Dr. Mustermann bitte an Klasse II
Selbstverständlich ist Füllungstherapie keine Fließbandarbeit und auch wenn es sich um eine häufige Indikation handelt, so möchte man bei der Versorgung einer Klasse-II-Kavität nicht die gehetzte Atmosphäre von Supermarkt-Kasse 2 aufkommen lassen. Nichtsdestotrotz erscheint es alleine schon aufgrund der statistischen Daten geboten, sich mit möglichen Optimierungspotenzialen im Umfeld der „Class II“ zu befassen.
Die Klasse-II-Füllung kann gut und gerne als die Standard-Versorgung in der Füllungstherapie bezeichnet werden. Immerhin erhalten jährlich bis zu 69 % der Patienten eine direkte Restauration, und Klasse-II-Versorgungen machen 50 % davon aus [1]. Berücksichtigt man zudem, dass Füllungen im Allgemeinen mehr als ein Viertel [2] allein des GKV-Umsatzes ausmachen, wird die Bedeutung dieser Versorgungsform deutlich – und damit auch die der Klasse-II-Füllung im Speziellen. Sich mit diesem Thema gezielt auseinanderzusetzen, ist also auch aus wirtschaftlicher Sicht von entscheidendem Interesse. Dabei offenbaren sich an so mancher Stelle im Workflow Möglichkeiten, den Behandlungsprozess einfacher und sicherer zu gestalten.
Schon beim Blick auf die allgemeine Kostenstruktur einer durchschnittlichen Zahnarztpraxis wird erkennbar, dass die Personalausgaben und damit auch die Kosten für die Behandlungszeit eine zentrale Rolle spielen. Denn Zahlen von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung zufolge macht dieser Posten mit 41,2 % den größten Teil der Gesamtausgaben aus [3]. Eine Optimierung der Arbeitsabläufe und eine Verschlankung des Workflows gerade im omnipräsenten Bereich der Füllungstherapie erscheint vor diesem Hintergrund als naheliegende Stellschraube.
Zum Vergleich: Kosten für Materialien machen lediglich 9,2 % der Gesamtkosten aus. Dieses Verhältnis scheint aber längst nicht jedem Behandler bewusst zu sein. So schätzten etwa bei einer Umfrage unter 150 Zahnärzten im Dezember 2020 mehr als die Hälfte der Befragten den Anteil der Materialkosten höher ein [4]. Jeder fünfte Teilnehmer ging sogar davon aus, dass Materialkosten zwischen 21 und 30 % der gesamten Praxiskosten ausmachen.
Einsparpotenziale
Wenn der Faktor Zeit in Relation zu den Ausgaben für Materialien also ein derart bedeutender Kostenfaktor ist, welche Einsparungspotenziale bieten sich dann im Rahmen des Klasse-II-Workflows?
Kontaktpunktgestaltung: Einen ersten und entscheidenden Ansatzpunkt kann dabei die Kontaktpunktgestaltung darstellen. Schließlich gilt sie vielen Behandlern als der komplexeste Teilschritt einer Klasse-II-Restauration. Ganze 70 % der Zahnärzte halten es für den schwierigsten Part des Workflows [5]. Ein Drittel macht es noch konkreter und bezeichnet die Platzierung der Matrize als den problematischsten Schritt [6]. Als eines der am einfachsten zu bedienenden Teilmatrizensysteme auf dem Markt hilft Palodent V3 (Dentsply Sirona) dabei, zuverlässig enge Kontakte und natürliche Konturen einfach herzustellen. Unter anderem dient die spezielle Pin-Pinzette dazu, die Matrize sicher zu platzieren und zu entfernen. Das Komplettsystem inklusive Ring zur Separierung und Interdentalkeilen ermöglicht eine intuitive Applikation.
Iatrogene Schäden: Häufig unterschätzt werden iaotrogene Schäden des Nachbarzahns während der Kavitätenpräpara-
tion – diese können wirkungsvoll durch Metallschilde an den Keilen verhindert werden.
Adhäsiver Verbund: Als ebenfalls herausfordernden Arbeitsschritt erweist sich die Herstellung des adhäsiven Verbunds. So führte bei einer internationalen Befragung jeder dritte Behandler Überempfindlichkeiten bei Restaurationen auf ein unzureichendes Eindringen des Adhäsivs in die Dentinkanälchen zurück [7]. Klar ist: Bei zu feuchtem Dentin kann das Adhäsiv womöglich keine gleichmäßige Abdeckung erreichen, wodurch der Haftverbund geschwächt wird und postoperative Hypersensibilitäten entstehen können. Bei zu trockenem Dentin wiederum können Kollagenfasern kollabieren und das Eindringen des Adhäsivs verhindern.
Kommt es in der Folge zu Überempfindlichkeiten, leidet nicht nur die Patientenzufriedenheit: Erneute Besuche des Patienten oder eine eventuelle Erneuerung der Füllung auf Kulanz können die Praxis auch in wirtschaftlicher Hinsicht belasten. Indem das Universaladhäsiv Prime&Bond active (Dentsply Sirona) mit seiner aktiven Feuchtigkeitskontrolle dazu beiträgt, postoperative Hypersensibilitäten zu reduzieren, lässt sich dieses Risiko senken. So kam es etwa in einem Anwendertest bei über 3.000 Restaurationen nur in fünf Fällen zu postoperativen Überempfindlichkeiten – das entspricht einer Quote von weniger als 0,2 %.
Fehlgeschlagene Kompositrestaurationen: Verglichen mit dieser ausgesprochen niedrigen Zahl wirkt die folgende umso beachtlicher: Ganze 60 % der Behandlungszeit eines Zahnarztes nimmt der Ersatz fehlgeschlagener Restaurationen durchschnittlich in Anspruch [8]. Häufigste Ursache für das Versagen von Kompositversorgungen ist dabei Sekundärkaries [9, 10, 11]. Mögliche Gründe für dieses unerwünschte Phänomen sind unter anderem eine unzureichende Adaptation des Komposits an die Kavität sowie ein hoher Polymerisationsstress. Ein nicht unerheblicher Teil der Behandlungszeit dürfte demnach eng mit den werkstofflichen Eigenschaften des Füllungsmaterials verknüpft sein.
So setzt beispielsweise ein großer Teil der Behandler in Deutschland ein fließfähiges Material als Liner ein, um die Adaptation zu verbessern [12]. Niedrigviskose Materialien wie das Bulkfill-Komposit SDR flow+ (Dentsply Sirona) hingegen können dank ihrer hohen Fließfähigkeit selbst bei Inkrementen mit Stärken von bis zu 4 Millimetern ohne Liner zum Einsatz kommen (Abb. 1). Darüber hinaus sorgt die SDR-Technologie bei der Polymerisation für die Bildung eines entspannten Netzwerks und somit einen geringen Polymerisationsstress. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeit eines Haftungsversagens bezüglich der Adhäsivschicht wirkungsvoll gesenkt werden.
Farbauswahl: Eine weitere Stellschraube findet sich schließlich auch bei der ästhetischen Gestaltung der Restauration: Immerhin 14 % der Klasse-II-Behandlungszeit entfällt auf die Auswahl des Komposit-Farbtons. In jedem zweiten Fall ist die getroffene Wahl nicht ideal [13]. Angesichts der Tatsache, dass das menschliche Auge bei dieser Tätigkeit Untersuchungen zufolge nur in 27 % der Fälle richtig liegt, kann diese niedrige Erfolgsquote aber kaum überraschen.
In diesem Zusammenhang erweist sich ein Universalkomposit mit einem ausgeprägten Chamäleoneffekt als vorteilhaft. So fügt sich z. B. Ceram.x Spectra ST (Dentsply Sirona) aufgrund der speziellen Mikrostruktur seiner SphereTEC-Füller harmonisch in die bestehende Zahnsubstanz ein. Zudem wird die Farbauswahl durch fünf universelle, sogenannte Cloud-Farben erleichtert. Mit ihrer Hilfe lässt sich die gesamte Vita-Skala [14] abdecken. Zusätzlich lassen sich mit nur einer Farbe (A2) in Kombination mit dem Chamäleoneffekt bis zu 80 % der Fälle abdecken, und das mit einer Ästhetik, die natürlicher als die von Single-Shade Kompositen sein kann [15].
Polymerisation: Einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert während des Behandlungsprozesses nimmt zudem die Polymerisation der Füllungsmaterialien ein. Die Polymerisationslampe SmartLite Pro (Dentsply Sirona) schafft hierfür eine Belichtungsfläche in etwa der Größe eines Molaren und sorgt für eine gleichmäßige Lichtverteilung mit einer Lichtleistung von rund 1.250 mW/cm2. Der gebündelte Lichtstrahl ermöglicht eine verlässliche und sichere Polymerisation, was für die Behandlung ein wesentlicher Faktor sein kann. Denn gerade in der Tiefe nicht vollständig polymerisiertes Adhäsiv oder Komposit kann den Restaurationserfolg deutlich kompromittieren oder zunichte machen.
Darüber hinaus handelt es sich bei der SmartLite Pro um ein modulares System, welches durch Wechselaufsätze neben der Polymerisationsfunktion auch die Möglichkeit von Transillumination, beispielsweise als Hilfsmittel zur Kariesdetektion, bietet. Mit dem EndoActivator-Aufsatz wurde die Indikationsbreite zudem um die Aktivierung von Spüllösungen im Rahmen endodontischer Behandlungen erweitert.
Fazit für die Praxis
Die Füllungstherapie im Allgemeinen und Klasse-II-Versorgungen im Speziellen spielen im Praxisalltag eine zentrale Rolle. Zahlreiche Daten unterstreichen nicht nur die Bedeutung dieser Restaurationsform, sondern zeigen über verschiedene Stationen des Workflows verteilt auch Optimierungspotenziale auf.