Mediziner fordern neue Auswahlkriterien fürs Studium
Die BÄK will das Auswahlverfahren für das Medizinstudium umkrempeln. Die Abiturnote ist nicht alles, auf psychosoziale Kompetenzen, soziales Engagement und einschlägige Berufserfahrung kommt es an.

Gab es im Jahr 1990 allein in den alten Bundesländern im Studiengang Humanmedizin 12.000 Studienplätze, sind es aktuell nur noch rund 10.000 deutschlandweit. © Peter Atkins – Fotolia
Gerade erst ist in der Zahnmedizin die Diskussion um die Männerquote leiser geworden – dabei ging es im Kern darum, dass sich die Zulassungskriterien für ein Zahnmedizinstudium zu stark an der Abi-Note orientieren und junge Männer dadurch benachteiligt sind – da weht ein ähnlicher Wind aus Richtung der Medizin.
In einer Stellungnahme zum von der Bundesregierung geplanten „Masterplan Medizinstudium 2020“ fordert die Bundesärztekammer (BÄK) ein neues Auswahlverfahren für das Medizinstudium. Neben der Abiturnote sollen weitere Kriterien herangezogen werden. Ein Zusammenhang zwischen „herausragenden schulischen Leistungen, einem hohen wissenschaftlichen Studienerfolg und einer erfolgreichen und mit langjähriger Berufszufriedenheit verbundenen Tätigkeit als Arzt in der Patientenversorgung“ lasse sich „nicht eindeutig“ bestimmen, heißt es in der Veröffentlichung.
Was muss sich an der Zulassung ändern?
- Psychosoziale Kompetenzen, soziales Engagement und einschlägige Berufserfahrung, zum Beispiel eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung in einem anderen Fachberuf im Gesundheitswesen, und einschlägige Praktika sollen bei der Zulassung künftig eine Rolle spielen. Auch das Persönlichkeitsprofil soll berücksichtigt werden.
- Universitäten, die objektivierbare Assessments auf rechtlich abgesicherter Basis transparent durchführen, sollen in diesem Punkt finanziell unterstützt werden. Für die Assessments sollten bundeseinheitliche Kriterien festgelegt werden.
- Die Zahl der Studienplätze soll bundesweit um mindestens zehn Prozent erhöht werden. Gab es im Jahr 1990 allein in den alten Bundesländern im Studiengang Humanmedizin 12.000 Studienplätze, sind es aktuell nur noch rund 10.000 deutschlandweit.
BÄK „Auf halber Strecke ausgebremst“
Die BÄK benennt noch weitere Mängel: So erhielten manche Bewerber über das Los- und Klageverfahren lediglich einen sogenannten Teilstudienplatz, bei dem die Zulassung nur auf den vorklinischen Studienabschnitt beschränkt ist. Die Studierenden würden nach Bestehen des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung exmatrikuliert. „Gerade in Zeiten des Ärztemangels erscheint es nicht zielführend, den ärztlichen Nachwuchs auf halber Strecke auszubremsen“, kritisiert die BÄK. Unerlässlich sei, dass die Änderung des Kapazitätsrechts durch eine ausreichende Finanzierung flankiert werde.
Um den Ärztemangel im hausärztlichen Bereich zu mildern, sollen Medizinstudierende außerdem zu Beginn ihres Studiums Einblicke in die Allgemeinmedizin erhalten. „Dafür müssen bis 2017 an allen medizinischen Fakultäten in Deutschland Lehrstühle für Allgemeinmedizin eingeführt werden“, fordert die BÄK.
Zum Download: Maßnahmenvorschläge der Bundesärztekammer – „Masterplan Medizinstudium 2020“