahnschmelz“.
Am Samstag vergab die DGR2Z mit Unterstützung von GC und Heraeus Kulzer Preise und Forschungsfördergelder. Die Gewinnerinnen der DGR2Z-GC-Forschungsförderung waren Dr. Kazhal Moradi und PD Dr. Lamprini Karygianni, Sieger der “DGR2Z-Heraeus-Kulzer-Promotionsförderung” waren Karim Elhennawy und und Andreas Pohle, den DGR2Z-GC-Publikationspreis erhielten Prof. Dr. Norbert Krämer aus Gießen und PD Dr. Falk Schwendicke aus Berlin.