Aligner: Bundestagsfraktion fordert mehr Sicherheit für Patienten
Zahnkorrekturen zuhause, ganz ohne Zahnarzt oder Kieferorthopäde? In den letzten Jahren haben das immer mehr zum Teil marktfremde Anbieter und Start-ups als Geschäftsmodell für sich entdeckt. Sie bieten Zahnkorrektursysteme wie die transparenten Aligner-Schienen für den Heimgebrauch, ohne zahnärztliche oder kieferorthopädische Supervision. Bundestagsabgeordnete schlagen Alarm: In einem Antrag an die Bundesregierung fordern sie eine Abkehr von dieser Vorgehensweise.
Die FDP-Fraktion um Dr. Wieland Schinnenburg, Christine Aschenberg-Dugnus, Michael Theurer und weitere Bundestagsabgeordnete betrachtet Zahnbehandlungen wie die Aligner-Therapie in Eigenregie als Risiko für die Sicherheit der Patienten. In ihrem Antrag an die Bundesregierung argumentieren sie: „Nach § 1 Zahnheilkundegesetz (ZHG) liegen Behandlungen im Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zum Schutz der Patienten und der Versorgungsqualität allein in der Verantwortung der Zahnärzte und Kieferorthopäden. Aligner-Behandlungen müssen deshalb von Kieferorthopäden oder Zahnärzten durchgeführt werden, da die Veränderung der Zahnstellung einen Eingriff in das stomatognathe System und insbesondere den Zahnhalteapparat darstellt.“
Die Abgeordneten berufen sich dabei auf § 1 Abs. 3 ZHG, welcher „Anomalien der Zahnstellung“ als Krankheit definiert. Die Korrektur von Fehlstellungen stelle demnach die Behandlung einer Krankheit im Sinne des ZHG dar. Die Aligner-Therapie sei insofern auch keine kosmetische, sondern eine zahnheilkundliche Behandlung, heißt es in dem Antrag.
Aligner in Eigenregie gefährden Sicherheit der Patienten
Mit Sorge betrachtet die FDP-Bundestagsfraktion die Entwicklung der letzten Jahre. In dieser Zeit seien immer mehr Unternehmen in den Markt eingestiegen, die zumeist über das Internet eine Behandlung von Zahnfehlstellungen anbieten – häufig ohne Begleitung durch einen approbierten Zahnarzt oder Kieferorthopäden. Patienten erhielten Abdruck-Sets nach Hause geliefert und erstellten damit selbst ein analoges Kiefermodell. Die Therapie mit den zugesandten fertigen Alignern würde dann in Eigenregie zuhause übernommen. Vor einem solchen Vorgehen warnen die Abgeordneten ausdrücklich: „Eine Aligner-Behandlung ohne kieferorthopädische oder zahnärztliche Begleitung kann schwere Schäden im Gebiss verursachen, die Schmerzen und auch hohe Kosten verursachen können.“
Sie fordern die Bundesregierung daher auf, gewerbliche Aligner-Behandlungen ohne vollumfängliche zahnheilkundliche Begleitung durch approbierte Kieferorthopäden oder Zahnärzte zu unterbinden. Zudem müssten die bestehenden Gesetze daraufhin geprüft werden, dass sie im Interesse der Patientensicherheit schnell und effektiv durchgesetzt werden können. Im Bedarfsfall könne man so für rechtliche Klarheit sorgen. Eine Rückmeldung über die getroffenen Maßnahmen soll gemäß Antrag bis 31. März 2021 vorliegen.
Quelle: Bundestag