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"Zähne über Jahrzehnte erhalten"

Parodontal geschädigte Zähne können mit der richtigen Behandlung noch lange Zeit erhalten bleiben. Wie diese Behandlung aussieht und wie sich der Erfolg messen lässt, berichtet Dr. Wolfgang Westermann, Facharzt für Parodontologie, Emsdetten im Interview mit dentalmagazin.de.


Dr. Wolfgang Westermann, Facharzt für Parodontologie, Emsdetten Foto: privat


Wie lange können parodontal geschädigte Zähne funktionell erhalten werden?
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen zeigt, dass parodontal mittel bis stark geschädigte Zähne mit konsequenter Therapie über Jahrzehnte erhalten werden können. Selbst Zähne mit stark reduziertem Stützgewebe können über lange Zeiträume funktionell voll funktionstüchtig bleiben, und schneiden in vergleichenden Untersuchungen bei der Erfolgsquote mindestens ebenso gut ab, wie Implantate bei stark reduziertem Knochenangebot.
 
Und was müssen Zahnmediziner und Patient dafür leisten?
Voraussetzung für diese Ergebnisse ist eine systematische Behandlung, bestehend aus Initialbehandlung, weiterführender chirurgischer Behandlung und systematischer Erhaltungstherapie. Ein weiterer Erfolgsbaustein ist die Mitarbeit unserer Patienten.
 
Wie quantifizieren Sie den Behandlungserfolg?
Messen lässt sich dies alles in Millimetern und Prozenten: Sondierungstiefen, Attachmentgewinn oder –verlust, Furkationsbeteiligungen, Plaque- oder Blutungsindizes. So sind wir in der Lage, unsere Messwerte mit den früher erhobenen in Relation zu setzen und so zu beurteilen, ob der „Fall“ progressiv verläuft, oder ein „Stillstand“ der destruktiven Vorgänge eingetreten ist. Die Ziele sind streng definiert: API / SBI (bzw. BOP) unter 25 %; Sondierungstiefen maximal 3 – 4 mm; keine Furkationsbeteiligungen, Zigarettenkonsum unter 10 Zig./die.
 
Durch diese Behandlung kann der Status quo bei der Zahnschädigung also nicht erhalten werden?
Selbstverständlich kann es über Jahrzehnte hinweg keinen Stillstand geben, weil unser Patient lebt und seine Zähne im täglichen Leben benutzt! Zu allem Überfluss werden unsere Patienten, und auch wir Behandler, immer älter; das bedeutet, das Kauorgan ist funktionellen Belastungen und auch Pflegemassnahmen immer länger ausgesetzt.
 
Ein Langzeiterfolg ist demnach was?
Funktionelle Stabilität unter Berücksichtigung ästhetischer Faktoren bei gleichzeitig entzündungsfreiem Parodontium. Und wichtig ist auch zu wissen: kein Mensch benötigt 28 Zähne zum Überleben. Zähne haben vor allem eine soziale, kommunikative Bedeutung; das macht für beide beteiligten Parteien, Patient und Zahnarzt, die Therapie über lange Verlaufszeiträume deutlich stressfreier!
 
Die Jahrestagung der DGP findet vom 20. bis 21.9.2013 in Erfurt statt. Dort stellt Westermann unterschiedliche Fälle aus seiner Praxis vor, die nach den genannten Prinzipien über Jahrzehnte behandelt wurden.
 
Anmeldung und weitere Infos: www.dgp-jahrestagung.de