Das „große M“ muss in den Vordergrund rücken
Nicht nur niedergelassene Zahnärzte hadern mit der Corona-Krise, auch Lehre und Wissenschaft haben an der aktuellen Situation zu knabbern. In einer offiziellen Mitteilung äußert sich DGZMK-Präsident Prof. Roland Frankenberger zur aktuellen Situation.
Die Lage der Zahnmedizin in Deutschland ist in Zeiten der SARS-CoV-2/COVID-19-Pandemie von großen Unsicherheiten geprägt. Das betrifft die von persönlichem Risiko geprägte und besonders auch wirtschaftlich prekäre Lage in den Praxen ebenso wie den regelrechten „Shut down“ an den Hochschulen.
Es zeichnet sich durch das Coronavirus für die Zahnmedizin ein schwarzes Bild der aktuellen Situation. „Wir fahren auf Sicht – und das leider bei starkem Nebel“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg). Er plädiert dafür, gerade jetzt das sogenannte ‚große M‘ in Zahnmedizin hochzuhalten. Eines sei laut Frankenberger klar: Die geplante Einführung der neuen Approbationsordnung Zahnmedizin, die im Oktober 2020 starten soll, müsse verschoben werden. Darüber zeigte sich auch der Medizinische Fakultätentag mit einstimmiger Zustimmung bereits einig.
Zunehmende Ungewissheit an Universitäten
An seiner Hochschule, der Philipps-Universität Marburg, tun ihm die Studierenden ob der Ungewissheit leid. Hier hieß die Kombination aus Corona und Zahnmedizin explizit: Das Staatsexamen wurde abgesagt. „Momentan können wir für das kommende Sommersemester noch keine realistische Aussage treffen, ich sehe uns jedoch in absehbarer Zeit keine Routinebehandlung im klinischen Studentenkurs durchführen, dazu fehlt mir im Moment die Phantasie. Man könnte sicher erst einmal eine Zeit lang Online-Vorlesungen machen, aber wo ist da der Sinn, wenn diese nicht an eine praktische Ausbildung am Patienten gekoppelt werden können?“, beschreibt Frankenberger die Lage. Einige Standorte hegen bereits erste Überlegungen, das Sommersemester komplett zu verschieben.
Besonders in der Coronakrise hebt der DGZMK-Präsident einen Aspekt hervor: Das „große M“ sei sehr wichtig. Die Zahnmedizin als medizinisches Fach hat es geschafft, dieses in allen Subdisziplinen hochzuhalten und sich zu behaupten. Allerdings müsse das Augenmerk auch auf dem Patienten liegen, gerade in einer Krise wie dieser, in der sich niemand wegducken dürfe. „Wir müssen für unsere Patienten da sein“, so Frankenberger. Im Moment wäre das aber eher bei der Not- und Akutversorgung der Fall. Als medizinische Teildisziplin müsse die Zahnmedizin aber insgesamt auch politisch entsprechend gewürdigt und ernst genommen werden.
Corona und die Zahnmedizin: Forderung nach Rettungsschirm
In der Realität sieht es dagegen anders aus. Frankenberger beschreibt das größte Problem, dass viele Praxisbetreiber sich mit ihren Schwierigkeiten allein gelassen fühlen: „Zum einen ist man unsicher, ob die Schutzmaßnahmen ausreichend sind, um nicht selbst infiziert zu werden, zum anderen geht die Angst vor großen wirtschaftlichen Problemen um, nicht zuletzt auch weil Patienten mittlerweile häufig aus Angst ihre Termine absagen.“ Es müsse auch einen Rettungsschirm für die Zahnmedizin geben. Die DGZMK unterstützt in vollem Maße die Appelle der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung in Richtung Politik. Die aktuelle politische Lage kommentiert der DGZMK-Präsident so: „Realpolitisch sind ja für die Zahnmedizin noch keine effektiven Maßnahmen ergriffen worden.“ Ein klarer Vorwurf gehe auch an Herr Spahn, der in seinem jüngsten Gesetz die Zahnmedizin anscheinend vergessen habe.
Dennoch seien die Folgen der Pandemie auch eine Herausforderung: „In unserer Klinik möchten wir mit gutem Beispiel vorangehen, trotz (noch?) nicht vorhandenem Versorgungsauftrag halten wir uns bereit, so lange wir können. Und wenn es ganz schlimm kommt, stehen wir natürlich auch unserem Klinikum als Helfer zur Verfügung.“
Quelle: DGZMK