Gewinnerarbeit zu Zahnschäden durch Crystal Meth
Der mit insgesamt 12.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 21. Mal verliehen. Die Preisträger erhielten ihre Auszeichnungen während der Gemeinschaftstagung von DGZ und DGET in München.
Dieses Jahr vergab die Jury den ersten Platz mit 6.000 Euro Gewinnprämie an das Münchner Autorenteam um Dr. Dr. Niklas Rommel für eine Grundlagenstudie zu den Auswirkungen der Szenedroge Crystal Meth auf die Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit. Die Vergleichsstudie an 200 Patienten mit und ohne Drogenkonsum liefert erstmals umfangreiche Daten zum Zahnschädigungspotenzial von Crystal Meth: Die abhängigen Patienten hatten signifikant häufiger Karies, Gingivitis, Parodontitis und Zahnhartsubstanzverluste, eine schlechtere Mundhygiene, eine reduzierte Speichelfließrate und -pufferkapazität. Hauptursache ist wahrscheinlich der sympathomimetische Effekt der Substanz mit resultierender Mundtrockenheit und Zähneknirschen.
Das Problem wurde bereits innerhalb der letzten 15 Jahre anhand von Fallbeispielen insbesondere aus den Vereinigten Staaten unter dem Namen „Meth Mouth“ beschrieben, bislang aber nie systematisch untersucht. Brennpunkt sind vor allem die Grenzregionen zu Tschechien, da die dortige liberale Drogengesetzgebung seit 2010 zu einem massiven Anstieg des Konsums auch bei deutschen Jugendlichen geführt hat.
Crystal Meth ruiniert auch die Zahngesundheit
Mit ihrer Entscheidung für die Gewinnerarbeit macht die Jury auf eine bislang wenig bekannte Folge des Drogenkonsums aufmerksam: „Crystal Meth hat nicht nur ein extrem hohes Abhängigkeitspotenzial, sondern ruiniert auch die Zahngesundheit. Die prämierte Studie liefert erstmals eine solide Basis für die Entwicklung von Präventions- und Therapiekonzepten“, begründet Prof. Dr. Edgar Schäfer, Universität Münster, die diesjährige Preisvergabe. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) ist neu im Kreis der Jury und konstatiert: „Das Problem Crystal Meth lässt sich nur in den Griff bekommen, wenn alle Disziplinen an einem Strang ziehen. Hier sind auch die Zahnärzte gefragt“.
Erosionspräventives Potenzial von Pflanzenextrakten
Der zweite Platz ging mit 4.000 Euro an die Arbeitsgruppe um Dr. Marie-Theres Weber, Dresden. Sie zeigte, dass Johannisbeerkraut- und Oreganoextrakte vor erosiven Prozessen schützen können. Offenbar festigen pflanzliche Polyphenole die Schutzmembran Pellikel auf der Zahnoberfläche und reduzieren die Säurepermeabilität. Das Ergebnis der kontrollierten Studie an zwölf Probanden nach Verwendung von Pflanzenextrakten oder Fluorid: Unter dem Einfluss der Pflanzenextrakte war die Pellikel dicker und schützte effektiver vor Erosionen – vergleichbar wie Fluoride oder besser. Die Studienergebnisse lassen vermuten, dass die Pflanzenextrakte aus Johannisbeerkraut und Oregano die Wirkung der Fluoride in der Prävention erosiver Prozesse ergänzen könnten. Für eindeutige Aussagen bedarf es jedoch weiterer Forschung, so die Autoren.
Sonderpreis für Prophylaxeprojekt in der Grundschule
Zudem verlieh die Jury zum zweiten Mal den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“. Diesen Preis teilen sich zwei engagierte Prophylaxeprojekte mit jeweils 1.000 Euro. Der Wuppertaler Zahnarzt Dr. Andreas Struve beeindruckte mit einem Grundschulprojekt, das er seit 2003 betreut: Einmal pro Jahr geben Struve und sein Praxisteam Prophylaxeunterricht bei Zweitklässlern, werten Ernährungstagebücher aus und führen bei allen Kindern einen Speicheltest zur Bestimmung des individuellen Kariesrisikos durch. Das Ergebnis erhalten die Eltern zusammen mit schriftlichen Therapieempfehlungen und einer Einladung zu einem Elternabend. Die Testergebnisse der letzten Jahre zeigen deutlich, dass viele Kinder ein sehr hohes Kariesrisiko haben. Frühzeitige Prophylaxe und Aufklärung seien daher dringend notwendig, so Struve.
Ausgezeichnet: Kinder- und Jugendärzte kooperieren mit Zahnärzten
Ebenfalls mit dem Sonderpreis und einer Prämie von 1.000 Euro ausgezeichnet wurden Dr. Jürgen Zitzen, Dr. Stephan Kranz, Dr. Dr. Ralf-Thomas Lange und Klaus Büssenschütt von der Zahnärzte Initiative Mönchengladbach (ZIM). Seit 2008 kooperieren Zahnärzte mit Kinder- und Jugendärzten der Stadt in der Aktion ZIMkid. Was mit einer gemeinsamen Fortbildung begann, ist heute ein eingespieltes Netzwerk. Beispielsweise informieren Kinderärzte bei der zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat anstehenden U5 die Eltern zum Thema Zahngesundheit, weisen auf den ersten Zahnarztbesuch hin und überreichen den Eltern den zahnärztlichen Kinderpass.
Ein Erfolgsmodell par excellence, wie die Statistik zeigt: Seit Bestehen der Initiative stieg die Zahl der zahngesunden Kinder in Mönchengladbach von 60 auf über 70 Prozent an – mit weiter steigender Tendenz. Jurymitglied Elke Damann, Barmer GEK, Wuppertal, war beeindruckt: „Zahn- und Kinderärzte arbeiten dort Hand in Hand. Kinderärzte schicken ihre kleinen Patienten früh zum Zahnarzt und sprechen bei den Untersuchungen das Thema Zahnpflege an. Das stärkt die Zahngesundheit von Anfang an.“