News

dent update: Mangelnde Hygiene bei Abutments

Hervorragende Referenten „zum Anfassen“, das komplette Know-how eines Fachgebiets des letzten Jahres, komprimiert und praxisnah an nur einem Tag. Das ist dent update, die neue Fortbildungsreihe des Deutschen Ärzte-Verlags. Am 15. Februar fiel der Startschuss mit der Implantologie-Veranstaltung. Besonders spannend und vielen unbekannt: das Hygiene-Update für Abutments von Prof. Dr. Jürgen Becker.


Prof. Dr. Jürgen Becker formulierte die Verpflichtung zur Sterilisation in seinem Vortrag „Die zeitgemäße Planung von Implantationen und neueste Updates zum Thema Hygiene“ auch anhand einer klinischen Studie unmissverständlich deutlich. Foto: Thomas Fedra


Während für das Implantieren heute hohe hygienische Standards etabliert sind, wurden subgingival liegende Abutments oftmals nur wenig beachtet, obwohl für diese die gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen gelten. Auch bei dem übrigen Zubehör wie zum Beispiel Abformpfosten und Bohrschablonen ist vieles für den Anwender schwierig, da zahlreiche Hersteller diese Produkte unsteril ausliefern und keine Angaben zur Art der Aufbereitung beifügen, obwohl dies nach dem Medizinprodukterecht notwendig ist.

Der Referent, Prof. Dr. Jürgen Becker, Düsseldorf, formulierte die Verpflichtung zur Sterilisation in seinem Vortrag „Die zeitgemäße Planung von Implantationen und neueste Updates zum Thema Hygiene“ auch anhand einer klinischen Studie unmissverständlich deutlich. Der Grund: Abutments sind Medizinprodukte und können als semikritisch oder kritisch eingestuft werden. Nicht alle Hersteller lieferten steril, sagte Becker. Auch in vielen Dentallaboren sei die RKI-konforme Reinigung und Sterilisation zurzeit noch kein Thema. „Besprechen Sie das mit Ihrem Zahntechniker“, mahnte er eindringlich unter Hinweis auf die KRINKO/BfArM-Empfehlung 2012, die nach der Novelle des Infektionsschutzgesetzes eine gesetzliche Vermutungswirkung hat. Da eine ungenügende Reinigung der Abutments und eine fehlende Sterilisation nach einer italienischen Studie Faktoren waren, die eine periimplantäre Entzündung und einen Knochenabbau begünstigt hatten, sollte diesem Thema in der Praxis Beachtung geschenkt werden.

Samstag hören, Montag umsetzen

Dies war ein zentrales Anliegen der dent update-Veranstaltung, auf der die Teilnehmer über den aktuellen wissenschaftlichen Stand informiert werden sollten.

Der amtierende DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut lieferte detailliertes Know-how zur Weichgewebschirurgie. „Wunddehiszenz ist die häufigste postoperative Komplikation in der Implantatchirurgie“, erklärte der renommierte Praktiker. Perfekt im „dent update-Stil“ – „Samstag hören, Montag umsetzen – präsentierte er Tipps und Tricks für erfolgreiche Inzisions- und Lappentechniken, die spannungsfreie Wundverschlüsse garantieren. Zunächst einmal komme es auf die Schnittführung an, sagte Iglhaut. In der Vergangenheit habe auch er angenommen, der vertikale Entlastungsschnitt müsse posterior liegen. „Doch genau das ist ungünstig.“ Denn das unterbreche die Versorgungsgefäße und damit die Nutri‧tion des Wundbereichs. Der anteriore Schnitt in der ästhetischen Zone sei korrekt, auch wenn man davor zunächst einmal zurückschrecke.

Nahtmaterial und Technik sind weitere Erfolgsgaranten für perfektes Weichgewebsmanagement. „Wir brauchen Materialien, die unseren Wundlappen fixieren, in Position bringen und in Position halten.“ Für die Fixationsnaht favorisiert er das PTFE. Es sei sehr glatt, trotz zweifachen Gegenknotens lasse sich der Lappen platzieren und mit zwei weiteren Knoten fixieren. Von entscheidender Bedeutung für den primären Verschluss sei auch die Revaskularisation. Sein Tipp: Zehn Minuten mit feuchtem Lappen auf die Wunde pressen.

Implantatprothetik

Nach dem Weichgewebsmanagement stand mit Prof. Dr. Axel Zöllner, Witten, die Implantatprothetik im Fokus. Für die Versorgung des zahnlosen Oberkiefers werden die unterschiedlichsten Versorgungsarten beschrieben. Die bis Ende 2016 gültige S3-Leitlinie ergänzt die Konsensuskonferenz Implantologie zu diesem Thema und führt hierzu aus, dass nicht weniger als vier Implantate geplant und mit einer herausnehmbaren Restauration versorgt werden sollen. Stellt sich die Frage, ob das All-on-four-Konzept damit bestätigt ist? Nein, so Zöllner, noch fehlten wissenschaftliche, evidenzbasierte Daten dafür, er erwarte sie aber in Kürze. Auch auf das Thema Zementieren versus Verschrauben ging er ein und skizzierte die Vor- und Nachteile beider Varianten:

Komplikationsmanagement

Den sehr hohen Überlebensraten zahnärztlicher Implantate steht eine ansteigende Prävalenz periimplantärer Infektionen gegenüber. Wie man solche und weitere Komplikationen in der Implantologie in den Griff bekommt, zeigte DGI-Vizepräsident Prof. Dr. Frank Schwarz zum Abschluss der Veranstaltung. Biologische Komplikationen ließen sich unter Beachtung der ätiologischen Faktoren meist vermeiden oder durch eine frühzeitige Diagnostik und stadiengerechte Therapie in ihrer Progression kontrollieren, sagte Schwarz.

Blutungen am Implantat treten in den ersten fünf bis zehn Jahren bei 80 Prozent der Patienten auf. Bleiben sie unbehandelt, entsteht daraus die klassische Form der Periimplantitis, der Knochenabbau. Der Behandler müsse sich darum frühzeitig kümmern, mahnte Schwarz.

Eine Sondierung am Implantat empfiehlt Schwarz grundsätzlich nur bei Infektionsverdacht und nicht am gesunden Implantat. Die klassische, nicht-chirurgische Periimplantitistherapie, chemische Verfahren, lokale Antibiosen und der Lasereinsatz haben laut Schwarz nur temporären Erfolg.

Die wichtigsten Themen der dent update-Veranstaltung Implantologie vom 15. Februar bringt das DENTAL MAGAZIN in vier Referenten-Interviews auf den Punkt.

Hier sehen Sie die Kurzinterviews mit den Referenten