Vorsorgliche Digitalisierung der Mundsituation

Die Kopie der eigenen Zähne – ein neuer Ansatz

Der Wunsch nach perfektem Zahnersatz ist auch heute noch schwer erfüllbar. Alle Beteiligten versuchen mit den vorhandenen Mitteln Restaurationen herzustellen, die dem natürlichen, einzigartigen und patientenindividuellen Vorbild entsprechen.



Die Situation ist bekannt: Zerstörte oder auch fehlende Zähne müssen prothetisch versorgt werden, aber es liegen keine Informationen über das Original, also die ursprünglichen Zähne oder auch die Bisssituation vor. Mit solchen Informationen könnten Restaurationen sehr viel einfacher und patientenindividueller angefertigt werden.

Viele Fragen im Hinblick auf die ursprüngliche Morphologie, Funktion und Ästhetik des eigenen Zahnes bleiben derzeit für den Behandler und Techniker noch unbeantwortet. Im besten Fall dient für eine Frontzahnversorgung noch ein altes Foto als grobe Vorlage. Dabei würde die digitale Zahnmedizin mit einer Verfügbarkeit der richtigen Daten sehr viel mehr Möglichkeiten bieten.

Zahndatenbanken als Hilfe zu Konstruktion von Restaurationen

In der computergestützten Zahntechnik werden dem Techniker derzeit zur Konstruktion von Restaurationen Zahndatenbanken als Hilfestellungen angeboten. Diese Datenbanken enthalten annähernd passende Zahnformen als Grundlage für die weitere virtuelle Modellation. Auch mathematische Methoden sind etabliert.

Im Zeitalter der Digitalisierung bestehen jedoch schon jetzt Möglichkeiten, die tatsächliche, originalgetreue Ausgangssituation des jeweiligen Patienten in den Herstellprozess der Restauration mit einzubinden. Aber, welcher Patient kann auf Daten zurückgreifen, bei denen die Mund- und Kiefersituation im Ausgangszustand vor einigen Jahren festgehalten wurde? Zum Zeitpunkt einer notwendigen Wiederherstellung könnten diese Daten herangezogen werden.

An diesem Punkt bietet DentBase, mit Sitz in Rastatt, eine neue Dienstleistung an. Das junge Unternehmen archiviert vorsorglich erfasste dreidimensionale Scandaten von Kiefern und Zahnformen in einer zentralen Datenbank. Ziel ist es, die individuelle Zahnform des Patienten in einem noch gut erhaltenen Zustand digital zu erfassen und für evtl. später notwendige Versorgungsfälle zur Verfügung stellen zu können.

Über die eigene Zahnform und Kiefersituation als digitale Kopie im Bedarfsfall verfügen zu können, hat unschlagbare Vorteile: Dieser Datensatz trägt funktionell gesehen die gesamte Information über das ursprüngliche System und alle relevanten Parameter in Bezug auf Statik und Dynamik in sich und ist in vielen Fällen für die Ästhetik und das Gefühl des Patienten, die eigenen Zähne wiederzubekommen, unübertroffen.

Mit wenigen Schritten zur Datenbank

Zunächst registriert sich die Zahnarztpraxis oder das Dentallabor einmalig und kostenfrei bei DentBase (www.dentbase.de). Mit den Zugangsdaten und einer kleinen – ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellten – Übertragungssoftware kann der Anwender verschiedene Patientendaten (z. B. selbst oder vom Labor erstellte Scandaten der Modelle, Fotos, Röntgenbilder usw.) hochladen. Damit die sensiblen Daten auch immer dem richtigen Patienten zugeordnet werden und auch nur von diesem genutzt oder freigegeben werden können, erstellt die Praxis mit wenigen Klicks einen Patienten-Account. Über die automatisierte Erstellung eines Authentifizierungscodes, den ausschließlich der Patient erhält, behält er das Hoheitsrecht über seine Daten und kann immer selbst bestimmen, wer auf diese Daten zugreifen darf (Abb. 1).

Auf die Daten kann nur der Patient selbst oder von ihm autorisierten Personen zugreifen. Der Zugriff ist weltweit bequem über eine Internetplattform möglich. 

Die Vorteile auf einen Blick

Für den Patienten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, ein Abbild seiner ursprünglichen Mund- und Kiefersituation zu sichern. Im Fall der Fälle können damit dem Behandler und Zahntechniker direkt zu verarbeitende Daten zur Verfügung gestellt werden. Die Archivierung mit mehrfachen Redundanzen stellt auch nach Jahren sicher, dass die Daten bereitstehen.

Der Patient behält die Hoheit über seine Daten und kann weltweit darauf zugreifen oder diese freigeben. Das Archiv ist zusätzlich nach den modernsten Richtlinien geschützt. Der für den Patienten wichtigste Vorteil liegt aber sicherlich darin, dass er Restaurationen erhält, die auf seinen ursprünglichen gesunden Zähnen beruhen, egal ob der Zahnverlust durch einen Unfall oder kariöse Läsionen entstanden ist.

Der Behandler kann mit dem Angebot dieser neuen Dienstleistung, die natürlich als Verlangensleistung privat abgerechnet werden müsste, zukünftig seine Patienten noch originalgetreueren Zahnersatz versprechen und der Aufwand bei der Einprobe wird deutlich reduziert. Letztlich wird die Zufriedenheit des Patienten steigen. Aber nicht nur bei der Fertigung des definitiven Zahnersatzes, sondern schon bei der Herstellung der provisorischen Versorgung, werden zukünftig die Herstellungsprozesse durch die vorhandenen Ausgangsdaten schneller, genauer und einfacher. So könnten die Provisorien schon vor oder direkt nach der Präparation aus den vorhandenen Datensätzen angefertigt werden.

Für den Zahntechniker wird die Zusammenarbeit mit der Zahnarztpraxis noch intensiver. Als technischer Experte kann er der Praxis das Scannen der Ausgangsmodelle als Dienstleistung anbieten und auch bei dem Hochladen der Daten die Praxis unterstützen. Sein Dienstleistungsangebot an die Praxis wird also erweitert. Aber auch hier ist entscheidend, dass er durch die Vorlage des Originals in der Lage ist, präzisere Restaurationen zu fertigen und damit seinen Zahnarztpraxen noch besseren Zahnersatz anbieten kann.

Das Verfahren zur Herstellung von Restaurationen step by step

Nach der Präparation, Abformung und Modellerstellung stellt der Patient seiner Zahnarztpraxis oder dem Dentallabor die Daten seiner ursprünglichen Situation aus der Archiv-Datenbank selbst zur Verfügung, oder er übermittelt seinen Authentifizierungscode, damit die Daten direkt heruntergeladen werden können. Nach der Digitalisierung des Modells mit dem präparierten Zahn, stehen jetzt zwei Datensätze für die Konstruktion zur Verfügung: eine Datei mit der aktuellen präparierten Situation (Abb. 2) und eine Datei mit der abgespeicherten und archivierten ursprünglichen Situation (Abb. 3).

Beide Dateien lassen sich nun in der Konstruktionssoftware übereinander „matchen“, d.h. kongruente Flächen der Nachbarzähne und des umgebenden Gewebes beider Datensätze werden exakt in Übereinstimmung gebracht. Damit ist sichergestellt, dass die herzustellende Krone dem ehemals gesunden Zahn exakt entspricht (Abb 4). Die Differenz beider Datensätze bildet den Konstruktionsdatensatz als genaue Reproduktion des ursprünglichen Zahnes des Patienten (Abb. 5).

Das weitere Verfahren entspricht dem konventionellen digitalen Ablauf: Der Konstruktionsdatensatz wird an eine CAM-Software übergeben und über ein Ausgabegerät, z.B. eine Fräsmaschine, wird die Krone aus geeignetem Material gefräst oder zukünftig auch über einen 3D-Drucker ausgegeben.

Wie sieht die Zukunft aus?

  • Immer geeignetere Materialien, wie transluzentes Zirkoniumdioxid, Lithiumdisilikat, fräsbare oder druckbare Composite stehen schon zur Verfügung oder befinden sich in der Entwicklung. Damit wird sich die Herstellung der Vollkontur-Restauration aus einem Material immer weiter verbreiten.
  •  Ausgabegeräte, wie Fräsmaschinen, 3D-Drucker, stereolithografische Konstruktionsanlagen, werden weiterentwickelt oder zukünftig auch durch sinkende Preise noch stärker in den Dentalbereich eingeführt.
  •  Die zunehmende Ausstattung der Zahnarztpraxen mit Intraoralscannern wird das DentBase-Verfahren deutlich vereinfachen, da auf eine Abdrucknahme und Modellherstellung für die anschließende Digitalisierung verzichtet werden kann.

Fazit

Die Morphologie der Zähne ist eine sehr komplexe Oberfläche und von Patient zu Patient verschieden. Ist die Zahnsubstanz erst einmal kariös oder auch bei bester Mundhygiene durch einen Unfall zerstört worden, ist die Information über die patienteneigene Original-Morphologie unwiederbringlich verloren. Heute lässt sich nur durch aufwändiges Modellieren, Aufwachsen oder Konstruieren, basierend auf dem Wissen über das Aussehen anderer Zähne, die Zahnoberfläche annähernd wiederherstellen.

Mit einem dreidimensionalen Datensatz, der das ursprüngliche Aussehen der Zähne exakt wiedergibt, wird dem Zahntechniker nicht nur eine Information vermittelt, sondern eine direkt integrierbare dreidimensionale Grundlage für die Herstellung, die eine Konstruktion stark vereinfacht oder sogar überflüssig macht. Mit der genauen Rekonstruktion des oder der Patientenzähne werden auch die maximalen Forderungen an Funktion und Ästhetik einfach erfüllbar.