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Nobel Biocare: Global Symposium zu Ende

Nach drei vortrags- und informationsreichen Tagen ist das Nobel Biocare Global Symposium in New York am Wochenende zu Ende gegangen. Mehr als 2000 Teilnehmer hatten für ausverkaufte Vorträge, Meisterklassen und Hands-on-Kurse gesorgt.



Gegliedert waren die drei Hauptthementagen in drei „Patientenreisen“: Zunächst befassten sich die Referenten der Hauptsitzungen mit dem Ersatz fehlender Zähne sowohl im vorderen wie im hinteren Bereich. Dabei standen vor allem ästhetische Komponenten im Vordergrund. Sichere augmentative Verfahren im Frontzahnbereich, die Relevanz der Symmetrie, die für viele Patienten im Vordergrund stehe, und die verschiedenen Aspekte der unterschiedlichen Insertionszeitpunkte wurden – teilweise konträr – diskutiert.

Unstrittig wurden dabei die Implantat-gefährdenden Komponenten wie Rauchen, Alkohol, Infektionen und chronische Erkrankungen hervorgehoben. Hierbei sei allerdings die Patientencompliance eine häufig schlecht zu steuernde Komponente. Der – inzwischen emeritierte – kanadische Prothetik-Professor Michael I. MacEntee, Experte im Bereich geriatrischer Zahnheilkunde, unterstrich, dass es keinerlei Belege für den Faktor Alter bei der Prognose von Implantaten gebe. Allerdings plädierte MacEntee nachdrücklich für einfache, aber effektive Lösungen im zahnlosen Kiefer.

“Blindflüge” beenden

Dr. Philippe P. Hujoel, Parodontologe und Epidemiologe an der Washington University, warnte davor, Therapien anzuwenden, deren Evidenz nicht ausreichend bewiesen sei. „Wir müssen teilweise unsere Blindflüge beenden und verstärkt Daten sammeln.“ Die Zahnheilkunde sei vergleichbar mit der Flugzeugindustrie: Diese sei ebenfalls gefährlich, aber eben sicher. Und das vor allem, weil es dort ausreichende Anwendungstests, Monitorings und Qualitätskontrollen gebe, alles fuße auf validen Daten. 

Dr. Patrick Henry, in New York mit dem Lifetime Achievement Award  von Nobel ausgezeichnet, lieferte einen beeindruckenden historischen Abriss der Entwicklung und Anwendung von Implantaten. Seine Kernforderung an die derzeitige Entwicklung lautete: „Wir brauchen gerade auch mit Blick auf die Entwicklung der Behandlungskosten neue Therapiekonzepte.“ Und Burton Langer, Träger des Nobel Biocare President’s Award und Mitglied der Leitungsgruppe des Wissenschaftlichen Komittees dieses Kongresses, verwies auf die kulturellen und sozialen Aspekte, die sehr unterschiedlich seien und für die es jeweils passende therapeutische Lösungen geben müsse.

Richtige Diagnose der Schlüssel zum Erfolg

Einig waren sich die Experten, dass der Schlüssel zu einer erfolgversprechenden Therapie immer in der richtigen Diagnose liege. Neben der Knochen- sei auch die Weichteilsituation von erheblicher Relevanz für die Therapieentscheidung. Welche der dann zur Verfügung stehenden Therapieoptionen und –systeme gewählt werde, liege einerseits an der Evidenz, andererseits aber auch an der Erfahrung des Behandlers, die eine relevante Komponente darstelle.

Auf die Möglichkeiten der antiinfektiösen Therapie verwies Prof. Dr. Andrea Mombelli, Genf. Dabei sei wichtig, dass die Therapie das komplexe mikrobiotische Umfeld erfasse, denn die Mikroorganismen befänden sich überwiegend außerhalb des erkrankten Gewebes. Dabei wies Mombelli die Vor- und Nachteile der Anwendung harter (Metall) oder weicher Instrumente auf. Überraschenderweise gibt es nicht allzu viele Studien, die die Effektivität von nichtchirurgischen und chirurgischen Interventionen beleuchten. Und überhaupt keine Studie lässt sich finden, die direkt und unmittelbar beide Wege vergleicht. So kommt Mombelli zu dem Schluss, dass unstrittig sei, in der Vorbehandlungsphase eine gute Mundhygiene zu erzielen, dass eine Implantatoberflächen-Reinigung – operativ oder nichtoperativ – zu antiinfektiven Therapie gehöre und dass es eine unterstützende dauerhaft Pflege des Implantates geben müsse.

Kurze Implantate: Keine ausreichende Datenlage

In der Diskussion über die Implantatlängen erinnerte EAO-Pastpresident Dr. Franck Renouard, der einen Überblick über kurze, schmale und Zygoma-Implantate gab, die Kritiker der kurzen Implantate an die Anfänge: Das erste von Nobel-Firmenurvater Per-Ingvar Branemark eingebrachte – und übrigens noch immer funktionierende – Implantat hatte eine Länge von fünf Millimetern. Tenor der Diskussion um kurze Implantate: Noch liegen nicht ausreichend Daten vor. Bislang aber scheint es so zu sein, dass die Misserfolgsrate der der übrigen Implantate ähnlich ist. 

Wie praxisnah in weiten Teilen die zahlreichen Vorträge waren, zeigte zum Beispiel der Experten-Talk am Schlusstag. Dort empfahl Prof. Paulo Malo, Gründer Malo-Klinik in Portugal, den Kollegen, im Falle einer Lockerung des Abutments, selbiges nicht gleich wieder festzudrehen. „Nehmen Sie es zunächst ganz raus, reinigen Sie es und bringen es erst dann wieder ein.“ So vermeide man, mögliche Verunreinigungen verstärkt in das Zahn- und Wurzelumfeld einzubringen.

Tag der Zahntechnik

Der ebenfalls angebotene Tag der Zahntechnik stand ganz im Fokus des neuen komplett digitalen Workflows durch NobelConnect. Von der Diagnose über die Behandlungsplanung und die Abstimmung mit dem Patienten bis hin zur geführten Operation  und der prothetischen Versorgung wird dieser Prozess ausschließlich digital erfasst und gesteuert. Präsentiert wurde dieses neue Konzept von Hans Geiselhöringer, Zahntechniker und Mitglied im Vorstand von Nobel Biocare.

Die in New York offiziell gegründete Foundation for Oral Rehabilitation (FOR) will sich speziell auch der Nachwuchsförderung widmen. So genannte Emerging Leader Councils (ELC) werden künftig helfen, die nächste Generation an führenden Zahnmedizinern zu fördern. Diese Talentförderung soll weltweit erfolgen, und dann soll es zu entsprechenden Wettbewerben kommen – jeweils einer in Europa und einer in Asien.

Während des Global Symposiums in New York sprach die Redaktion des DENTAL MAGAZIN mit Nobel Biocare CEO Richard Laube .