Prophylaxeprogramm für Heimbewohner
Gleich zwei Gewinner konnten sich über 5000 Euro Preisgeld bei der Verleihung des Wrigley Prophylaxe Preises freuen. Die Preisverleihung fand während des Tags der Wissenschaft/Universitäten, einem Wissenschaftstag der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), in der Charité-Zahnklinik Berlin statt.
Über den gemeinsamen ersten Preis freuen konnten sich die Arbeitsgruppe um Dr. Dr. Greta Barbe von der Uniklinik Köln mit einem Prophylaxeprogramm für Seniorenheimbewohner, und das Team um Dr. Karim Elhennawy von der Charité Universitätsmedizin Berlin, mit einem Vergleich von selektiver und schrittweiser Exkavation bei kariösen Milchmolaren.
Darüber hinaus gab es noch den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“. Diesen gewannen die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg von der DENTROPIA Kinderzahnarztpraxis in Rottweil. Sie entwickelten ein Praxiskonzept für Kinder mit multipler Karies.
Preis für die Berliner „Lokalpatrioten“
Richtig laut wurde es in der Zahnklinik der Berliner Charité bei der Nennung der Preisträger um das Team um Dr. Karim Elhennawy mit Prof. Dr. Sebastian Paris, Seif Reda, Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, Dr. Christian Finke und PD Dr. Falk Schwendicke. Die „Lokalpatrioten“ von der Charité Universitätsmedizin Berlin befassten sich in ihrer Vergleichsstudie mit der Exkavation tiefer Milchmolarenkaries. Für die Behandlung tiefer kariöser Läsionen in vitalen Zähnen wird statt einer vollständigen heute eine selektive oder schrittweise Exkavation bevorzugt. Bei kariösen Backenzähnen im Milchgebiss stand ein Vergleich dieser beiden Behandlungsmethoden bislang aber noch aus. In einer randomisiert-kontrollierten Studie bei 74 Kindern im Alter von drei bis neun Jahren erfassten die Preisträger über anderthalb Jahre die Wirksamkeit, die subjektive Beurteilung durch die Betroffenen und die Kosten der zwei Vorgehensweisen. Ergebnis: Beide Behandlungen waren gleich erfolgreich und wurden subjektiv ähnlich eingeschätzt. Die selektive Exkavation verursachte allerdings deutlich geringere Kosten und war weniger zeitaufwändig.
Verbesserung der Lebensqualität in Pflegeheimen
Die Zahl der Senioren, die auf Pflege in Seniorenheimen angewiesen sind, ist hoch und wird aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten massiv ansteigen. Auch um ihre Mundgesundheit – ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität – ist es schlechter bestellt als bei Senioren, die zu Hause leben. Dr. Dr. Greta Barbe und ihre Kollegen Hannah Kottmann, Dr. Sonja Derman und Prof. Dr. Michael J. Noack, alle Universitätsklinikum Köln, entwickelten und testeten ein Mundhygieneprogramm, das künftig für eine deutliche Verbesserung sorgen könnte: Zu Beginn erhielten alle Senioren in einem ausgewählten Pflegeheim eine Zahnreinigung von einer zahnmedizinischen Fachkraft, um vergleichbare reinigungsfähige Mundhygieneverhältnisse zu schaffen. Anschließend putzte zahnmedizinisches Fachpersonal alle zwei Wochen den Senioren die Zähne. Die Vergleichsgruppe putzte ohne Hilfe vom Profi. Ergebnis der dreimonatigen Teststudie bei 50 Senioren: Mundhygiene und Mundgesundheit waren bei der Gruppe mit „professioneller Zahnputzhilfe“ signifikant besser, sowohl gegenüber der Situation zu Studienbeginn als auch am Ende gegenüber der Kontrollgruppe ohne die Zahnputzhilfe. Insbesondere die Mundhygiene-Indices hatten sich verbessert. „Sogar der Wurzelkaries bei den Patienten wurde positiv beeinflusst“, erklärte Barbe. Was sie und ihre Arbeitsgruppe überraschte: „Bereits nur alle zwei Wochen optimierte Mundhygiene sorgte in der Testgruppe für signifikante Verbesserungen.“
Gleich zwei Jubiläen konnten bei der Preisverleihung gefeiert werden: Der Wrigley Prophylaxe Preis selbst feierte 25. Geburtstag. Fünf Jahre länger, nämlich bereits 30 Jahre, besteht das Wrigley Oral Healthcare Program Germany. Die Stifterinitiative fördert seit 1989 erfolgreich die Oralprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis.