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Deutscher Zahnärztetag: Gemeinsames Leitbild soll Orientierung geben

Die geschichtsträchtige Frankfurter Paulskirche bildete den Rahmen für den feierlichen Auftakt des Deutschen Zahnärztetags 2014. Die führenden Köpfe der deutschen Zahnmedizin sehen derzeit den guten Ruf der Zahnmediziner gefährdet – mediale Negativberichte und ein offenkundig rückläufiges Vertrauen bilden dazu Ursache und Wirkung.



Und gleich zu Beginn unterstrich die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, dass das Fach diesen Trends entgegensteuern wolle und werde: „Auch wenn derzeit vieles auf der Image-Killerliste steht, werden wir diesem Trend entgegensteuern.“ Sachargumente und eine hoch qualifizierte Arbeit in den Praxen und Kliniken werden dazu beitragen, diesen Trend zu stoppen.

Und Kahl-Nieke ergänzte: „Noch nie war die Zahnmedizin so in die Medizin integriert wie zurzeit.“ Diabetes, KHK und Schlaganfall seien die Themen der engen Kooperation mit der Medizin, von denen vor allem die Patienten profitierten. Man sei gut gerüstet für eine Qualitätsdebatte: „Aber wir leben die Qualität auch“, fügte die DGZMK-Präsidentin an. Zudem erarbeiteten derzeit BZÄK, KZBV und DGZMK gemeinsam ein „Leitbild Zukunft der Zahnmedizin“, das allen Kollegen eine zusätzliche Orientierung geben solle.  

Zahnärzte fühlen sich stark Allgemeinwohl verpflichtet

Dieses Leitbild werde handlungsleitend sein, wie der Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer, ergänzte. Eßer verwies darauf, dass die Zahnärzte sich stark dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlten – so gäbe es bereits 2000 Kooperationsverträge von Zahnärzten mit Altenheimen, in denen die Versorgung der Alten und Pflegebedürftigen organisiert sei.  Eßer forderte insbesondere für die nachwachsende Zahnmedizinergeneration mehr Planungssicherheit und eine Reduzierung des Finanzierungsrisikos für eine Niederlassung.

Und auch Eßer („Es braucht wieder Vertrauen in die Heilberufe.“) beklagt ein „Klima des Misstrauens“, das vor allem durch Aktionen wie die der Bundesregierung, die den Korruptionstatbestand für das Gesundheitswesen einführen will, gefördert werde. Die zahnärztlichen Verbände würden den Gesetzgeber auffordern, sich von diesem unverantwortlichen Verhalten zu distanzieren.

Engel: Freie Heilberufe sind vertrauensgebundene Berufe

Bundeszahnärztekammer-Präsident Dr. Peter Engel unterstrich, dass die freien Heilberufe vertrauensgebundene Berufe seien. Die BZÄK strebe in diesem Zusammenhang die Erstellung einer europäischen Charta an. Engel klagte eine „Versozialrechtlichung unseres Berufsrechts an“, damit setze die Politik die Selbstkontrolle der Zahnärzte aufs Spiel. Mit Blick auf die Wünsche und Lebensplanungen der nachrückenden „Generation Y“ fordert Engel die eigenen Verbände auf, deren Lebenseinstellungen, die geprägt seien durch Selbstverwirklichung, Priorität der Familie, soziale Kontakte und einem Desinteresse an Status-Gedanken, zu akzeptieren: „Wir sollten dies nicht nur berücksichtigen, wir müssen bei diesem Weg voranschreiten“, sagte Engels. Ziel müsse sein, dass die junge Generation in 20 Jahren zu Recht sagt: „Ich bin Zahnarzt, und das ist gut so.“

Der als Festredner gewonnene Soziologie-Professor Dr. Eugen Buß, attestierte in der Paulskirche den Deutschen ein stark gewandeltes Selbstbild. Mit Hilfe sogenannter Kulturindikatoren ermitteln Soziologen Selbstbilder ganzer Gesellschaften. So rangieren wie in sonst keinem anderen Land die Sicherheit und die Gesundheit bei den Deutschen im Werte-Ranking ganz vorn: Für Soziologen ein klarer Hinweis dafür, dass die Deutschen sicher immer mehr gegen den Gemeinsinn und damit für eine Abkehr von öffentlicher Verantwortung entscheiden, der Fachbegriff hierzu lautet „dosierte Verpflichtungsethik“. Zudem bescheinigte Buß den Deutschen wachsende Vertrauensdefizite – zum Beispiel in die Demokratie oder aber auch in das Bundesverfassungsgericht. Buß: „Den Deutschen geht Zug um Zug die Zukunft abhanden.“ Stattdessen jage man das „paradise now“ ohne Blick auf eine gewisse Langfristigkeit.

Goldene Ehrennadel verliehen

Die abschließende Preisverleihung begann mit einem traurigen Moment: Posthum wird der Mitte Oktober verstorbene langjährige Vize-Präsident der DGZMK, Dr. Wolfgang Bengel, die Goldene Ehrennadel der DGZMK anlässlich einer Gedenkfeier Mitte November erhalten. Kahl-Nieke würdigte Bengel für sein vorbildliches und beispielloses Wirken für die DGZMK.

Goldene Ehrennadeln der BZÄK erhielten zwei Zahnärzte: Dr. Peter Schopf für sein Wirken in der Standespolitik in Hessen und Dr. Joachim Schwalber für seine berufspolitische Arbeit im Badischen.