Zahnärzte engagieren sich für ihre Mitmenschen

Gemeinsam Gutes tun



Anderen etwas Gutes tun – diesen Gedanken haben viele Menschen in der Weihnachtszeit. Mit ihrem Engagement – nicht nur zur Weihnachtszeit – sind viele hessische Zahnärzte für ihre Mitmenschen im Einsatz. Im Bild sind Dr. Birgit de Taillez (r.) mit Assistentin bei der Behandlung einer Patientin in Huancarani, Bolivien (Bild: Heike Knauff-Oliver).

Sie initiieren Spendenaktionen für wohltätige Vereine und Projekte, behandeln Menschen ehrenamtlich, die sonst keinen oder nur schweren Zugang zu einer zahnärztlichen Versorgung hätten. Andere wiederum nutzen ihre Stimme, um auf medizinische Sachverhalte und Schicksale aufmerksam zu machen.

Ehrenamtlich behandeln: von Hessen in die ganze Welt
„Es kann uns allen passieren“, sagt Dr. Klaus Vogel, der sich für Obdachlose und Bedürftige einsetzt: „Ich bin dankbar, dass ich helfen kann, dass ich den Menschen hier das Gefühl geben kann, nicht vergessen zu sein.“ Im Ruhestand suchte er eine sinnvolle neue Aufgabe und bietet seit einigen Jahren in einer Gießener Diakonieeinrichtung eine zahnmedizinische Sprechstunde an für Menschen, die Hilfe brauchen.

Wohnungslose haben oft keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Dabei sind gerade sie aufgrund der Bedingungen, die das Leben auf der Straße mit sich bringt, darauf angewiesen. Agnes d’Albon hat deshalb mit der Elisabeth-Straßenambulanz (ESA) eine kleine zahnmedizinische Praxis in der Frankfurter Innenstadt initiiert. Unterstützt von zahnmedizinischen Fachangestellten behandeln dort im Wechsel ehrenamtlich tätige Zahnärzte.
In Wiesbaden ist Dr. Rainer Jekel im Einsatz. In einem kleinen Praxisraum übernimmt er regelmäßig mittwochs die zahnärztliche Beratung und Behandlung von Menschen, die obdachlos sind oder sich in einer prekären Lebenssituation befinden. Dies tut er im Wechsel mit anderen engagierten Zahnärzten.

Einige zieht es für die ehrenamtliche Arbeit ins Ausland – so auch Dr. Birgit de Taillez. In Huancarani, Bolivien, ist sie für einen Förderkreis tätig, der zahnmedizinische Projekte in Lateinamerika unterstützt und organisiert. Die Arbeit in Bolivien erfordert Einfühlungsvermögen: „Die Menschen haben Angst. Das resultiert aus Unerfahrenheit oder auch aus Notbehandlungen, denen sie sich aus Mangel an finanziellen Möglichkeiten aussetzen müssen“, sagt die Zahnärztin aus Nordhessen. Sie und ihre Assistentin aus der Schweiz haben bereits zehn solcher Einsätze gemeinsam absolviert.

Dr. Rüdiger Oesterheld zufolge „ist Hilfe weltweit bitter nötig“. Nachdem er 2023 seine eigene zahnärztliche Praxis in Nordhessen nach mehr als 30 Jahren abgegeben hatte, reiste er im April 2024 für einen humanitären Einsatz in das westafrikanische Togo, im Rahmen einer von der DWLF zweimal jährlich organisierten Mission. Mehr als 450 Patienten behandelte er zusammen mit einem Team aus weiteren Freiwilligen vor Ort. Er beschreibt: „Ich werde die Menschen nicht vergessen, die jeden Tag vor unserer Station geduldig in großer Zahl warteten, oft sehr geschwächt, schlicht bekleidet, aber lächelnd.“ Deshalb möchte er Menschen aus allen Arbeitsbereichen und Altersstufen zu einem Engagement für ähnliche Projekte ermutigen.

Dr. Rüdiger Oesterheld (l.) mit Gruppenleiter bei einer Zahn-OP (Bild: Rüdiger Oesterheld)

Weltweit aktiv ist die „Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete“ (HDZ) – zum Beispiel auf den Philippinen. In dem Ort Bugko entstand mit Hilfe von HDZ-Mitteln eine Klinik, die immer weiter ausgebaut werden konnte. Auch in Deutschland leistet das Hilfswerk Unterstützung: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal startete das HDZ einen Spendenaufruf für zerstörte Praxen und konnte auf die Kollegialität unter Zahnärzten zählen: Neben finanziellen Mitteln spendeten Viele Material und Instrumente.

Betroffene schaffen Aufmerksamkeit
Für das Thema Organspende setzt sich seit vielen Jahren Dr. Henrik Stülpner, Zahnarzt im hessischen Viernheim, mit seiner Familie ein. Im Mai 2014 starb seine 14-jährige Tochter Imke, weil ein dringend benötigtes Spenderherz nicht zur Verfügung stand. Sieben Jahre zuvor hatte Dr. Stülpner seiner damals 5-jährigen Tochter Wiebke eine Niere gespendet. Im vergangenen Jahr brauchte sie eine neue Niere, die ihre Mutter spendete. Andernfalls hätte Wiebke mindestens 8 bis 9 Jahre auf eine Spenderniere warten und dreimal pro Woche an ein Dialysegerät angeschlossen werden müssen. Jedes Jahr engagiert sich die Familie vor allem zum Tag der Organspende, um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen. „Wenn man Bedenken hat, Organe zu spenden, ist das legitim. Aber sich zu informieren, persönlich abzuwägen und die eigene Entscheidung zu dokumentieren, halte ich für unser aller Pflicht“, sagt Dr. Henrik Stülpner.

Gemeinsam für Inklusion
Menschen mit körperlichen und mentalen Beeinträchtigungen gehören zur Risikogruppe für Erkrankungen der Mundhöhle und der Zähne. Deshalb ist es wichtig, ihre zahnmedizinische Versorgung zu verbessern. Seit 2006 gibt es den Landesverband Special Olympics in Hessen (SOHE); die Landeszahnärztekammer Hessen ist Kooperationspartner. Die Landesspiele finden vom 23. bis 26. Juni 2025 in Hanau statt. Es ist Hessens größte Veranstaltung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung. Gemeinsam stärken die Organisationen das Programm „Gesund im Mund – Special Smiles“. Es bietet gezielte Präventions- und Kontrollmaßnahmen zur Mundgesundheit bei Special Olympics-Veranstaltungen an.

Ein anderer Blickwinkel
Die ehrenamtlichen Einsätze der Zahnärzte sind stets mit persönlichen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen verbunden. Solche Einsätze verändern die Einstellung zur eigenen Lebens- und Arbeitssituation. „Qualitätsgebot, Erwartung der Patienten, Sprachbarrieren und objektive materielle Möglichkeiten. Dieser Spagat – in Kombination mit der körperlichen Anstrengung unter den allgemeinen Arbeits- und Lebensbedingungen im Entwicklungsland – zeigt am Ende jeden Behandlungstages Grenzen auf“, sagt Dr. de Taillez. Dr. Oesterheld fügt hinzu: „Der Einsatz in Togo war eine wichtige Erfahrung, die den Blick auf die Gegebenheiten und Errungenschaften hierzulande verändert“.

Quelle: Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen