Digitale Implantologie

Präzise Vorplanung und navigierte Implantologie

Mittels digitaler Diagnostik und virtueller Planungstools lassen sich dentale implantologische Sofortversorgungskonzepte mittlerweile hochpräzise und sicher vorhersagbar umsetzen. Relevant sind dabei konsistente digitale Workflows und eine stabile Schnittstelle zwischen der chirurgischen und prothetischen Planung. Dr. Jan Erik Jansohn, M. Sc., Düsseldorf, erläutert in diesem Interview die Vorteile einer präzisen Vorplanung und navigierten Implantologie.



Sie sind noch analog in die Implantologie eingestiegen. Wie hat sich „Ihre“ Implantologie mit der fortschreitenden Digitalisierung verändert?
Dr. Jan Erik Jansohn: Die reine Operationsdauer einer Implantatbehandlung hat sich durch die zunehmende Integration digitaler Planungstools über die letzten Jahre hinweg zeitlich immer weiter reduziert. Dafür steht die präoperative Planung der Eingriffe immer mehr im Vordergrund.
Generell entwickelt sich die Implantologie immer weiter von der klassischen Freihand-Implantation weg, hin zu einem minimalinvasiveren, hochpräzisen navigierten Ansatz. Dieser setzt die Anwendung von Navigationsschablonen voraus, mit Hilfe derer sich die Informationen einer virtuellen prothetischen und chirurgischen Vorplanung intraoperativ umsetzen lassen. Diese Entwicklung bietet multiple Vorteile für Patient wie auch Behandler und verändert den Alltag implantologisch tätiger Zahnärzte – und das aus meiner Sicht hin klar zum Positiven.
Welche Vorteile meinen Sie ­konkret?
Dr. Jansohn: Für den Implantologen verändert die zunehmende Digitalisierung seine Art zu arbeiten grundlegend: Bin ich digital, bin ich weniger ortsgebunden. Die digitale Planung kann praktisch von überall aus erfolgen. Ich plane meine Fälle zum Beispiel auch gerne mal von zu Hause auf dem Sofa.
Des Weiteren sehe ich klare gesundheitlichen Vorteile: Wir chirurgisch-tätigen Zahnärzte verbringen täglich häufig mehrere Stunden in unphysiologischer und somit ungesunder Haltung. Das wirkt sich über die Jahre negativ auf die körperliche Gesundheit aus, was sich in der hohen Prävalenz von Erkrankungen des Halte- und Stützapparates in unserem Beruf widerspiegelt. Kürzere chirurgische Eingriffszeiten wirken sich somit auch für den Behandler langfristig deutlich positiv auf den Erhalt der körperlichen und seelischen Gesundheit aus.
Für den Patienten stehen vor allem die höhere Präzision, Sicherheit und Vorhersagbarkeit des Behandlungsergebnisses, die meist deutlich geringere Invasivität sowie die verkürzte Eingriffszeit im Vordergrund. Digitale Workflows erhöhen somit die Akzeptanz implantologischer Behandlungskonzepte und machen diese für unsere Patienten deutlich komfortabler.

Vorteile für Patienten sind ein gutes Stichwort. Was bedeutet das konkret?
Dr. Jansohn: Digitale Konzepte erhöhen in der Zahnmedizin die Zuverlässigkeit des ästhetischen Ergebnisses. Vor allem umfangreiche, komplexe Behandlungsfälle in der ästhetischen Zone profitieren vom digitalen Workflow.
Lässt es sich darstellen, ist in der ästhetischen Zone die Sofortimplantation eindeutig mein Mittel der Wahl. Hier ist die digitale Planung mit einer geführten Implantatinsertion nicht mehr wegzudenken. Komplexe Rehabilitationen mit vollständig oder teils implantatgetragenen Versorgungskonzepten lassen sich ebenfalls im Anschluss an eine digitale Fallplanung im Sinne des Backward Planning per navigierten Implantatinsertionen mittels Sofortimplantations- und Sofortversorgungskonzepte sicher umsetzen.
Mittlerweile arbeite ich überwiegend mit einer virtuellen ästhetischen Vorplanung und in der Mehrzahl der Fälle verwende ich Bohrschablonen für eine geführte Implantation. In der Regel steht der zeitliche Planungsaufwand für den Zahnarzt, vor allem wenn man mit einem digital versierten Techniker arbeitet, in einem guten Verhältnis zum Benefit für den Patienten.

Stichwort Zahntechniker, worauf kommt es in dem digitalen Zusammenspiel an?
Dr. Jansohn: Als Chirurg ist es von wesentlicher Bedeutung, eng mit einem Zahntechniker zusammen zu arbeiten, mit dem man den Fall von der virtuellen Implantatplanung bis zur finalen Prothetik durchplanen und umsetzen kann. Eine optimale Zusammenarbeit zwischen Zahntechniker und Zahnarzt ermöglicht speziell bei digitalen Konzepten die Behandlung in puncto Zeiteffizienz und vorhersehbarem ästhetischen Ergebnis zu optimieren.

Wie arbeiten Sie selbst mit Ihrem Zahntechniker zusammen?
Dr. Jansohn: Unsere Zusammenarbeit findet mittlerweile nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf einer freundschaftlichen Ebene statt, da wir uns schon einige Jahre kennen, und unseren Workflow über diese Zeit zusammen entwickelt und kontinuierlich verfeinert haben. In der Regel planen wir online und live in der Implantatplanungssoftware exoplan von exocad.

Welchen Tipp geben Sie Beginnern mit der oralen Implantologie mit auf den digitalen Weg?
Dr. Jansohn: Gerade weil die Entwicklung immer mehr hin zu digitalen, navigierten Versorgungskonzepten geht, ist es wichtig die chirurgischen Grundlagen der Implantologie zu kennen. Das Komplikationsmanagement und auch einen Plan B beherrschen zu können, sehe ich als essenzielle Skills an.
Wenn wir digital arbeiten, dann immer auch in dem Bewusstsein, dass wir als Chirurgen Verantwortung für unsere Patienten tragen und diese nicht an eine Software abzugeben ist.

Ein Blick in die Zukunft: Wie lautet Ihre Prognose für die Entwicklung der digitalen Implantologie in der Praxis?
Dr. Jansohn: Immer mehr implantologisch versierte Zahnärzte und Oralchirurgen werden an der virtuellen Implantatplanung selbst beteiligt sein wollen. Daher wird sich die Implantatplanung mehr und mehr in der Praxis wiederfinden. Die Software exoplan ist so anwenderfreundlich, dass man als Chirurg einfache Fälle schnell selber planen kann und komplexe Fälle weiterhin in enger Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker realisiert werden.

Herzlichen Dank für das informative ­Interview, Herr Dr. Jansohn.

Dr. Jan Erik Jansohn, M. Sc. 

gehört seit 2017 zum Team der Dental Specialists in Düsseldorf. Seine Fachgebiete sind die Oralchirurgie, Implantologie und Parodontologie. Sein Fokus liegt auf umfangreichen implantolo­gischen Ganzkieferrehabili­tationen.
www.dentalspecialists.de
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