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Osteopathie für Kinder in der Zahnarztpraxis

Die Initiative Kiefergesundheit hatte Mitte April zum 5. Gemeinschaftssymposium „Kinder-Zahn-Spange“ nach Frankfurt eingeladen. Der Kongress wird gemeinsam von Kinderzahnärzteverbänden (BuKiZ und DGKiZ) und kieferorthopädischen Organisationen (IKG, BDK) veranstaltet.


Foto: proDente e.V.


Viele Themen tragen Eltern in die Praxen der Kinderzahnärzte und Kieferorthopäden, für die die zuständigen wissenschaftlichen Fachgesellschaften keine Antwort haben. Ein solches Thema ist die Osteopathie. Das Dilemma: Auch für die Osteopathie, zumal in der Kinderbehandlung, liegen keine randomisierten Studien vor.

Ausgebildete Osteopathen sehen sich nicht als eine Unterdisziplin der Physiotherapie, sondern als eigenständige Heilberufler, die sich ganzheitlich mit den Verbindungen im Körper befassen und die Mobilisierung der Selbstheilungskräfte zum Ziel haben.

So früh wie möglich osteopathisch behandeln

Die Kieferorthopädin Dr. Gundi Mindermann/Bremervörde und die Physiotherapeutin Marion Ritz-Jonas/Neu Wulmstorf, die bei entsprechenden Fällen zusammenarbeiten, schärften mit einer Reihe von Fallbeispielen den Blick der Kongressteilnehmer für das Erkennen therapiebedürftiger Kinder. Während Dr. Mindermann jeweils auf die Aspekte hinwies, wie sie üblicherweise in der kieferorthopädischen Anamnese eines jungen Patienten erhoben werden, ergänzte Ritz-Jonas ihre eigenen Eindrücke: „Ein Muskel springt mir ins Auge – und ich weiß, was der macht. Damit ahne ich auch schon, welche Probleme das Kind mit seiner Fehlhaltung hat.“ Das Referenten-Duo legte den Kolleginnen und Kollegen ans Herz: „Seien Sie aufmerksam – und helfen Sie den Kindern so früh wie möglich, damit sich keine chronischen Zustände einstellen. Denn: Die Situation verwächst sich nicht!“

Und meist hat sie eine „primäre Störung“, wie der Berliner Physiotherapeut und Osteopath Peter Ahlbrecht deutlich machte. Das Wichtigste sei daher der Befund, auf dem sich das Denken in osteopathischen Ketten und mit besonderem Blick auf die Faszien aufbaue: „Es geht darum, zu spüren, was im System los ist. Das geht nur über Anfassen und Durchbewegen des Körpers.“ Kinder seien für entsprechende Tests sehr aufgeschlossen und machten gut mit – vor allem aber seien sie leicht einstellbar auf neue Haltungen: „Deshalb so früh wie möglich mit der Behandlung beginnen!“ Kinderärzte und Kieferorthopäden sähen die Kinder sehr früh und je nach Situation auch sehr oft – sie sollten dabei auch auf Fehlstellungen achten. In der regen anschließenden Diskussion wurde unter anderem empfohlen darauf zu achten, dass die osteopathische Expertise sich auch tatsächlich mit oralen Strukturen auskennt.

Osteopathische Behandlung metrisch erfassbar?

In einem zweiten Doppelvortrag vermittelten Prof. Dr. Stefan Kopp/Frankfurt und Orthopäde Dr. Gernot Plato/Rendsburg Ansichten und Einsichten bei osteopathischen Interventionen in der kinderzahnärztlichen und kieferorthopädischen Praxis – und gaben viele praktische Tipps, unter anderem Literaturempfehlungen. „Wenn der Fluss im Körper geblockt ist“, so Professor Kopp, „reagiert der mit Schmerz und veränderter Körperhaltung – eine andere Sprache hat er ja nicht!“ Er warnte aber auch: „Wenn ich einen Schutzreflex einfach rausnehme, kann es auch schlechter werden.“

So ganz ohne beweisbare Erfolge sei die Osteopathie aufgrund der technischen Innovationen nicht mehr: „Digitale Verfahren können messen und zeigen, dass eine osteopathische Behandlung metrisch erfassbare Veränderungen bewirkt.“ Was bei interdisziplinären Behandlungen an rechtlichen Aspekten zu beachten ist, erklärte abschließend RA Stephan Gierthmühlen/Kiel. Einer der Punkte: Die verbotene „Zuweisung gegen Entgelt“ müsse vermieden und die Form der Zusammenarbeit rechtlich geprüft werden – auch bei Anstellung: „Der Delegationsrahmen kann sich nur im Bereich der Zahnheilkunde bewegen.“