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DGI LVB-BB: Grenzen in der Implantologie

Der Landesverbandes Berlin-Brandenburg im DGI (DGI LV-BB) hatte im März zur 18. Jahrestagung nach Potsdam geladen. „Implantologie im Grenzbereich“ lautete das diesjährige Motto.


Veranstalter und Referenten beim 18. Jahreskongress des Landesverbandes Berlin-Brandenburg im DGI e.V Foto: DGI LV-BB


Dass die Implantologie selbst einmal ein „Grenzbereich“ der Zahnheilkunde war – daran erinnerte Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer: „Das Gebiet ist aus der Praxis gekommen und wurde anfangs von den Universitäten geradezu verteufelt!“ Das Fach habe sich als dynamisch erwiesen und bleibe wohl auf dem Vormarsch, da es von Innovationsfreude und Leistungsbereitschaft angetrieben werde. Allerdings dürfe nicht vergessen werden – nicht alles, was geht, sei auch für den Patienten sinnvoll.

Grenzüberschreitung Sinusregion

Zu Grenzbereichen gehören Grenzüberschreitungen – beispielsweise in die Sinusregion. Wenn möglich, sei bei defizitärem Knochenangebot im Oberkiefer ein externer Sinuslift zu vermeiden, empfahl Dr. Dr. habil. Georg Arentovicz/Köln, da das Infektionsrisiko bei diesem Verfahren gegenüber dem internen Vorgehen deutlich erhöht sei. In die gleiche Region schaute auch Professor Wagner und zwar mit der Frage, ob kurze Implantate eine Alternative zum Augmentieren sein könnten. Kurze Implantate hätten sich in der Epithetik und der Kieferorthopädie als sinnvoll erwiesen, und auch in der Implantologie seien sie offenbar eine eindrucksvolle Alternative zum Knochenaufbau: „Das kommt uns entgegen, denn die Nachfrage bei den Patienten geht in die Richtung kurze Implantate!“

Transplantate und Grenzen

Defizitärer Knochen führt implantierende Zahnärzte auch heute noch oft an die Grenzen der Vorhersagbarkeit von Therapieerfolgen – das wurde deutlich bei Prof. Dr. Dr. Torsten Reichert/Regensburg, der das freie Knochenblock-Transplantat und seine biologischen Ansprüche in den Fokus stellte: „Das Beckenkammtransplantat ist das ‚Arbeitspferd’, wenn wir viel Knochen brauchen!“ Man müsse mit rund einem Jahr Einheilzeit rechnen. Sein Tipp an die Kollegen: „Ein Knochenblock braucht Ruhe. Fixieren Sie ihn gut.“

Auch Prof. Dr. Dr. Frank Hölzle/Aachen sprach das Thema Transplantate an – aber diesmal mit dem Blick auf mikrochirurgisches Vorgehen bei der Kieferrekonstruktion. Am Beispiel eines Patienten mit ausgeprägter Bisphosphonat-Schädigung zeigte er eine Rekonstruktionsplanung, bei der digitalisierte Knochendefekt-Daten plastisch die ideal passende Transplantat-Entnahmestelle am Becken darstellten: „Das verkürzt die OP-Zeit, und das wiederum verbessert den Erhalt der Vitalität.“ Das Verfahren sei bereits state-of-th-art. das Thema „noch mehr Zeit sparen“ dagegen Zukunftsaufgabe: Geprüft wird, ob man nicht vielleicht schon bei der Knochenentnahme den Platz für die geplanten Implantate vorbereiten könnte – alles unter mikrochirurgischem Gefäßanschluss.

Grenzbereiche rund um das Weichgewebe

Auf „Grenzbereiche“ rund um das Weichgewebe blickte dagegen Prof. Dr. Frank Schwarz/Düsseldorf mit Fokus auf „Komplikationsmanagement“ und Alternativen zu autologem Weichgewebstransplantat. Derzeit spielten sich am Markt Collagene Matrix-Produkte nach vorne, die – ersten Daten zufolge – interessante Perspektiven zeigten, auch wenn nicht alle dieser Produkte zu den gleichen gewünschten biologischen Ergebnissen führten. Das Ersatzmaterial für Weichgewebe sei noch im Entwicklungsstadium.

Auch im Bereich der prothetischen Rehabilitation habe sich viel getan, berichtete Dr. Eleonore Behrens/Kiel – sowohl auf Seiten des Angebotes durch die Hersteller als auch auf Seiten der anspruchsvoller werdenden Patienten. Grenzen setze nicht selten deren Allgemeinzustand: „Die Hauptaltersklasse unserer Implantatpatienten liegt bei 50 – 70 Jahre – da stehen viele von ihnen bereits unter Dauermedikation.“ Nicht zuletzt im Hinblick auf verschiedene Konzepte wie „all on four“ oder andere gelte: „Wir müssen in jedem Einzelfall entscheiden: Was geht bei unserem Patienten noch – und was nicht mehr?“