„Deutsch ist schwieriger als Anatomie“
Der syrische Zahnarzt Wassim Mukdessi arbeitet in seiner Freizeit an einem dentalen Fachwörterbuch in arabischer und deutscher Sprache. Sein Ziel ist es, die Übersetzungshilfe später im Internet zu veröffentlichen.
Zurzeit absolviert Mukdessi ein Praktikum in der Jenaer Zahnarztpraxis von Dr. Joachim Hoffmann, Dr. Christin Drothen und Claus Wächter. Der Zahnmediziner besitzt ein Visum für die Sprachausbildung und zur Berufsvorbereitung. Er möchte einmal als Zahnarzt in Deutschland praktizieren. Dafür muss Mukdessi aber neben der allgemeinen Sprachprüfung auch eine Fachsprachprüfung bestehen. Erst dann wird seine Approbation der syrischen Universität Latakia anerkannt.
Täglich neue Wörter
In der Jenaer Praxis versucht sich Mukdessi deshalb auch in die zahnärztliche Fachsprache einzuarbeiten. Doch das ist gar nicht so leicht. „Deutsche Sprache, das ist noch schwieriger als Anatomie“, findet der syrische Zahnarzt.
Jeden Tag notiert er sich neue Wörter, die er gehört hat. Dabei schreibt er die Worte, wie er sie verstanden hat. Hinzu kommt die Bedeutung in Arabisch. Die Schwestern der Praxis korrigieren dann die deutsche Schreibweise. Zu Hause überträgt Mukdessi die Fachwörter in eine Datei auf seinem Computer. „Das ist für mich eine gute Methode zu lernen.“ So entsteht nach und nach ein dentales arabisch-deutsches Fachwörterbuch.
Hilfe auch für Deutsche Kollegen
Bisher gibt es ein solches Buch noch nicht. Mukdessis Datei umfasst mittlerweile schon über 80 Seiten. Sein Ziel ist es, das digitale Wörterbuch später einmal im Internet zu veröffentlichen und so anderen arabischsprachigen Kollegen zu helfen. Sein jetziger Chef, Joachim Hoffmann, ist beeindruckt wie der syrische Kollege sich mit der Sprache auseinander setzt. Das Wörterbuch könne auch hilfreich für deutsche Zahnärzte sein, etwa wenn diese im arabischen Sprachgebiet arbeiten sollten, ist sich Hoffmann sicher: „Auch die Kommunikation mit Patienten die als Flüchtlinge in Jena leben wird dadurch erleichtert.“
Für Deutschland hat sich Mukdessi vor allem deswegen entschieden, weil er das hohe fachliche Niveau in der Zahnmedizin schätzt: „Einige Zahnärzte und Professoren in Latakia und Damaskus haben in Deutschland studiert. Sie waren die besten Zahnärzte in Syrien.“ Deshalb will Mukdessi in Deutschland seinen Master machen. Das wird aber noch einige Jahre dauern. Genug Zeit, um sein arabisch-deutsches Fachwörterbuch zu vervollständigen.