ElbWissen: Tag zwei

DMG-Fortbildung: Der Patient hat die Wahl

Auch am zweiten Tag der DMG-Fortbildung ElbWissen gab es Spannendes „en masse“ für die Teilnehmer in Hamburg. In den acht Vorträgen standen unterschiedliche Themen im Mittelpunkt – allesamt dienten der verbesserten Patientenbehandlung in der Zahnarztpraxis.



Ob es um unmittelbar zahnmedizinische Themen wie Diagnostik, Prothetik, Ästhetik, Implantologie oder Prophylaxe ging oder um den Umgang mit dem Patienten außerhalb des Behandlungsstuhls – wertvolle Tipps vermittelten die Referenten in den teilweise parallel laufenden Fortbildungen.

Stark besucht war der Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Wahlmann, der sein stark auf ästhetische Aspekte fokussiertes Praxiskonzept vorstellte. „No prep veneers“ lautet sein Credo, mit dem er sein Patienten-Klientel minimalst invasiv versorgt. Falls notwendig, beginnt die Therapie mit einem Aligner-Systemeinsatz – in maximal 18 Wochen seien die gewünschten Gebissanpassungen zu erzielen, betonte Wahlmann. Dann erfolgt die Anpassung der Veneers, deren Anzahl, Textur und Farbe in der Entscheidungshoheit der Patienten liegt.
„Unsere Rolle dabei ist, dem Patienten zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.“

Nur ehrlich sollte man als Behandler sein

So lässt Wahlmann beispielsweise das Wax-up immer von 5 bis 5 machen – selbst wenn der Patienten nur zwei Veneers möchte. „Wie er entscheidet, ist seine Sache.“ Nur ehrlich sollte man als Behandler sein: Einer Patientin, die unbedingt das bekannte „Florida-Weiß“ für ihre Veneers haben wollte und ihn nachher nach seiner Meinung fragte, hat er offen gesagt, dass er eine naturnahe Auswahl präferiert hätte. „Eine entsprechende Textur und Transluzenz gehören nun einmal auch zu schönen Zähnen. Eine ‚Perfektion‘ gibt es hier gar nicht.“ Und es kommt durchaus in Wahlmanns Praxis vor, dass ein Mock-up („Das ist ganz problemlos.“) auch als Langzeitprovisorium zum Einsatz kommt.

Mit Spannung erwarte er die Ergebnisse der Forschungen, die Prof. Kordaß derzeit anstelle: Dieser arbeite an einer „Fusion“ intra- und extraoraler Daten zur funktionalen und ästhetischen Bestimmung der idealen Kieferpositionen: „Ein solch virtueller Artikulator, kombiniert den intraoralen Daten wird auch den ästhetischen Teil unserer Arbeit enorm erleichtern.“

Periimplantitis behandeln

Wann chirurgisch, und wann ohne Skalpell der Periimplantitis zu Leibe gerückt werden sollte, erläuterte Univ.-Prof. Dr. Dr. R. Smeets in seinem Vortrag. Dabei stellte er unter anderem die Biologie und Pathologie der parodontalen und periimplantären Weichgewebe, den Einfluss des Abutmentdesigns auf das Hart- und das Weichgewebe, mikrobiologische Aspekte der Periimplantitis sowie die Diagnostik der Periimplantitis und der Subgingivalflora vor.

Das komplette Spektrum der digitalen Diagnose- und Therapieoptionen vermittelte Dr. Sascha Pieger den Teilnehmern. Von der digitalen Abformung über die Konstruktion von Zahnersatz mittels CAD/CAM bis zur DVT-basierten Implantatplanung samt Computer-unterstützter Chirurgie lässt sich ein komplett digitaler Arbeitsablauf gestalten. Pieger zeigte allerdings auch Schwächen und Nachteile auf, die derzeit Stolpersteine auf dem Weg in eine komplett digitale Arbeitswelt sind.

Motivational Interviewing

Themen der Kinder- und Jugendprophylaxe und – als zweites Thema – die Behandlung von Erosionsschäden an den Zahnoberflächen behandelte die Dentalhygienikerin Vesna Braun, deren Vorträge vor allem die ZFA anlockte. Die patientenorientierte Kommunikation in der Praxis war das Thema von PD Dr. Michael Wicht. Beginnend bei den Grundlagen der Kommunikation zeigte er ein Spektrum auf, das die Ethik im Praxisalltag ebenso einschloss wie die Technik des Motivational Interviewing. „Glänzendes Miteinander – Verhaltensweisen mit Wirkung“ hatte Prof. Dr. Ingrid Sanne ihren Vortrag übertitelt. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele, wie Kommunikation funktioniert – oder was alles schief gehen kann.

Social media: Ganz oder gar nicht

Dass heute eine moderne Zahnarztpraxis ohne Web 2.0 und Social Media kaum eine Perspektive hat, verdeutlichte Dr. Klaus Daniel. Wie modernes Praxismarketing funktioniert, machte Daniel den Teilnehmern anhand von positiven wie negativen Beispielen deutlich: „Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, das Internet für Ihre Praxis zu nutzen, machen Sie es ganz – oder lassen Sie die Finger davon.“ Zudem riet er den Zuhörern dazu, unbedingt authentisch zu bleiben: „Wenn Sie eine Rolle spielen, merkt das der Patient – und dann haben Sie ihn verloren.“