9. Young ITI-Meeting in Hamburg

Leinen los zu neuen Ufern – Young ITI Version 2.0

Viele neue Gesichter und ein neues Outfit: Das 9. Meeting Deutschen Sektion des Internationalen Teams für Implantologie vereinte frische Ideen mit den klassischen Young ITI-Qualitäten. Mehr als 180 Teilnehmer nutzten diese Chance Mitte April in Hamburg.



“Es geht überhaupt nicht darum, das überaus erfolgreiche Grundkonzept des Young-ITI-Meetings über Bord zu werfen, als vielmehr darum, den Kongress den Erwartungen und Anforderungen der jungen Kollegengeneration anzupassen”, sagte Prof. Dr. Johannes Kleinheinz, Vorsitzender der Deutschen ITI Sektion, zu Beginn der Veranstaltung.

Im Fokus des Kongresses stand der implantologisch-prothetische Workflow, die möglichst reibungslose interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Prothetiker und Chirurg, welche als Grundvoraussetzung für eine möglichst sichere, vorhersagbare und erfolgreiche implantologische Versorgung gilt. Nicht zu kurz kam dabei – ganz im Sinne der Young-ITI-Tugenden – die aktive Teilnahme an Diskussionsrunden und am Streitgespräch.

Annual Fellow und Member Meeting

Nachdem am Vortag bereits ein Treffen der Study-Club-Direktoren der Deutschen ITI-Sektion stattgefunden hatte, war auch der Auftakt des eigentlichen Fortbildungstages der Deutschen Sektion gewidmet, die in dem globalen Implantologienetzwerk ITI nicht nur eine der mitgliederstärksten, sondern zudem auch einer der Aktivposten ist. Belege für diese Einschätzung sind das jüngst gestartete „ITI-Curriculum“ und neben dem weltweit einzigartigen Format „Young ITI“ gesellt sich im Herbst ein weiteres hinzu, welches für das Internationale Team für Implantologie komplett neu ist – das „Online-Symposium“ der Deutschen Sektion, welches am 23. Oktober stattfinden wird. Hier steht das autologe Transplantat, dessen Notwendigkeit und Alternativen im Mittelpunkt der Diskussion mit namhaften Referenten.

Kleinheinz stellte in Hamburg gemeinsam mit Dr. Sascha Pieger auch die ITI-Online Academy vor. Beim letzten ITI-Weltkongress in Genf gestartet, hat sich die webbasierte Wissensplattform des ITI rasant und überaus positiv entwickelt. Gerade im asiatischen Raum hat sich die Online Academy zu dem Standardwerk für die Recherche und das Lernen rund um die Implantologie entwickelt. Die vielfältigen Möglichkeiten und das faszinierende Angebot stießen bei den Teilnehmern auf ungeteilte Zustimmung – hier war es tatsächlich so, dass das „richtige Angebot bei der passenden Zielgruppe“ präsentiert wurde, wie es Kleinheinz formulierte.

Wissenschaftliches Programm

Den Auftakt beim wissenschaftlichen Programm machte der Marburger Kieferchirurg Dr. Thomas Ziebart, der über den kompromittierten Patient in der Implantologie sprach. Ziebart forderte eine Grenzwertanalyse von Patienten, die zur Risikovermeidung und -verminderung führen kann – „Grenzen erkennen, das ist das Gebot“, so der nunmehr in Marburg tätige Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg.

„Implantate bei reduziertem orovestibulärem Platzangebot“ ein überaus praxisrelevantes Thema, welches PD Dr. Dr. Marcus O. Klein (Düsseldorf) gewählt hatte. „Ich kann Sie nicht gleich zu den durchmesserreduzierten Implantaten mitnehmen, wir brauchen erst die Basics”, sagte der in eigener Praxis tätige Privatdozent. So folgten Ausführungen zum orovestibulären Defizit und zu strikt zu beachtenden Insertionsregeln, bevor Klein dann zu seinem eigentlichen Thema lenkte und Durchmesser reduzierten Implantaten gerade beim kompromittierten Patienten eine hohe Wertigkeit zuwies, da hier invasive und belastende augmentative Eingriffe vermieden werden können, bzw. der Bedarf an Augmentation bei der Verwendung durchmesserreduzierter Implantate wesentlich vermindert werden kann.

Prothetische Behandlungsplanung

Quasi ein Heimspiel hatte Dr. Sascha Pieger (Hamburg), der über die „Prothetische Behandlungsplanung – Materialien und Methoden“ sprach. Beginnend mit dem Intraoralscan über die digitale Insertionsplanung von Implantaten, deren Ergebnisse wiederum in eine Bohrschablone münden, stellte Pieger die Optionen der digitalen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten dar.

Dr. Jochen Tunkel (Bad Oeynhausen) zeigte an eindrucksvollen Fallbeispielen, wie wichtig ein gelungenes Weichgewebsmanagement in der Implantologie als Erfolgsfaktor für Augmentation, Implantation und Implantatfreilegung zu werten ist.

Einem Megatrend der vergangenen Jahre folgend, analysierte Dr. Ulf Meisel (Nürnberg) individualisierte Abutments und definierte deren Einsatz und Notwendigkeit. Meisel stellte klar – „bei der Wahl des richtigen Abutments wird im Grunde genommen nur die Entscheidung, die bei der Planung der Implantatpositionierung gefällt wurde, nachvollzogen.“ Beeinflusst werden kann durch ein individualisiertes Abutment die Suprakonstruktion, die epigingivale Emergenz, das Abutment-Kronen-Interface, der subgingivale Bereich und letztendlich der intraimplantäre Bereich.

Zementierte vs. verschraubte Rekonstruktionen

„Zementierte versus verschraubte Rekonstruktionen auf Implantaten“ – in Zeiten einer vieldiskutierten zementassoziierten Periimplantitis fürwahr ein „heißes“ Thema, welches sich Dr. Anja Zembic (Zürich) für ihren Beitrag zum wissenschaftlichen Programm ausgesucht hatte. Die Darstellung der Vor- und Nachteile beider Verfahren nahm erheblichen Raum in den Ausführungen Zembics ein. Ein besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Gefahr der „Zementitis“, also einer Entzündung auf dem Boden nicht entfernter Zementreste gelegt, welchen wesentlichen Einfluss auf das Entstehen periimplantärer Läsionen zugemessen wird.

Dr. Anne Bauersachs (München) sprach über Möglichkeiten und Nutzen des Recalls und wies diesem Tool höchste Wertigkeit in der Implantologie zu. Praktische Tipps für die Implementierung eines Recallsystems in eine implantologisch tätige Praxis rundeten die Ausführungen der Referentin ab.

Das Streitgespräch – ein Klassiker

Das Streitgespräch zwischen ausgewiesenen Experten zu einem relevanten Thema – traditionsgemäß am Ende eines Young-ITI-Meetings platziert – gehört zum festen Repertoire dieser Veranstaltung. In Hamburg gaben Fallbesprechungen den äußeren Rahmen für das Streitgespräch an dem als Diskutanten Dr. Anja Zembic, Dr. Sascha Pieger, Dr. Jochen Tunkel und – als Vertreter der ersten Riege der Young-ITI-Referenten – Professor Dr. Dr. Andreas Schlegel teilnahmen.

Zufrieden konnten die Macher des Young-ITI-Meetings in Hamburg am Samstagabend ein erstes Resümee ziehen – Young-ITI Version 2.0 ist nicht nur gestartet, das Format läuft!

http://www.iti.org/