BZÄK-Präsidentenwahl – Eßer kritisiert Zahnarzt-MVZ – Kahl-Nieke lobt Zusammenspiel

Engel führt BZÄK weitere vier Jahre

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) wird auch in den kommenden vier Jahren von Dr. Peter Engel aus Köln geführt. Engel erhielt bei seiner zweiten Wiederwahl 115 von 151 abgegebenen Stimmen. Benötigt hatte er 104, um die satzungsgemäß notwendigen zwei Drittel aller potenziellen Stimmen zu erhalten. Engel ist der erste Präsident der BZÄK mit einer dritten Amtszeit.


BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel wurde in seinem Amt bestätigt. © Schunk


Unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses dankte Engel den Delegierten für das Vertrauen. Die Arbeit werde nicht leichter, aber er werde sie mit Energie angehen, fügte Engel an. Und er versicherte, er werde trotz seiner langen Amtszeit weiterhin „mit beiden Beinen auf dem Boden“ bleiben.

Engel will das bewährte Kammersystem in der Zahnärzteschaft weiterhin stärken. Die Zahnärzte verstehen sich unter anderem als Qualitätssicherer, die sich über ein kontinuierliches Fortbildungsangebot auf dem wissenschaftlich neuesten Stand halten. Zudem kontrollieren die Kammern das Berufsrecht, beraten Patienten, stellen Gutachter und sind Servicestelle. Engel: „Kammern sind die Fachaufsicht der Zahnärzte, von denen Patienten unmittelbar profitieren. Denn nur ein Fachmann kann die Arbeit des Kollegen einschätzen“, unterstrich Engel.

Ihm zur Seite stehen auch weiterhin seine bisherigen Vizepräsidenten: Prof. Dr. Dietmar Oesterreich erhielt 92 Ja-Stimmen, für Prof Dr. Christoph Benz stimmten 114 Delegierte.

Ende der Selbstverwaltung abgewendet

Anschließend berichtete der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer von der Vertreterversammlung der KZBV, bei der das so genannte GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz (GKV-SVSG), die Neuausrichtung der Parodontitis-Versorgung sowie die derzeitigen Rahmenbedingungen für arztgruppengleiche Medizinische Versorgungszentren (Zahnarzt-MVZ) die wichtigsten Themen waren. Das GKV-SVSG hätte nach Meinung Eßers das Ende der Selbstverwaltung bedeutet. Glücklicherweise wurden durch den Kabinettsbeschluss einige Punkte dieser Referentenvorlage abgemildert. Eßer: „Dennoch stellen wir fest, dass Deutschland an der Grenze zur Staatsmedizin steht.“ Dass alleine darüber diskutiert worden sei, müsse man auch als Zeichen verstehen, das die Zahnärzte skeptisch werden lasse. Allerdings habe ihm Gröhe versichert, dass er und seine Partei klar zur Selbstverwaltung stünden.

Die „stille  Volkskrankheit“ Parodontitis müsse nachhaltiger und effektiver bekämpft werden. Das sei nur möglich, wenn der Leistungskatalog der Versicherer nach 40 Jahren endlich aktualisiert und dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand angepasst werde. Es fehle eine strukturierte Prävention, die regelmäßige Verlaufskontrolle sowie ein strukturiertes Nachsorgeprogramm.

Zahnarzt-MVZ sorgen nach Ansicht Eßers für Überversorgungen in wirtschaftlich starken Regionen. Die KZBV sieht die Gefahr, dass dadurch strukturschwache Regionen benachteiligt werden. Die KZBV dränge auf eine Anstellungsbegrenzung auf zwei Zahnärzte sowie auf die Anleitungs- und Beaufsichtigungspflicht für angestellte Zahnärzte in reinen Zahnarzt-MVZ. So, wie dies auch in anderen Praxisformen gefordert ist.

Erkenntnisse der zahnmedizinischen Forschung weitergeben

Die scheidende DGZMK-Präsidentin Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke unterstrich, dass die DGZMK mit ihren Fachgesellschaften für ihre 23 000 Mitglieder die Entwicklung in der zahnmedizinischen Forschung und deren Konsequenz für Diagnostik und Therapie moderiere und an sie vermittle. Dazu fördert die DGZMK jährlich geeignete Projekte über einen Wissenschaftsfonds, der primär der Nachwuchsförderung dient. Praktische Unterstützung biete die DGZMK durch einen Expertenrat, der bei der Befundung von Läsionen der Mundschleimhaut sowie von Röntgenaufnahmen unterstützt. Mit dem Wissens- und Lernportal „owidi“ (orales Wissen digital) biete die DGZMK einen raschen und unkomplizierten Zugang zu Informationen, die die tägliche Arbeit am Patienten erleichtern soll.

Den Schulterschluss von Wissenschaft und Standesvertretungen ermögliche, dass Erkenntnisse aus der Wissenschaft durch die Umsetzung im Versorgungsalltag allen zugänglich gemacht werden.

Weniger zufrieden ist Kahl-Nieke mit der Umsetzung des nach schwerem internen Ringens geborenen Leitbilds zur zahnärztlichen Berufsausübung. Sie mahnte an, sich dieses öfter in Erinnerung zu bringen und als Orientierung zu nutzen.