Besuch im GC Forschungszentrum in Japan
Seit 94 Jahren steht das japanische Unternehmen GC vor allem für eins: Qualität. Dafür sorgen die „Nakama“ – die Gemeinschaft der GC-Mitarbeiter – ebenso wie die Gründerfamilie Nakao selbst. Mit einem eigenen Qualitätsmanagement, regelmäßigen „President’s Reviews“ und der buddhistischen Philosophie des „Semui“ strebt der Konzern seiner Vision zum 100-jährigen Geburtstag entgegen: eines der führenden Dentalunternehmen werden.
Wie die Spezialisten für restaurative und minimalinvasive Zahnheilkunde dieses Ziel angehen, erfuhr die DENTAL MAGAZIN-Redaktion bei der dritten und letzten Etappe ihres Japan-Besuchs im GC-Forschungszentrum und Headquarter in Tokio.
Die Erfolgsgeschichte begann mit einem Fehlschlag. Ein Jahr nach der Firmengründung 1921 durch die drei Chemiker Kiyoshi Nakao, Yoshinosuke Enjo und Tokuemon Mizuno erschien mit „Standard Cement“ das erste GC-Produkt auf dem Markt – und floppte. Diesen Misserfolg haben die Nakama nie vergessen. Er bestärkt sie bis heute darin, ihre Produkte in enger Kooperation mit Praktikern und Universitäten zu entwickeln und genau auf die Bedürfnisse von Zahnärzten und Zahntechnikern abzustimmen.
Forschungsbemühungen zahlen sich aus
Drei Jahre nach dem Scheitern von Standard Cement zahlten sich die Forschungsbemühungen aus: Der neue kristalline Zement wurde 1925 bei der Generalversammlung der japanischen Gesellschaft für Zahnheilkunde vorgestellt und avancierte zum frühen „Bestseller“ des Unternehmens. Materialien wie Equia, Fuji, Gradia Direct oder G-ænial schreiben die Erfolgsgeschichte heute fort.
Aus dem Familienunternehmen ist längst ein internationaler Konzern mit Niederlassungen in 33 Ländern geworden. Familiär geht es in der Chefetage des 2011 von Stararchitekt Yoshio Taniguchi fertiggestellten neuen GC Corporate Centers in Tokio aber noch immer zu: Hier sitzt mit Dr. Kiyotaka Nakao die nächste Generation des Gründerclans. 2013 übergab Makoto Nakao nach 30-jähriger Amtszeit die Präsidentschaft an seinen Schwiegersohn, der seitdem die Aktivitäten des Konzerns in Europa, den USA und Südostasien leitet. „Die selbst für japanische Verhältnisse lange Familientradition des Unternehmens ist uns wichtig“, erklärt Nakao Junior stolz. „Sie sorgt für eine starke Verbundenheit unter den Mitarbeitern, die sich mit GC und unserer Familie identifizieren.“
Qualität und Anwenderorientierung als Maß
Teil der Firmentradition ist der Gedanke des „Semui“, einer buddhistischen Philosophie. Sie beruht auf Werten wie Selbstlosigkeit und Wohltätigkeit und strebt danach, die Lebensqualität und Gesundheit der Mitmenschen zu verbessern. „Der Glaube an die Idee des Semui ist einer der Gründe für unsere hohen Qualitätsstandards.
Sie stellen die Ansprüche von Zahnarzt und Patient immer ins Zentrum unseres Handelns“, erläutert Nakao. Bereits 1981 führte das Unternehmen eine Qualitätskontrolle ein, seit 1995 sorgt das „GC Quality Management“ für die Einhaltung der Standards von der Produktentwicklung bis zur Vermarktung.
Regelmäßige „President’s Reviews“ mit dem Konzernchef
Davon überzeugt sich der Konzernchef auch gern persönlich bei regelmäßigen „President’s Reviews“ an allen Standorten in Japan und Übersee. 2004 wurde GC dafür mit dem Gewinn der japanischen Qualitätsmedaille belohnt, der weltweit höchsten Auszeichnung für Qualitätsmanagement. GC Europe gehörte 2013 zudem zu den Finalisten für den EFQM European Excellence Award – und erreichte damit die höchste Stufe der Anerkennung, die je einem europäischen Dentalunternehmen für sein Qualitätsmanagement zuteil wurde.
Im Corporate Center der Firma in der Innenstadt von Tokio dreht sich neben der Qualität alles um die Anwender. „Die fünfte bis achte Etage unseres Headquarters haben wir für unsere Kunden reserviert“, bestätigt Dr. Nakao. „Hier werden Vorträge gehalten und Hands-on-Kurse veranstaltet – vorwiegend donnerstags, da japanische Zahnärzte dann frei haben.“ Die wöchentlichen Training-Sessions für Zahnärzte und Zahntechniker und die nach Produktbereichen geordneten Ausstellungsflächen finden dem Präsidenten zufolge regen Zulauf: Jedes Jahr besuchen mehr als 20.000 Gäste das GC Corporate Center.
Die Zukunft im Visier
Die Anwender behält man auch rund 9.400 Kilometer weiter westlich auf dem europäischen Kontinent im Blick. In der GC Europa-Zentrale im belgischen Leuven ist Weiterbildung ein großes Thema. Täglich finden hier Kurse und Hands-on-Seminare für Praxis und Labor am 2008 eröffneten Schulungszentrum statt – insgesamt etwa 1.200 Lehrveranstaltungen pro Jahr. Als europäisches Logistikzentrum koordiniert der Standort zudem den Versand von rund 14.000 Artikeln pro Jahr in 76 Länder.
„Durch unser breites Portfolio sehen wir uns als Anbieter von Gesamtlösungen“, erklärt Michele Puttini, seit 2014 Präsident von GC Europe. Dazu gehörten Produkte, aber auch Schulungen und eine Lotsenfunktion bei aktuellen Trends der Zahnheilkunde wie der Digitalisierung. Eigene CAD/CAM-Services und -Produkte sollen dem Europa-Chef zufolge verstärkt dafür sorgen, dass europäische Zahnmediziner und Zahntechniker mit der rasch expandierenden digitalen Zahnheilkunde Schritt halten können.
Austausch mit dem japanischen Mutterkonzern wichtig
Wie Puttini ist auch seinem deutschen Kollegen Frank Rosenbaum, Geschäftsführer der GC Germany GmbH, der ständige Austausch mit dem japanischen Mutterkonzern wichtig. „Wir haben regelmäßig japanische GC-Kollegen bei uns in Deutschland zu Besuch, die gemeinsam mit uns deutsche Universitäten besuchen und mit den dortigen Wissenschaftlern Studienprojekte bearbeiten“, berichtet Rosenbaum. Die enge Kooperation macht Sinn, denn beide Kulturen sehen sich künftig den gleichen Herausforderungen gegenüber: „Der demografische Wandel und die Überalterung der Gesellschaft schreiten in Japan sogar noch rasanter als in Deutschland voran.“
Von den Japanern könne man daher einiges in Sachen Alterszahnheilkunde lernen, ist sich Rosenbaum sicher. Aus diesem Grund hat GC einen ersten Kontakt zwischen Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, und der japanischen Zahnärztekammer hergestellt. „Damit hoffen wir, den Austausch über das Thema anzuregen und gemeinsam mögliche Lösungen für eine zukunftstaugliche Zahnheilkunde zu entwickeln – ganz im Sinne des Semui.“