Konventionell war gestern: Die digitale Abformung in Prothetik und Labor
Die Meinung der Experten während der 2. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung (DGDOA) in Mainz war eindeutig: Wer jetzt nicht handelt, wird den Anschluss verpassen.
Die Referenten präsentierten am 20. und 21. Oktober 2016 im Hyatt Regency in Mainz wissenschaftliche und klinische Fakten die belegten, dass die digitale Abformung der konventionellen Abformung überlegen ist.
Am ersten Tag fanden insgesamt elf Workshops statt. Hier zeigten viele Hersteller von Intraoralscannern die Möglichkeiten Ihrer Geräte im prothetischen und kieferorthopädischen Workflow. Durch dieses einzigartige Konzept hatten die Teilnehmer der Jahrestagung die Möglichkeit, die für sie interessanten Scanner im direkten Vergleich zu erleben. Zusätzlich erläuterten Dr. Ingo Baresel und Zahntechniker Florian Schmidt in zwei Workshops die Möglichkeiten der Versorgung von Implantaten mit einem Intraoralscanner sowie Tipps und Tricks aus Praxis und Labor bei der Umsetzung der digitalen Abformung. Gerade dieser Workshop stieß auf riesiges Interesse war mit 70 Teilnehmern restlos ausgebucht.
Den zweiten Tag eröffnete Dr. Ingo Baresel, Präsident der DGDOA, die Veranstaltung. In seiner Rede hielt er ein Plädoyer für die digitale Abformung und erläuterte, welche Aufgaben die DGDOA für sich sieht und welche Rolle sie zukünftig spielen werde.
Vernetzung verschiedener digitaler Verfahren
Der wissenschaftliche Teil der Tagung begann mit dem Vortrag von Dr. Jan-Frederik Güth von der LMU München. Er zeigte in seinem Vortrag „Die digitale Prozesskette – Möglichkeiten und Zukunftsmusik“, wie weit die digitale Abformung bereits fortgeschritten ist und welche qualitativen Verbesserungen sie nachweislich im Praxisalltag bringt. Zudem zeigte er auf, welche Möglichkeiten durch Vernetzung verschiedener digitaler Verfahren zukünftig verfügbar sein können.
Prof. Dr. Dr. Albert Mehl, Leiter der Station für computergestützte Zahnheilkunde am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Zürich, referierte über das Thema „CAD/CAM und Okklusion/Artikulation – Status Quo und Zukunftsvisionen“. Er ging hierbei auf die heute schon vorhandenen Möglichkeiten der digitalen Restauration in Designprogrammen ein und zeigte, dass hier schon sehr viel Individualität und Schädel-Gelenk spezifische Möglichkeiten gegeben sind.
Reise durch die Welt der Restaurationsmaterialien
Prof. Dr. Daniel Edelhoff, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München, richtete seinen Fokus auf das Thema „Materialauswahl, Präparationsrichtlinien und Einsetzen im CAD/CAM Prozess“. In seinem zweistündigen Vortrag nahm er die Teilnehmer mit auf eine Reise durch die Welt der heute am Markt verfügbaren Restaurationsmaterialien, zeigte deren Indikationsbereiche und auch die Möglichkeiten, diese dauerhaft im Mund zu befestigen. Gerade bei den Richtlinien zur Präparation mahnte er zu mehr Zurückhaltung und Substanzschonung. Zeitgleich zu Prof. Edelhoff hielt Dr. Yong-Min Jo, erfahrener Anwender der digitalen Abformung und Mitbegründer von CA Digital, für alle kieferorthopädisch interessierten Teilnehmer seinen Vortrag zum Thema „Die digitale Abformung im kieferorthopädischen Workflow“. Er zeigte hierbei sämtliche Möglichkeiten und Chancen auf, die sich in der kieferorthopädischen Praxis durch Einsatz eines Intraoralscanners bieten und konnte so vielen Teilnehmern die Bedenken, die diese bei einer möglichen Umstellung hatten, nehmen.
Dr. Ingo Baresel gab in seinem Referat „Entscheidungskriterien beim Kauf eines Intraoralscanners“ den Teilnehmern klare Anhaltspunkte anhand derer sie sich bei der Kaufentscheidung eines Gerätes orientieren können. Er analysierte unter anderem die Genauigkeit, Datenformate, das Handling oder die Kosten von Intraoralscannern, verwies aber immer wieder darauf, dass nur ein Praxistest endgültige Sicherheit bringen kann.
Interview mit Dr. Ingo Baresel
Im letzten Vortrag wurden von Dipl.-Ing. Frank Hornung die „Herstellungstechniken und Präzision von Modellen nach digitaler Abformung“ gezeigt. Hier, so resümierte er, ist die Datenlage noch sehr dünn und weitere Forschung nötig. Er konnte aber in eigenen Studien zeigen, dass die Genauigkeit solcher Modelle für die Fertigung exakter Restaurationen vollkommen ausreichend ist.
Das Interview mit Dr. Ingo Baresel im DENTAL MAGAZIN über den Beratungsbedarf und mögliche Einsatzgebiete von Intraoralscannern lesen Sie hier.