Patientenumfrage "Weisse Liste"

Aufklärung erst im Behandlungsstuhl

Alles in allem sind die Patienten mit ihren Zahnärzten zufrieden, es gibt aber noch Verbesserungsbedarf, etwa bei der Aufklärung. Das geht aus einer Patientenumfrage der "Weissen Liste" verschiedener Krankenkassen hervor.


Aufklärung beim Zahnarzt

Aufklärung beim Zahnarzt erst im Behandlungsstuhl? Das ist vielen Patienten zu spät. Foto: panthermedia


AOK, BARMER GEK, Techniker Krankenkasse und Bertelsmann BKK haben ihre Versicherten zur Bewertung ihrer Zahnärzte aufgerufen. Aus der Auswertung von über 10.000 Zahnarztbewertungen im Arztvergleichsportal „Weisse Liste“ geht hervor: Eine große Mehrheit (83,2 Prozent) der Patienten in Deutschland ist mit der Behandlung durch ihren Zahnarzt zufrieden. Rund vier von fünf Patienten würden ihren Zahnarzt „bestimmt“ weiterempfehlen und sehen keinen Grund für einen Zahnarztwechsel.

Dennoch sehen sie Verbesserungsmöglichkeiten bei der Aufklärung über Kosten und der Kommunikation. Das Behandlungsgespräch findet bei vielen Patienten noch nicht auf Augenhöhe statt. Nur 62 Prozent der Patienten empfinden die Aufklärung über Kosten als komplett verständlich, 63 Prozent sehen die Kostenpläne immer als verlässlich an. Hinzu kommt: Fast jeder zehnte Patient nimmt eindeutig einen Verkaufsdruck wahr, fühlt sich also zu kostenpflichtigen Zusatzleistungen gedrängt.

Aufklärung im Behandlungsstuhl kann Vertrauen stören

Lediglich etwas mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller Patienten attestiert ihrem Zahnarzt voll und ganz, dass er jeden Behandlungsschritt erklärt und damit mögliche Ängste reduziert. Dass es Verbesserungsbedarf in Sachen Kommunikation gibt, zeigt auch ein besonderer Aspekt: Weniger als die Hälfte aller Beratungsgespräche (42 Prozent) wird sitzend geführt und damit in einer Weise, die nach heutigem Erkenntnisstand maßgeblich zu einer gleichberechtigten Kommunikation beiträgt. Häufig liegen die Patienten bereits im Behandlungsstuhl.

„Das erschwert die gemeinsame Entscheidungsfindung auf Augenhöhe etwa bei Behandlungsoptionen“, sagt Studienautorin Stefanie Hennig von der Bertelsmann Stiftung, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, ergänzte dazu: „Wenn manche Patienten also kritisieren, dass Beratungsgespräche im Behandlungsstuhl durchgeführt werden oder sie sich nicht ausreichend über die Kosten der Behandlung aufgeklärt fühlen, kann das die  Vertrauensbeziehung stören. Hier gilt es von Seiten der Zahnärzte, auf diese kritischen Punkte einzugehen und sie gezielt zu verbessern.“

Für die Erhebung wurden von Februar 2012 bis März 2015 insgesamt 10.087 Online-Bewertungen zu 7.817 Zahnärzten von 9.259 Versicherten ausgewertet.

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