Individualisierter Abformpfosten
Das Buch „Implantate und Zahnersatz – Ein Arbeitsskript“ von Dr. Christian Hammächer aus Aachen gibt in kompakter und dennoch in wesentlichen Bereichen vertiefender Form einen guten und strukturierten Überblick über das komplexe Themenfeld der Implantatprothetik. Nachfolgend finden Sie einen kleinen Auszug aus dem Buch, ein Kapitel zur Weichgewebsausformung und Übertragung des Emergenzprofils mittels individualisierter Abformpfosten.
Eine Konditionierung des periimplantären Weichgewebes direkt nach der Implantatinsertion bzw. nach Implantateinheilung und Freilegung mittels individualisierter verschraubter oder zementierter Provisorien sowie individueller Gingivaformer kann die gingivale Stabilität der definitiven Versorgung erhöhen und zu voraussagbaren ästhetischen Resultaten führen. Voraussetzung für die Herstellung der Provisorien ist generell eine Abformung, ein Scan bzw. ein Registrat. Auch eine Herstellung auf der Basis digitaler dreidimensionaler Implantatplanungsdaten ist möglich. Abformung bzw. Registrat erfolgen entweder direkt nach der Implantatinsertion oder nach der Einheilung (transgingivale Einheilung) bzw. der Eröffnung. Davon ausgenommen sind am Stuhl hergestellte Sofortprovisorien. Bei den folgenden zahntechnischen Arbeitsschritten kann der Zahntechniker die Gingiva auf dem Meistermodell im Sinne eines idealen Emergenzprofils (Abb. 1) radieren. Ob die Gestaltung des Emergenzprofils eher konvex, gerade oder konkav erfolgt, richtet sich nach der Geometrie der Implantat-Abutment-Verbindung, der Insertionstiefe, dem Insertionswinkel sowie der Gingivadicke [37]. Ein Emergenzwinkel von mehr als 30° scheint ein Risikofaktor für Periimplantitis zu sein [38].
Bei einer alternativen Vorgehensweise wird auf dem Modell nur geringfügig radiert, und die Ausformung erfolgt durch sukzessives Antragen von Kunststoff in mehreren Schritten durch den Behandler. Es sollte jedoch versucht werden, diese Behandlungsschritte unter Beachtung eines minimalen Komponentenwechsels möglichst gering zu halten [39]. Ebenso muss darauf geachtet werden, keinen zu großen Druck auf die vestibuläre Gingiva auszuüben (diese sollte sich nach ca. 10 Minuten wieder einfärben), um Rezessionen zu vermeiden.
Nimmt man die verschraubten bzw. zementierten Provisorien ab, so erhält man nach erfolgreicher Ausformung den gewünschten Weichgewebstrichter. Das Ziel im weiteren Behandlungsverlauf ist die Übertragung des ausgeformten Emergenzprofils ins Dentallabor über individualisierte Abdruckpfosten, die die Information über die Trichtergeometrie enthalten [40]. Aufgrund der bereits erwähnten Problematik des Kollabierens der Weichgewebsmanschette um den konventionellen Abdruckpfosten ist eine präzise Übertragung mittels herkömmlicher Abformungen nicht möglich.
Zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gestatten in der konventionellen Technik die Übertragung der Weichgewebsgeometrie auf das Modell:
Der Weichgewebetrichter wird nach dem Ausschrauben der Heilungsdistanzhülse bzw. des Provisoriums und Einschrauben des Abdruckpfostens mit flüssigem Kunststoff bzw. Abformmasse gefüllt. Dies muss sehr schnell erfolgen, da die Weichgewebsmanschette schnell kollabiert.
Ein überlegenes Verfahren ist die Herstellung eines individualisierten Abformpfostens durch ein „Kopieren“ der provisorischen Krone. Dieser Pfosten übermittelt so exakt das Emergenzprofil auf das Arbeitsmodell (Abb. 2a–h).
Die Übertragung des ausgeformten Emergenzprofils ist ebenfalls im Rahmen digitaler Arbeitsprozesse [41] möglich. In dem im Anschluss an dieses Kapitel vorgestellten Patientenfall ist dies durch ein Doppelscanverfahren [42] von Implantat und Provisorium sowie ein anschließendes Datenmatching erfolgt.
Hinweis: Die Literaturliste ist im Buch verfügbar.
Implantate und Zahnersatz – Ein Arbeitsskript von Christian Hammächer
Softcover, 102 Seiten, 262 Abbildungen
ISBN: 978–3–00–069028–0
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