Pulpagewebe vital erhalten
Mit der teilweisen Entfernung der infizierten Pulpa (Zahnmark), der Pulpotomie, verfolgen Zahnmediziner das Ziel, die Vitalität des verbleibenden, gesunden Pulpagewebes durch eine direkte Überkappung zu erhalten. Dabei kommt der Wahl des geeigneten Überkappungsmaterials eine zentrale Rolle zu. Es gilt, ein Material zu verwenden, das vor weiterer Schädigung der Pulpa schützt, gleichzeitig die Heilung fördert und nicht zuletzt die Vitalität des Zahnmarks erhält.
Mit Biodentine hat Septodont ein therapeutisches Füllmaterial auf Kalziumsilikatbasis im Portfolio, welches sowohl über biokompatible und bioaktive Eigenschaften verfügt als auch als Medizinprodukt der Klasse III zugelassen ist. Vergleichsstudien bestätigen, dass Biodentine gegenüber lichthärtenden Überkappungsmaterialien wie beispielsweise TheraCal LC eine höhere klinische Wirksamkeit aufweist [1,2,3].
Das Pulpagewebe eines Zahns kann auf unterschiedliche Weise Schädigungen erfahren, sei es durch kariöse Infektionen oder Traumata. Mit der Pulpotomie ist die Möglichkeit gegeben, Zähne dennoch längerfristig vital zu erhalten. Diese Therapieform gewährleistet den Erhalt des vorhandenen gesunden Pulpagewebes, welches wiederum die funktionelle wie strukturelle Heilung des Pulpa-Dentin-Komplexes fördert. Zahnärzte versorgen die freigelegte Pulpa dabei mit einem Überkappungsmaterial [4].
Überkappungsmaterialien im Fokus
Goldstandard bei der Vitalerhaltung der Pulpa sind heutzutage hydraulische Kalziumsilikat-Zemente (HKSZ) wie Biodentine von Septodont [4]. Die Zeitspanne bis zum Erhärten der Materialien (Abbindezeit) erscheint Behandelnden im Praxisalltag allerdings häufig als zu lange, weshalb zunehmend licht- oder dualhärtende Überkappungsmaterialien, wie beispielsweise TheraCal LC1, angeboten werden. Dabei handelt es sich um fließfähige Kunststoffmaterialien (Komposite), denen Zementanteile lediglich als Füllstoff in Pulverform zugesetzt werden. Sie härten durch eine Lichtpolymerisation des Kunststoffanteils innerhalb weniger Sekunden aus.
Bioaktivität und Biokompatibilität als zentrale Kriterien der Pulpaversorgung
Zu bedenken sind allerdings die mangelnde Biokompatibilität und Bioaktivität dieser licht- bzw. dualhärtenden Überkappungsmaterialien. Während ein biokompatibles Material bei direktem Kontakt keinen negativen Einfluss auf das Gewebe haben darf, belegen Studien eine zytotoxische Wirkung von Kompositmaterialien. Auch bei vollständiger Lichtpolymerisation können freie, toxische Monomere in das Pulpagewebe gelangen.
Tests zur Bestimmung der Zellaktivität belegen, dass mit lichthärtendem Material versorgtes Pulpagewebe einen Rückgang in der Zellumsatzrate zeigt. Für die Pulpaheilung nach der Überkappung ist aber eine Zunahme dieser Umsatzrate wichtig [5,6]. Als problematisch erweist sich zudem, dass es bei Lichtpolymerisation der Kompositmaterialien zu einer Erwärmung des Pulpagewebes auf 43,5 Grad Celsius kommen kann [7]. Diese Temperaturerhöhung geht mit einem Funktionsverlust der (zellbildenden) Proteine einher. Kalziumsilikat-Zemente, wie etwa Biodentine, erwärmen sich hingegen bei der Aushärtung nicht.
Höhere mineralisationsfördernde Wirkung
Im Gegensatz zu lichthärtenden Überkappungsmaterialien fördert Biodentine als bioaktives Material die Bildung von Sekundär- und Tertiärdentin und neuem Hartgewebe. Zwar stellten sich mit beiden Materialklassen behandelte Zähne im direkten Vergleich nach acht Wochen klinisch als symptomfrei dar. Allerdings zeigen den Experten von Septodont zufolge alle mit Biodentine therapierten Zähne in der histologischen Untersuchung bereits eine vollständige Hartgewebebrückenbildung. Lichthärtende Überkappungsmaterialien zeigten diese Hartgewebeneubildung nur teilweise [1,2]. Biodentine entspricht damit vollumfänglich den in klinischen Studien festgelegten Erwartungen an Überkappungsmaterialien – Biokompatibilität und Bioaktivität. Biodentine kann daher direkt auf die Pulpa appliziert werden.
Quelle: Septodont
[1] Schuster, L, Dammaschke T, Ficai A. Oberflächenbeschaffenheit und pH-Wert lichtpolymerisierbarer Überkappungsmaterialien, Abstract zur wissenschaftlichen Präsentation im Rahmen der 5. Gemeinschaftstagung Zahnerhaltung am 24. November 2023 in München. https://www.dget.de/content/4-veranstaltungen/abstracts-5.gemeinschaftstagung-muenchen-2023.pdf (Zugriff auf das Abstractheft: Juni 2024)
[2] Bakhtiar H, Nekoofar MH, Aminishakib P, Abedi F, Naghi Moosavi F, Esnaashari E, Azizi A, Esmailian S, Ellini MR, Mesgarzadeh V, Sezavar M, About I. Human Pulp Responses to Partial Pulpotomy Treatment with TheraCal as Compared with Biodentine and ProRoot MTA: A Clinical Trial. J Endod. 2017 Nov;43(11):1786-1791. doi: 10.1016/j.joen.2017.06.025. Epub 2017 Aug 16. PMID: 28822566.
[3] Camilleri J. Hydration characteristics of Biodentine and Theracal used as pulp capping materials. Dent Mater. 2014 Jul;30(7):709-15. doi: 10.1016/j.dental.2014.03.012. Epub 2014 Apr 29. PMID: 24793199.
[4] Dammaschke T, Galler K, Krastl G. Aktuelle Empfehlungen zur Vitalerhaltung der Pulpa. Dtsch Zahnärztl Z 2019; 74: 54-63. (Wissenschaftliche Mitteilung der Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie)
[5] Dammaschke T, Stratmann U, Fischer RJ, Sagheri D, Schäfer E. Proliferation of rat molar pulp cells after direct pulp capping with dentine adhesive and calcium hydroxide. Clin Oral Investig. 2011 Aug;15(4):577-87. doi: 10.1007/s00784-010-0409-7. Epub 2010 Apr 20. PMID: 20405184.
[6] Küden C, Karakaş SN, Batmaz SG. Comparative chemical properties, bioactivity, and cytotoxicity of resin-modified calcium silicate-based pulp capping materials on human dental pulp stem cells. Clin Oral Investig. 2022 Nov;26(11):6839-6853. doi: 10.1007/s00784-022-04713-5. Epub 2022 Sep 15. PMID: 36104606.
[7] Savas S, Botsali MS, Kucukyilmaz E, Sari T. Evaluation of temperature changes in the pulp chamber during polymerization of light-cured pulp-capping materials by using a VALO LED light curing unit at different curing distances. Dent Mater J. 2014;33(6):764-9. doi: 10.4012/dmj.2013-274. Epub 2014 Oct 11. PMID: 25311340.