Jeder zweite Arzt befüchtet Verschlechterung seiner Finanzlage
Eine aktuelle Umfrage zur Situation in Deutschlands Arztpraxen zeigt deutlich: Ein großer Teil der Mediziner kämpft mehr als 50 Stunden in der Woche um das wirtschaftliche Überleben der eigenen Praxis.
Wie hat sich die wirtschaftliche Lage Ihrer Praxis in den vergangenen fünf Jahren entwickelt, fragte der Ärztenachrichtendienst (änd) niedergelassene Haus- und Fachärzte. Über 1100 Mediziner beteiligten sich an der Umfrage: Fast jeder zweite Arzt (45 Prozent) sprach von einer Verschlechterung der Situation vor Ort. Nur 24 Prozent berichteten von einem unveränderten Status quo, 32 Prozent registrieren nach eigenen Angaben dagegen eine Verbesserung.
Hohe Arbeitsbelastung bei unsicherer Finanzlage
Die Arbeitslast in den Praxen des Landes ist dabei enorm: Im Schnitt arbeiten die niedergelassenen Haus- und Fachärzte über 50 Stunden in der Woche, geht aus der Befragung hervor. Jeder vierte Arzt gab sogar an, über 60 Stunden tätig zu sein. Hohe Arbeitsbelastung bei unsicherer Finanzlage – die Frage nach der persönlichen Zufriedenheit fällt dementsprechend aus: Lediglich 24 Prozent der Niedergelassenen sind mit der wirtschaftlichen Lage ihrer Praxis im Moment zufrieden. Und auch große Hoffnungen auf Verbesserung scheint es nicht zu geben: Der änd fragte die Ärzte, ob sie in den nächsten fünf Jahren eine Verbesserung oder Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ihrer Praxis erwarten: 46 Prozent erwarten eine spürbare Verschlechterung und 44 Prozent gehen von einem unveränderten Stand aus. Lediglich 10 Prozent erwarten bessere Zeiten.
Einsparungen bei der Praxiseinrichtung
Immerhin schafft es ein großer Teil der Ärzte offenbar, dass die angespannte Finanzsituation nicht auf das Praxisteam durchschlägt: 82 Prozent der Mediziner erklärten, dass sie den Mitarbeitern Gehälter nach Tarifvorgaben zahlen könnten – oder sogar noch etwas mehr. 63 Prozent der Ärzte zahlen eigenen Angaben zufolge auch noch Weihnachts- und/oder Urlaubsgeld an die Mitarbeiter. Nur 18 Prozent räumten ein, inzwischen untertarifliche Gehälter zahlen zu müssen.
Wesentlich deutlicher scheinen sich finanzielle Engpässe bei den Investitionen in der eigenen Praxis bemerkbar zu machen: Nur jeder dritte Arzt (33 Prozent) erklärte, dass er regelmäßig Geld für neue Geräte oder Einrichtungsgegenstände aufbringen kann. 55 Prozent der Ärzte können dagegen nur unter großen Anstrengungen noch das Nötigste ersetzen und zusätzliche 12 Prozent müssen darauf hoffen, dass in der Praxis kein größeres Gerät den Dienst quittiert – da keine Rücklagen für solche Fälle verfügbar seien.