“CEREC ist eine Frage der Mentalität”
Roddy MacLeod ist seit 2013 Vice President Dental CAD/CAM Systems bei Sirona. Das DENTAL MAGAZIN sprach mit ihm in Las Vegas über das erweiterte CEREC-Indikationsspektrum und den typischen CEREC-Anwender.
2009 wurde die CEREC AC mit Bluecam eingeführt. Nur sechs bis neun Restaurationen pro Monat, und das Gerät habe sich amortisiert, warb Sirona damals. Wie sieht das bei der aktuellen CEREC-Version aus?
MacLeod: Der Break-even-Point kann bereits nach 400 Versorgungen erreicht werden.
Wie kann das sein?
MacLeod: CEREC kann heute deutlich mehr als nur Einzelzahnrestaurationen in einer Sitzung, nämlich Implantatabutments, Implantatkronen und mehrgliedrige Brücken. Diese Indikationen waren 2009 noch gar kein Thema. Der Gerätepreis hat sich jedoch nicht erhöht. Deutsche Zahnärzte „stehen“ übrigens eher auf „Brücken“, US-Zahnärzte favorisieren Einzelzahnrestaurationen. In Deutschland werden tatsächlich doppelt so viele Brücken gefertigt wie in den USA.
Verdient man mit Brücken mehr?
MacLeod: Brücken können durchaus mit einem Laborkostenanteil von 750 Euro abgerechnet werden. Wer also beispielsweise zu 50 Prozent Brücken anbietet, muss weniger Restaurationen fertigen, um den Break-even-Point zu erreichen.
In Deutschland gibt es bekanntlich einen klaren Trend zur Füllungstherapie, die als weniger invasiv gilt und kostengünstiger ist. Tangiert das die Zunkunft von CEREC?
MacLeod: Keineswegs, in jeder Praxis läuft die Füllungstherapie auf Hochtouren. Aber: CEREC-Anwender stellen acht bis zehn Inlays pro Monat sowie 22 Kronen her, eine „normale“ Zahnarztpraxis nur sechs Inlays pro Monat sowie 20 Kronen.
Darum hat Sirona das CEREC-Indikationsspektrum erweitert?
MacLeod: Ja, CEREC ist eine Option für Generalisten, die expandieren und ihr Geräte auslasten möchten. Mit dem Software-Update CEREC SW 4.4 hat Sirona darauf reagiert. Eine besonders spannende neue Anwendung ist CEREC Guide 2: Es ist die erste Bohrschablone für Einzelzahnimplantate, die sich chairside und kostengünstig in der eigenen Praxis herstellen lässt. Eine weitere Optimierung ist der neue Biokiefer-Algorithmus, der den gesamten gescannten Bereich als Referenz für die zu erstellende Restauration nutzt und noch bessere Erstvorschläge für Zahngruppen generiert. Nacharbeiten sind kaum noch nötig, was für den Anwender eine große Zeitersparnis bedeutet. Und: CEREC lässt sich nun auch für digitale Abformungen bei kieferorthopädischen Indikationen nutzen, zum Beispiel für die Therapie mit transparenten Schienen. Eine Kooperationsvereinbarung mit Align Technology ermöglicht Kieferorthopäden und Zahnärzten die digitale Abformung auch für die Schienentherapie mit Invisalign.
Vielfach wird die Chairside-Variante als eine Behandlungsoption für Tüftler abgetan, nach dem Motto: „Ich habe 20 bis 30 Patienten pro Tag, woher soll ich die Zeit nehmen, auch noch CEREC zu bedienen?“
MacLeod: Wer so denkt, ist kein potenzieller CEREC-Zahnarzt. Unsere Zahnärzte behandeln 15 bis 20 Patienten pro Tag und ticken komplett anders. Sie sind flexibler und sehen den Benefit der Single Visit Dentistry sowohl für ihre Patienten als auch für die Praxis. Statt 20 Patienten behandeln sie einige weniger, diese dafür aber in nur einer Sitzung. Das spart Zeit und Kosten. Allein die Terminverwaltung und der Dialog mit der Anmeldung erübrigen sich.
Ist der typische CEREC-Anwender eher ein Newcomer?
MacLeod: Nein, alle Altersgruppen sind CEREC-begeistert. Das ist eine Frage der Mentalität, nicht des Alters. Wer sich stets „busy“ fühlen muss, für den ist CEREC einfach nichts. Wer aber seinen Patienten den Zahnarztbesuch so angenehm wie möglich gestalten möchte, der liegt mit CEREC richtig.
Kommen wir zum intraoralen Scannen: Höchstens 15 Prozent der Zahnärzte setzen heute auf den digitalen Abdruck, wie kann das sein?
MacLeod: Ohne die komplette Integration in den digitalen Workflow macht der Scan überhaupt keinen Sinn.
Wieso nicht?
MacLeod: Der Zahnarzt würde nur dem Labor zuarbeiten, warum sollte er das tun? Das CEREC-System hat einen ganz anderen Ansatz: Nicht die digitale Abformung ist das Entscheidende, sondern der Chairside-Workflow. Aus diesem Grund werden in Deutschland pro Jahr mehr CEREC-Systeme gekauft als Intraoralkameras alleine.