Knochenringe aus der Packung
Mit passgenauen Knochenringtransplantaten lassen sich die dreidimensionale vertikale Augmentation und die Implantation in nur einer OP durchführen. Inzwischen gibt es auch „Knochenringe aus der Packung“. Dr. Orcan Yüksel skizziert die Vorteile und das Prozedere.
Stellen Allografts Ihrer Ansicht nach heute schon eine Alternative zum autologen Knochen dar?
Yüksel: Ja, bei den üblichen dreidimensionalen defekten Stellen sind sie eine wirklich gute Alternative. Allerdings lässt sich bei vertikalen Defekten wie dem hochathrophierten Kieferkamm noch nicht exakt voraussagen, wie viele Millimeter in welchem Zeitraum ossifizieren.
Zusammen mit Ihrem Kollegen Dr. Bernhard Giesenhagen referieren Sie bundesweit zur Knochenring-Technik. Die Knochenentnahme erfolgt dabei aus der Gaumen-, Retromolar- und Kinnregion.
Man hört von extrem vielen Sensitivitätsstörungen infolge einer Knochenentnahme…
Yüksel: Ursache der Sensitivitätsstörungen am Kinn ist nicht die Knochenentnahme, sondern eine falsche Schnittführung. Wir haben dazu viel publiziert.
Die Kinnentnahme ist zwar nicht kompliziert, erfordert aber Erfahrung, wie alle Techniken der Advanced Surgery. Genormte Fräsen erleichtern hier die Arbeit deutlich.
Wie viele Knochenringe haben Sie bislang eingesetzt?
Yüksel: Rund 1200 autologe Knochenringe zusammen mit meinem Kollegen Dr. Giesenhangen. Die Technik ist unserer Erfahrung nach sicher und funktioniert auch nach fünf Jahren stabil. Das haben wir dokumentiert, und das werden wir in Kürze veröffentlichen.
Neben Eigenknochen mit Knochenringentnahme aus der Kinn- oder Gaumenregion arbeiten Sie mit industriegefertigten allogenen Knochenringen „aus der Verpackung“, kurz: mit Spenderknochen.
Sind Knochenringe aus der Verpackung noch im Experimentierstadium?
Yüksel: Von einer Experimentierphase möchte ich nicht sprechen. Schließlich werden schon seit Jahren allogene Materialien eingesetzt. Wir haben in Zusammenarbeit mit der Firma botiss aus Berlin ein für die Knochenringtechnik passendes Produkt entwickelt. Der Spenderknochen besteht zu 100 Prozent aus spongiösen Knochenanteilen von Hüftköpfen ausgewählter Lebendspender in Deutschland und in Österreich.
Welche Vorteile sehen Sie?
Yüksel: Die OP-Zeit wird verkürzt, die invasive Knochenentnahme entfällt. Unsere 50 und weitere 100 Fälle anderer Kollegen zeigen vielversprechende Resultate. Wir sehen darin eine gute Alternative.
Ihr Fazit?
Yüksel: Biomaterialien werden in der GBR seit mehr als 15 Jahren erfolgreich verwendet. Die zusätzliche Formstabilität des Transplantats als Block oder Ringform ermöglicht eine 3D-vertikale Augmentation. Mit dem Kollagen, das bei der Verarbeitung erhalten bleibt, sind die Grundvoraussetzungen für die Verknöcherung geschaffen. Somit sind wir einen Schritt weiter, die Knochenringtechnik ist definitiv praxistauglich, Aufwand und Nutzen stehen in einem guten Verhältnis.
DIKON 2013
Am 13. Oktober spricht Dr. Orcan Yüksel auf dem 1. DENTSPLY Implants Kongress DIKON in Wiesloch über die Möglichkeiten und Grenzen der einzeitigen vertikalen Augmentation.
Dr. Orcan Yüksel studierte Zahnmedizin in Frankfurt am Main und in Istanbul. Seit 1993 ist er niedergelassen in eigener Praxis in Frankfurt a. M. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Implantologie. Unter anderem hat er sich auf innovative Augmentationsverfahren wie die Knochenringtechnik spezialisiert.
Kontakt: info@bonering.de